Stille Seele (German Edition)
gegenüberliegenden Wand. Ihre Beine schlangen sich voll Verlangen um seine Hüfte, während seine Hände ihre Brüste suchten und er sie gegen die raue Tapete presste. Ein tiefes Stöhnen entfuhr ihm, als sie fahrig an seinem Gürtel nestelte. Ungeduldig half er ihr, seine Hose zu öffnen, schob ihr Nachthemd nach oben und drang in sie ein. Ihre Hände durchwühlten seine Haare, ihr Atem streifte sein Ohr und verursachte einen wohligen Schauer auf seinem Rücken, während sie sich seinem Rhythmus anpasste.
„Ich liebe dich, Julie!“ Seine Stimme klang rau, fordernd, und nur Minuten später erreichten sie gemeinsam den Höhepunkt. Lange bli eben sie an die Wand gelehnt stehen und Jakob vergrub sein Gesicht an ihrer Haut und in ihren Haaren. Leise wiederholte er sich. „Ich liebe dich!“
„Ich liebe dich auch, Jakob Benjamin Atwood!“
8. Juni 2008, Nordwestliches British Columbia
„Hast du die Tasche aus dem Badezimmer?“
„Ja, das hast du mich schon dreimal gefragt!“ Julie verdrehte genervt ihre Augen und schob ihr Kaugummi von der rechten in die linke Backe.
Jakob betrachtete sie einen Augenblick und schüttelte dann den Kopf. Obwohl er es sich erhofft hatte, hatte sich an ihrem Alltag und den nervenaufreibenden Reibereien nichts geändert. Die Situation war und blieb unerträglich und daran änderte auch kein Glas mit Erde oder guter Sex etwas. Es hatte sie für einen kurzen, isolierten Zeitraum wieder etwas näher zusammengebracht, aber es dauerte viel zu kurz, ehe die Realität erneut ihre Schatten warf.
„Warum schüttelst du den Kopf?“ Sie blitzte ihn kampfeslustig an.
„Ich habe den Kopf nicht geschüttelt!“
„Natürlich hast du!“
Er wusste, dass es unsinnig war, sich über so etwas zu streiten und bemühte sich, seine Stimme ruhig und gelassen klingen zu lassen. „Wir müssen tanken!“
„Müssen wir? Dann tank eben!“
Jakob verzog das Gesicht. „Wir haben nur noch dreihundert Do llar!“
„Und das sagt mir jetzt was?“
„Was meinst du denn, was es dir sagen soll?“ Gereizt verzog Jakob das Gesicht und trommelte mit seinen Händen auf das Dach des alten Ford.
Julie lächelte spöttisch. „Dreihundert Dollar sagt mir, dass wir noch tanken können!“
Jakob stieß entnervt die Luft aus seinen Lungen. „Manchmal glaube ich, dich interessiert es gar nicht, wie knapp wir über die Runden kommen!“
„Klar, deshalb gehe ich auch jeden Tag shoppen und residiere in Fünfsternehotels! Ach ja, und ich stehe auch auf den Geruch von a ltem Frittierfett. Im Übrigen der einzige verfluchte Grund, warum ich in jeder gottverdammten Burger-Filiale Kanadas gejobbt habe!“ Mit einem wütenden Ausdruck auf dem Gesicht ließ sie sich auf den Beifahrersitz fallen und knallte die Tür von Caspers Pickup zu.
Stumm stieg Jakob ein und fuhr an. Alles, was sie erwarten würde, waren eine neue Stadt, ein neuer Job, genauso mies wie die vorang egangenen, und die Gewissheit, dass sie jede Meile, die sie zurücklegten, weiter von ihrem Zuhause und voneinander entfernte. Er drückte das Gaspedal grimmig etwas weiter durch und sah, wie das Motel hinter ihnen kleiner wurde, wie so viele davor, und die Landschaft an den Wagenfenstern vorbeiflog.
Das Schweigen hielt schon seit über einer Stunde an. Nicht einmal als sie getankt hatten, hatte sie etwas gesagt, sondern hatte nur stumm das Portemonnaie aus dem Fenster gereicht. Jakob sah, wie sehr Julie unter der eisigen Atmosphäre litt, aber ihm fehlte die Kraft, wie so oft den ersten Schritt zu machen. Genau genommen war die Einstellung nicht mal besonders fair, denn sie hatte mindestens genauso oft den ersten Schritt gemacht wie er. Trotzdem blieb er stumm und fuhr, den Blick konzentriert auf die Straße gerichtet, weiter in Richtung Westen. Die Kluft zwischen ihnen tat körperlich weh und raubte ihm die res tlich verbliebenen Nerven.
Sie waren beinahe im Norden British Columbias angekommen. D anach würden sie Richtung Süden fahren und dann wieder Richtung Westen. Die Hauptsache war, immer in Bewegung zu bleiben. Jakob war sich nicht einmal sicher, ob sie überhaupt noch verfolgt wurden. Die Wahrscheinlichkeit war eher gering, aber die Möglichkeit, erneut durch einen dummen Zufall aufzufliegen, war immer präsent.
„Kaugummi?“ Zögernd streckte Julie ihm die Packung entgegen und wagte ein Lächeln.
Er schüttelte den Kopf, zwang sich aber, ihr Lächeln zu erwidern. Es half nichts, sich ständig
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