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Stille Nacht: Ein Fall für Hubertus Hummel (German Edition)

Stille Nacht: Ein Fall für Hubertus Hummel (German Edition)

Titel: Stille Nacht: Ein Fall für Hubertus Hummel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Ummenhofer , Alexander Rieckhoff
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überaus nettes Gespräch. Hubertus fand, dass er in Hochform war, er scherzte, flirtete ein wenig und schien bei Elke sehr gut anzukommen.
    Mit einem charmanten Lächeln verzieh sie ihm sogar, dass er ihren Rotwein umstieß. Er sollte wirklich an seiner Feinmotorik arbeiten. Aber solange er das mit seinem Charme wieder wettmachte …
    Nach einem guten Essen, Hubertus hatte sich opportunistischerweise Elke angepasst und sich – das sollte bei ihm etwas heißen – für eine gemischte vegetarische Platte sowie einen Obstsalat zum Nachtisch entschieden, war es allmählich Zeit, zur Sache zu kommen.
    Fand Hubertus.
    Er bestellte einen Rotwein und sah Elke tief in die Augen.
    Jetzt oder nie!
    Mit der Kraft zweier »Edelmann«-Biere, dreier badischer Rotweine und dem Rioja von zu Hause sagte er: »Elke, wir verstehen uns einfach.«
    Er atmete tief durch.
    »Ich muss dir etwas sagen …«
    Elke wirkte ganz ruhig. Dann meinte sie: »Hubertus, mir geht es im Moment nicht besonders gut. Ich habe Probleme mit meinem Karma. Gib mir etwas Zeit.«
    Hubertus überhörte das mit dem Karma. Darauf war er ohnehin schon gefasst gewesen. Das mit der Zeit gefiel ihm allerdings noch weniger.
    »Noch mehr Zeit?«, fragte er. »Elke. Wir gehören zusammen. Wir gehören zusammen wie …« Verzweifelt suchte er nach Worten. »Schatz …«
    Das Wort kam ihm plötzlich reichlich fremd vor, trotzdem fuhr er fort: »Schatz, du kannst jetzt nicht …«
    »Folgendes, Hubertus«, setzte Elke an. »Ich bin derzeit …«
    »Meine Liebste«, hörte Hummel plötzlich jemanden neben sich rufen.
    Schulz!
    Nein!
    Stadtrat Schulz. Tatsächlich.
    Wieso war der denn auf einmal hier?
    Der Widerling kam näher, küsste ihre Hand und setzte sich unaufgefordert auf den Stuhl neben sie.
    Hubertus beachtete er gar nicht.
    Elke lächelte.
    Vielleicht war Bröse gar nicht das eigentliche Problem. Nicht mehr zumindest.
    In Hubertus rumorte es. Nein, es kochte.
    »Aha!«, rief er. »So ist das also!«
    Er sprang auf, trank sein Glas in einem Zug aus, zischte ein »Schönen Abend noch …« und ging auf den verdutzten Kellner zu.
    Aus den Augenwinkeln sah er, wie Elke ihm halb erschrocken, halb empört nachstarrte. Vielleicht war auch eine Spur Enttäuschung in ihrem Blick.
    Hummel ließ sich die Rechnung ausdrucken, was nach seinem Dafürhalten ewig dauerte, zahlte im Stehen und verließ eilig das Lokal. Mindestens zwanzig bohrende Augenpaare waren auf ihn gerichtet. Er fühlte sich elend.
    Wohin er jetzt gehen würde, war ihm klar. Er brauchte ein Bier – und keine romantische Einsamkeit.

11. BÄUERLE UND SILBERMANN
    Hausmeister Bäuerle schimpfte leise vor sich hin. Er war urlaubsreif.
    Von wegen stille Nacht und friedliches Fest. Dutzende Gottesdienste hatte es in den letzten Tagen in seiner Münsterpfarrei gegeben.
    Wenigstens war Weihnachten für dieses Jahr vorbei.
    Der Abendgottesdienst am Stephanstag bildete den Abschluss der hektischen Tage für ihn. Doch schon an Silvester und Neujahr würden die Aktivitäten wieder zunehmen. Die Münstergemeinde war ziemlich rührig.
    Er öffnete die Tür des Gemeindezentrums, das zweihundert Meter vom Münster entfernt lag.
    Ein Blick auf die Armbanduhr: Viertel nach zehn. Den Feierabend hatte er sich nun redlich verdient, und er wollte sich noch mit ein paar Freunden auf ein Bier treffen.
    Kurz darauf strich er sich über seine blonden kurzen Haare. Verdammt!
    Er hatte vergessen, die Benediktinerkirche abzuschließen – das zweite Gotteshaus, für das er zuständig war.
    Andererseits: Was sollte schon passieren? Vielleicht würde sich ein Obdachloser darin aufwärmen. Dann wäre seine Unterlassung eine nachgerade christliche Tat.
    Allerdings war in der fast dreihundert Jahre alten Kirche schon das eine oder andere zu rauben. Außerdem befand sich darin die Rekonstruktion der legendären Silbermann-Orgel aus dem 18. Jahrhundert.
    Vor einigen Jahren war die Idee geboren worden, die Orgel wieder in der Benediktinerkirche aufzustellen. Doch das Original war bei einem Bombenangriff im Zweiten Weltkrieg komplett zerstört worden. Also sorgten die Schwarzwälder mit Patenschaften für Pfeifen, Register und Orgelgehäuse dafür, dass das gute Stück von einem elsässischen Künstler wiederhergestellt werden konnte.
    Nicht zuletzt deshalb würde es der Dekan kaum lustig finden, wenn Bäuerle seine Aufsichtspflicht verletzte.
    Ebenso missmutig wie pflichtbewusst lief er also über das Kopfsteinpflaster im Innenhof des

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