Stille mein Sehnen
dich rauszuschmeißen.“
„Du musst nicht meine ganze Vergangenheit kennen. Darauf hast du wahrlich kein Recht.“
Aidan lachte, schloss die Tür ab und deutete zu seinem Wagen. „Na los, ich fahr dich heim. Vielleicht kann ich dir auf der Fahrt noch ein paar Antworten entlocken.“
„Ich habe die dumme Angewohnheit, während der Fahrt einzuschlafen.“
Kapitel 7
„Bill? Bill, bitte lass mich rein.“ Seit einer halben Stunde stand Faith vor seinem Schlafzimmer. „Rede mit mir, bitte.“
Sie sank mit dem Rücken an der Tür hinab und setzte sich auf den Boden. „Es tut mir leid! Es war keine gute Idee, dass du zuschaust. Ich wollte dir lediglich zeigen, dass ich es genieße und mir nichts passiert.“
Aus dem Zimmer hinter ihr kam nichts als Schweigen. Seit der Session vor zwei Tagen hatte sie ihn nicht gesehen. Entweder war er in der Praxis oder schloss sich in den Zimmern ein.
„Bill, so geht das nicht weiter. Du kannst dich nicht ewig vor mir verstecken. Irgendwann musst du mit mir reden.“
Da ging die Tür auf, und Faith fiel nach hinten.
„Ups! Kannst du dich nicht ankündigen?“ Das gekünstelte Lachen blieb ihr im Hals stecken. In Bills Augen stand unendliche Traurigkeit.
Schweigend ging er in sein Zimmer zurück und ließ sich in einen der Ledersessel, die am Fenster standen, fallen. Faith setzte sich ihm gegenüber und musterte ihn.
„Rede mit mir, Bill. Was geht in dir vor?“
„Weißt du, warum ich gegangen bin? Nicht, weil du Janettes Schläge derart genossen hast, dass du fast von allein zum Höhepunkt gekommen wärst. Ich bin gegangen, weil du den Hals nicht vollkriegst. Du hättest diesen Orgasmus unterdrücken können, da bin ich mir sicher. Ich kenne dich zu gut. Aber nein, du wolltest noch mehr geschlagen werden. Du überschreitest jegliche Grenzen. Nein! Du hattest nie welche! Deshalb konnte Karl dich widerstandslos in diesen Abgrund zerren. Bevor nicht Blut fließt, bist du nicht zufrieden. Das ist krank, Faith!“
Faith war sprachlos. In solchem Maß aufgebracht hatte sie Bill noch nie erlebt. Seine Stimme überschlug sich durch das Schreien. Jetzt saß er heftig atmend vor ihr und funkelte sie wütend an.
„Hast du nichts dazu zu sagen?“
„Nein, Bill! Wenn du mich so siehst, habe ich dem nichts entgegenzusetzen.“
„Es ist die Wahrheit!“
„Du irrst dich. Ich habe Grenzen. Ich habe Karl verlassen.“
„Du hast ihn nicht verlassen. Ich habe dich rausgeholt, und anschließend bist du vor deinem Verlangen geflohen.“
Zwischen Wut und Scham hin- und hergerissen, suchte Faith nach Worten. Dass Bill die wahren Beweggründe ihrer Flucht nach New York kannte, war ihr nie klar gewesen. In einem täuschte er sich jedoch: Lucas Verlangen war Schuld daran gewesen, dass sie die weiteren Schläge in Kauf genommen hatte. Sein Anblick ließ sie die Beherrschung verlieren, nicht der Wunsch nach mehr Schmerz. Sie war zu aufgebracht, um Bill vom Ausgang der Session zu erzählen. Er verurteilte etwas, was er nicht verstand, und sollte Aidans Annahme stimmen … Aufmerksam beobachtete sie Bill. Mittlerweile stützte er die Ellbogen auf die Knie und verbarg das Gesicht in den Händen. Er sah verloren aus.
„In dieser Nacht vor sechs Jahren, wolltest du da sterben?“, fragte Bill gepresst.
„Ich will nicht darüber sprechen. Das hat nichts mit der Session von Montagmorgen zu tun!“
„Alles hat damit zu tun. Deine haltlose Gier, dein Verlangen nach Luca. Du hast den Schmerz bis in jede Zelle genossen. Das ist nicht normal. Warum hast du dich nicht gegen Karl gewehrt? Warum hast du das alles ertragen? Du warst nicht gefesselt.“
Diese Frage hatte sie sich in den letzten Jahren oft gestellt. Möglicherweise hätte sie sich mehr wehren können, doch was brachte es ihr, diese Nacht immer und immer wieder im Geiste durchzuspielen? Und Bill war der Letzte, der ihr einen Vorwurf machen durfte. Auch er versuchte, sie in ein Leben zu pressen, das sie nicht wollte.
„Ich war ihm hörig. Du hast keine Ahnung, wie es sich anfühlt, wenn es nur einen Menschen auf der Welt gibt, der dir das geben kann, was du brauchst.“
„Das weiß ich sehr wohl“, warf Bill ein.
Ihr war klar, dass er seine unerfüllte Liebe zu ihr meinte, doch sie war zu aufgebracht, um darauf einzugehen. Er wollte wissen, warum sie bei Karl geblieben war? Das konnte er haben.
„Karl war der erste sadistische Mann, dem ich begegnet bin. Er gab mir das, was ich brauchte. Anfangs hat er mich in
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