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Stille Nacht: Ein Fall für Hubertus Hummel (German Edition)

Stille Nacht: Ein Fall für Hubertus Hummel (German Edition)

Titel: Stille Nacht: Ein Fall für Hubertus Hummel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Ummenhofer , Alexander Rieckhoff
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anschließend »Stille Nacht« anstimmte, wurde Hummel wieder ganz warm ums Herz. Er stellte sich auf die Zehenspitzen, um vielleicht doch irgendwo Elke zu erspähen. Zwar machte er den einen oder anderen Bekannten aus, doch von seiner Ex keine Spur.
    Anschließend versuchte Riesle seinen Freund zu einem Schlummertrunk zu überreden, doch der lehnte dankend ab und verabschiedete sich. Für heute reichte es ihm. Wenn er schon nicht mit Elke feiern konnte, wollte er wenigstens endlich allein sein und sich seiner süßen Melancholie hingeben.
    Er verabschiedete sich und spazierte kurz darauf über das menschenleere Hubenloch – Deutschlands höchstgelegenen Rosengarten, der jetzt unter den Schneemassen ächzte. Seine Gedanken waren bei einem Glas gutem französischem Rotwein, das er sich zu Hause noch genehmigen würde. Dazu würde er dem Kuhreihen auf CD lauschen und vielleicht noch mal bei Elke anrufen.
    Ja, das würde er tun. Vielleicht war sie ja schon zu Hause.

10. RENDEZVOUS MIT DER EIGENEN FRAU
    Hubertus war nervös. Und wie! Schon seit fünfundzwanzig Jahren war er nicht mehr so nervös gewesen. Allenfalls vielleicht als junger Referendar, als der gestrenge Schulrat ihn bei seinem Unterricht geprüft hatte.
    Oder natürlich, als Elke hochschwanger gewesen war und Hummel die Schnapsidee gehabt hatte, trotzdem mit Klaus zum Eishockey zu gehen. Zwar hatte der SERC damals fünf zu zwei gegen Rosenheim gewonnen, aber als Hubertus siegestrunken nach Hause kam, war Elke nicht mehr da gewesen. Sie hatte mit dem Taxi ins Städtische Klinikum fahren müssen, wo Martina schließlich zur Welt gekommen war. Vier Stunden hatte er vor dem Kreißsaal gewartet – es war fürchterlich gewesen.
    Doch nun stand ihm etwas weit Schlimmeres bevor: ein Rendezvous mit ebendieser Frau.
    Was sollte er nur anziehen?
    Hubertus war verzweifelt. Schon am Vortag hatte er zu Hause bei seinen Eltern außerordentlich ungeschickt gewirkt und beim Mittagessen die Schale mit Kartoffelbrei heruntergeworfen, den es zum Braten hätte geben sollen. Martina, die ihn begleitet hatte, obwohl sie erst gegen halb vier morgens nach Hause gekommen war, hatte dies mit einem kecken »Papi! Bist du verliebt oder was?« quittiert.
    Hummel schaute aus dem Fenster. Martina war schon wieder weg. Immerhin war sie diesmal nicht von Dominik Schreiner, sondern von Marion abgeholt worden.
    Es hatte aufgehört zu schneien: ein kühler, aber sonniger zweiter Weihnachtsfeiertag.
    Hubertus blickte auf seine Armbanduhr: siebzehn Uhr.
    Es dämmerte.
    Noch drei Stunden bis zum Treffen mit Elke.
    Nachdem er heute schon dreimal die »Greatest Hits« von Cat Stevens rauf-und runtergehört hatte, um sich auf Elke einzustimmen, war jetzt was anderes dran. Er schaltete das Radio ein: Auf SWR 3 nervte ihn die berufsjugendliche Moderatorin, Radio Neckarburg spielte Volksmusik und Klassik-Radio ein besonders avantgardistisches Stück.
    Dann lieber wieder eine Platte. Eine LP, um der guten alten Zeiten willen. Er durchstöberte seine alte Sammlung. Sade, Santana, Bob Seger, Simon & Garfunkel, Bruce Springsteen … Er entschied sich für Simon & Garfunkels »Concert in Central Park« und ging die Treppe hinauf, um zu den Klängen von »Mrs Robinson« seinen alten Smoking anzuprobieren.
    Drei Minuten später war er um eine Enttäuschung reicher. Der Smoking passte nicht mal annähernd.
    Kein Wunder. Wann hatte er den zum letzten Mal angehabt?
    Bei der »Matthäuspassion« im Münster vermutlich, aber das war auch mindestens fünf Jahre her. Wahrscheinlich wäre der Smoking auch zu festlich gewesen. Aber man konnte zum Rendezvous mit seiner eigenen Frau an Weihnachten doch schlecht in alten Jeans gehen?
    Gerade als Hubertus sich in eine graue Stoffhose gezwängt hatte, klingelte das Telefon.
    Elke? O Gott! Sie sagt ab, befürchtete Hubertus.
    »He! Wir sehen uns nachher, oder?«, dröhnte es aus dem Hörer. Es war Klaus.
    »Ich sagte doch: vielleicht«, antwortete Hummel etwas ungehalten.
    »Wir sind jedenfalls ab halb neun im Bistro«, meinte Riesle ungerührt.
    Wir? Ausgerechnet Klaus, der immer den einsamen Wolf gegeben hatte, verließ seine Wohnung nun offenbar nicht mehr ohne seine Freundin. Fast logisch, dass er sie nun auch in die Stammkneipe mitbrachte.
    Für Hubertus war der Fall klar: Entweder klappte die Versöhnung mit Elke, dann wollte er heute nicht mehr ins Bistro. Oder sie klappte nicht, und dann …
    Aber darüber wollte er gar nicht erst nachdenken.
    »Na, dann bis

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