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Stille Seele (German Edition)

Stille Seele (German Edition)

Titel: Stille Seele (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leonie Lastella
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„Jackson, was ist denn los? Wer war denn an der Tür?“ Sie blieb wie angewurzelt im Flur stehen.
    Jakob richtete sich etwas auf und fuhr sich über die geröteten A ugen. „Mama!“
    „Jakob!“ Liebevoll schloss sie ihn in ihre Arme und drückte ihn fest an sich.
     
    Zwei Stunden später saßen sie alle gemeinsam im Wohnzimmer. Jakob war frisch geduscht und saß zusammen mit Paul auf dem einen Sofa, seine Eltern und Sarah auf dem Sofa gegenüber. Jackson hatte sie informiert und die beiden waren sofort gekommen. Ein unang enehmes Schweigen breitete sich aus, das Jakob durch ein Räuspern unterbrach.
    „Mama sagte, du wärst mittlerweile verheiratet und ihr erwartet ein Kind?“ Jakob bemühte sich, so akzentfrei wie möglich zu sprechen. Irgendwie hatte er das Gefühl, seiner Mutter eine Freude zu machen, indem er in ihrer Muttersprache sprach. Als könnte er damit wenig stens etwas wieder gutmachen.
    Paul nickte und verschränkte befangen die Hände. „Ja, Elli ist im siebten Monat. Wir sind sehr glücklich. Es tut mir leid, dass du nicht bei der Hochzeit dabei sein konntest, aber du warst weg und niemand wusste, wie wir dich erreichen konnten! Oma wollte uns die Adresse nicht geben und zum Schluss wusste sie ja selbst nicht, wo du steckst!“ Er zuckte verlegen mit den Schultern.
    „Du musst dich nicht entschuldigen. Ich habe nicht erwartet, dass sich das Leben hier aufhört zu drehen. Ich freue mich für dich!“
    Paul grinste. „Was ist aus dem kleinen Hitzkopf geworden, den ich meinen Bruder genannt habe?“
    „Den habe ich wohl irgendwo unterwegs verloren!“ Jakob schmunzelte und rutschte dann etwas mehr zur Sofakante. „Dad hat euch hergeholt, weil ich mit euch allen sprechen wollte.“ Jakob schluckte und rieb sich mit dem Daumen über die Schläfe. „Ihr alle habt mitbekommen, dass ich desertiert bin. Es tut mir leid, dass ich einfach abgehauen bin, aber ich hatte Angst. Angst vor dem Knast, Angst, dass sie mich zurückschicken!“
    „Was ist jetzt anders?“ Jackson blickte Jakob fragend an.
    „Jetzt lass ihn doch mal aussprechen!“ Jakobs Mom schlug ihrem Mann unsanft auf den Oberschenkel.
    „Nein, Mom, ist schon gut. Die Frage ist berechtigt. Ich habe eine Frau kennengelernt. Eine Frau, für die ich alles tun würde, damit es ihr gut geht und dazu gehört auch, mich meiner Vergangenheit zu stellen.“
    „Du bist verliebt!“ Paul grinste verschlagen. „Aber wenn sie das hier aus dir rausholt, bitte! Wo steckt sie?“
    „Sie ist in Kanada. Wir haben uns ‘ne ganze Zeit zusammen auf der Flucht vor der Polizei befunden und das hat sie – uns kaputt gemacht. Ich wollte, dass sie sich erholt und um ihren Vater kümmert. Es ist eine lange Geschichte, aber sie hätte hier nichts ausrichten können und ich möchte auch nicht, dass sie jahrelang auf mich wartet oder das, was jetzt kommt, mit ansehen muss. Ich denke nicht, dass das mit uns noch Zukunft hat. Wie du schon mal sagtest, Dad, die Konsequenzen trage ich!“
    „Wann wirst du dich stellen?“ Sarah blinzelte unsicher zu ihm herüber.
    „Ich denke, sobald ich ein bisschen von Moms Essen genießen dur fte. Wahrscheinlich morgen!“
    Wieder setzte Schwiegen ein. Keiner wusste, was er hätte sagen sollen.
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
    18. Oktober 2010, Militärgefängnis, Fort Leavenworth, Kansas
     
     
    Jakob trat in die tiefstehende Sonne, die den nachmittäglichen Himmel in ein kräftiges Rot tauchte. Er atmete tief durch und setzte sich für einen Moment auf den Bürgersteig. Neben ihm standen eine einfache Reisetasche und ein kleiner Rucksack. Ich bin sechsundzwanzig und mein ganzes Leben passt in eine Tasche und einen Rucksack. Das ist echt erbärmlich.
    Er fuhr sich über die Stirn und kaute unschlüssig an seiner Lippe. Als sie vor etwa einem Monat die zweijährige Kontaktsperre aufgeh oben hatten, hatte er seinen Eltern den genauen Entlassungstermin mitgeteilt. Ansonsten war das Gespräch eher stockend verlaufen. Keiner von ihnen wusste so recht, was er sagen sollte, und Jakob hatte schon nach wenigen Minuten wieder aufgelegt. Sie hatten gesagt, sie würden kommen, aber wer konnte sich da schon so sicher sein. Welche Veranlassung sollten sie haben, den weiten Weg tatsächlich auf sich zu nehmen? Das Verhältnis war schon in seiner Jugend extrem konfliktbeladen gewesen und in den letzten acht Jahren hatten sie sich, vorsichtig formuliert, selten gesehen. Es wäre

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