Stille mein Sehnen
war es auch unbeschreiblich. Ich kann mich nicht erinnern, jemals so viel gefühlt zu haben. Was die Session betrifft …“ Kurz wand er sich, suchte nach Worten. Er wollte sie nicht verschrecken, war ihr jedoch die Wahrheit schuldig. „Gib mir noch etwas Zeit. Ich muss erst zur Ruhe kommen. Es ist ein gutes Gefühl, dass du mir vertraust, aber ich traue mir selbst nicht.“
„Mit Rebecca hattest du eine Session!“ Der Vorwurf in ihrer Stimme war nicht zu überhören.
„Willst du Aidan als Aufpasser dabei haben?“ Unmut schwang in seiner Frage mit, und es herrschte eine bedrohliche Spannung im Raum. Er wollte nicht mit ihr streiten, wollte die Erinnerungen an letzte Nacht nicht damit zerstören, dass sie sich am ersten gemeinsamen Morgen die Augen auskratzten.
„Was hast du heute noch vor?“, fragte Faith.
„Ich muss in die Praxis. Nach zwei Tagen sollte ich mich mal blicken lassen. Und du?“
Sie zuckte mit den Schultern. „Ich wollte Maya in ihrem Spa besuchen und mir eine Massage gönnen. Du kennst Maya näher, stimmt’s? Im Apartment kanntest du dich auch recht gut aus.“
Abermals klang ihre Stimme schnippisch. Er fühlte sich angegriffen. Wo war die Harmonie der letzten Nacht geblieben?
„Ja, ich habe eine Vergangenheit, genau wie du. Maya war vor einer halben Ewigkeit meine Freundin. Sie traf Charles, verliebte sich, wir gingen getrennte Wege, und jeder war glücklich.“
Unterschwellig brodelte es zwischen ihnen. Sollte die vergangene Nacht ein einmaliges Erlebnis gewesen sein? Luca wollte das nicht glauben.
Faith stand auf und seufzte. „Ich glaube, ich sollte jetzt gehen. Wir sehen uns morgen.“
Luca trat hinter sie und legte ihr den Arm um die Taille. So aufgewühlt konnte er sie unmöglich gehen lassen. „Was ist los mit uns?“ Er hauchte ihr einen Kuss auf den Hals. „Ich will mich nicht mit dir streiten.“
„Ich auch nicht“, sagte sie leise und ließ sich gegen seine Brust sinken. Es fühlte sich gut an, sie im Arm zu halten.
„Wollen wir uns heute Abend zum Essen treffen? Ich könnte uns was Leckeres kochen.“
Faith drehte sich in seiner Umarmung um und lächelte. „Du kannst kochen?“
„Nun hör aber auf. Meine Großmutter war Italienerin. Ich kann eine hervorragende Pasta. Gegen acht Uhr?“
„Versprich mir, dass wir nicht über die Vergangenheit reden.“
„Versprochen!“
Eine Stunde später kam Faith zu Hause an. Luca hatte darauf bestanden, sie zu fahren, um länger mit ihr zusammen zu sein. Er war so lieb. Minutenlang hielt er ihre Hand, küsste sie und wollte sie nicht gehen lassen. Bis sie aus dem Wagen stieg, ertrank sie regelrecht in diesem Wohlgefühl.
Die Wohnung fühlte sich fremd an. Im Schlafzimmer stehend, starrte sie zu ihrem Bett. Nein, nicht ihr Bett – Mayas. Bilder formten sich in ihrem Kopf – Luca und die zierliche Blonde, sich windend, lustvoll schreiend. Energisch wandte sie den Blick ab. Die Spannung am Morgen lastete schwer auf Faith. Warum war es zu dieser Gereiztheit gekommen, wo sie sich lieber in seinen Armen verlieren wollte? Die vergangene Nacht verunsicherte sie. Die ganzen überwältigenden Gefühle waren zu viel.
Wieder sah sie aufs Bett und hörte Lucas Seufzen.
„Hör auf, Faith Evans. Deine Vergangenheit ist wesentlich schlimmer als seine und er macht dir auch keinen Vorwurf. Ihr seid beide keine zwanzig mehr. Natürlich hattet ihr andere Partner.“ Dennoch fühlte sich alles anders an, seitdem sie von seiner Beziehung zu Maya wusste. Vielleicht sollte sie sich ein neues Bett kaufen?
„Quatsch! Du benimmst dich kindisch“, schalt sie sich, wandte sich abrupt ab und ging ins Bad.
Ein nagendes Gefühl ließ Faith seit einer halben Stunde vor demSpa Style and Wellness World stehen und unschlüssig von einem Fuß auf den anderen treten. Eigentlich mochte sie die flippige selbstbewusste Frau, aber der Gedanke, Maya könnte in Lucas Armen dasselbe erlebt haben wie sie letzte Nacht, schnürte ihr die Kehle zu. Wie Säure breitete sich dieses unbekannte Gefühl in ihrem Magen aus.
„Faith?“
Ein Blick zur Seite bestätigte ihre Befürchtungen. Mit einem strahlenden Lächeln kam Maya auf sie zu und riss sie augenblicklich in die Arme. Anfangs versteifte sich Faith, ergab sich dann jedoch der Überschwänglichkeit der Begrüßung.
„Was machst du hier draußen? Warum gehst du nicht rein?“
Sie quälte sich ein Lächeln ab. „Ich weiß nicht recht.“
„Komm, wir machen uns einen schönen Tag, mit
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