Stille mein Sehnen
dir?“
„Charles!“ Ein liebevolles Lächeln glitt über Mayas Gesicht. „Das war Wahnsinn! Wir haben uns auf einer Party gesehen und konnten die Augen nicht voneinander lassen. Damals arbeitete ich in einem kleinen Kosmetikstudio. Zwei Tage später tauchte er da auf, und von diesem Augenblick an haben wir uns nicht wieder getrennt. Zwei Wochen später bin ich bei ihm eingezogen und nach anderthalb Jahren heirateten wir. Ich bin wahnsinnig glücklich. Er ist ein toller Mann.“
„Das ist er!“
„Du meinst jetzt Luca, nicht meinen Charles?“, scherzte Maya.
Faith musste schmunzeln. „Ja, ich meine Luca.“
„Ich will nicht unhöflich sein, aber ich muss arbeiten. Luca wird Augen machen, wenn ich mit dir fertig bin. Ich weiß schon, in welche Geschäfte wir nachher gehen werden.“
Brandons Zauberhände verwöhnten sie. Warm und glitschig vom Öl glitten sie über Faiths Rücken und lockerten die verspannten Schultern. Genüsslich seufzend versank sie in Erinnerungen an die letzte Nacht. Liebe! War das Liebe?
Jedenfalls hatten sie gestern etwas ganz Besonderes miteinander geteilt. Sie hatten sich beide dem anderen hingegeben. War das das ganze Geheimnis? Von Lucas Dominanz war nichts zu spüren gewesen. Es kam ihr eher so vor, als hätte er sich ihr zum Geschenk gemacht. Vanillasex nannte sie es – doch es war so viel mehr. Liebe?
Plötzlich spürte sie Brandons Hand zwischen ihre Schenkel gleiten. Faith versteifte sich, riss den Kopf hoch und sah ihn böse an. „Was tun Sie da?“
Abrupt zog er die Hand zurück. „Mrs. Lymandt sagte, ich solle Sie auf jede erdenkliche Weise verwöhnen.“
Faith presste sich das Handtuch vor die entblößte Brust. „Das können Sie, ohne an mir herumzufummeln. Konzentrieren Sie sich auf meine Schultern, mehr brauche ich zum Wohlfühlen nicht.“ Zögernd legte sie sich hin, und obwohl Brandon seine Finger jetzt bei sich behielt, war es mit der Entspannung vorbei. Maya würde was zu hören bekommen. Was dachte sie sich nur?
Anthony war das Paradebeispiel eines schwulen Frisörs. Mit theatralischer Geste und viel Getue fuhr er ihr mit seinen dünnen, langen Fingern durch das Haar und schüttelte den Kopf.
„Meine Güte! Wer hat Ihnen diesen Haarschnitt verpasst? Eine Katastrophe! Gut, dass Sie jetzt bei mir sind. Und diese Farbe ist todlangweilig. Ein paar Highlights würden wahre Wunder bewirken. Keine Sorge! Anthony wird das richten.“
Er verhüllte den Spiegel und rannte zwei Stunden mit Töpfchen und Tiegelchen, Schere und Kamm durch die Gegend. Währenddessen beschäftigte sich Susanne mit ihren Händen. Als Faith sich weigerte, Nagellack auftragen zu lassen und diese die Nase rümpfte, riss ihr endgültig der Geduldsfaden. „Jetzt hören Sie mir mal gut zu: Ich arbeite in einer Bar. Lackierte Fingernägel finde ich eklig und werde mich von Ihnen nicht dazu zwingen lassen. Anthony, bist du endlich fertig? Langsam wird mir das Getue zu viel.“ Mit offenem Mund starrte er sie an, ließ die Schere fallen und verschwand. „Was ist denn nun schon wieder los?“ Faith war genervt. Erst Brandons Übergriff und jetzt dieses übertriebene Gehabe. Diese Haarfarbe trug sie ihr ganzes Leben lang, und niemand hatte sie je langweilig gefunden. Ihre Hände waren sauber und gepflegt. Was sollte der ganze Quatsch? Das war eindeutig nicht ihre Welt.
Maya kam auf sie zugerannt, gefolgt von einem aufgebrachten Anthony. „Was ist los? Bist du mit Anthony nicht zufrieden?“
„Er nörgelt die ganze Zeit an mir herum und wird nicht fertig. Woher soll ich wissen, ob ich zufrieden bin? Ich sehe nicht, was er mit mir macht?“
Als würde sie ein Kunstwerk enthüllen, zog Maya das Seidentuch vom Spiegel. Faith stockte der Atem. Die Frau im Spiegel erschien ihr völlig fremd. Das Haar schimmerte in allen Rottönen der Welt, funkelte wie Rubine, das Licht brach sich darin. Der Schnitt war gewohnt kinnlang, aber fransiger und frecher. Susanne hatte ihr ein zartes, natürliches Make-up aufgelegt. „Wow!“
„Sag ich doch!“ Anthony stand hinter ihr und grinste sie durch den Spiegel triumphierend an. „Hat sich das lange Warten gelohnt?“, fragte er spitz.
„Wow!“, stammelte Faith.
Maya lachte. „Du siehst traumhaft aus. Jetzt noch ein tief ausgeschnittenes Kleid und Stiefel, und Luca fällt über dich her, sobald er die Tür öffnet.“
Faith sah zu Maya auf und erwiderte das boshafte Grinsen. „Vielleicht möchte ich mich ja mit ihm
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