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Stille Seele (German Edition)

Stille Seele (German Edition)

Titel: Stille Seele (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leonie Lastella
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kommen.“
    Jakob lachte unsicher auf. „Du stirbst doch nicht!“
    „Irgendwann sterben wir alle.“ Connor wischte sich umständlich mit dem Handrücken über das Gesicht und zog geräuschvoll die Nase hoch. „Versprich es mir! Egal, wann und wie, ich möchte nach Hause!“
    „Ich verspreche es. Connor! Weißt du, wir haben beide etwas auf dieser Straße da drüben verloren, und das kann uns niemand mehr wiedergeben, aber wir haben überlebt. Wir müssen diese Chance nu tzen, und wenn du als alter Mann sterben solltest, dann bringe ich dich gerne zurück, aber bis dahin …“ Er sah kurz von der Straße auf. „Es ist eine Chance, Connor. Unsere Chance!“
    Connor reagierte nicht merklich.
    „Hast du mir zugehört?“
    „Ich bin hier, oder?“
    „Ja! Und ich trete dir in den Arsch, wenn du auch nur überlegst, abzuhauen! Ach ja, und nenn mich nie wieder Prinzessin, sonst setzte ich dich beim nächsten Militärgefängnis raus!“
    Connor lächelte, ohne dass es seine Augen erreichte, und zog sich die Kapuze seines Sweatshirts über den Kopf. Das Gespräch schien für ihn beendet zu sein, denn er legte mit geschlossenen Augen seinen Kopf gegen die Scheibe.
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
    12. Juli 2005, Lewisville, Texas
     
     
     
    Jakob ließ sich die warme Sonne von Lewisville auf das Gesicht scheinen, während er auf die beiden Coffee to go wartete. Die Brö tchen in der Tüte in seiner Hand verströmten einen verlockenden Geruch. Jakob grinste und fing leise an, die Melodie aus dem Radio des kleinen Diners mitzusummen. Sie waren jetzt seit etwas über drei Wochen unterwegs. Die Interstate 35 würde sie direkt weiter nach Fort Worth bringen. Jakob verstummte und vermied den Gedanken an die Aufgabe, die sie dort erwarten würde. Diese Reise tat ihnen gut. Connor war aus seiner depressiven Phase wieder aufgetaucht. Sie lachten, sie hatten Spaß und machten gemeinsam Pläne für ihren Neuanfang in Kanada. Auch, wenn der Besuch bei Torres‘ Frau das Ganze überschattete, entfernte sie jede Meile ihres Trips etwas weiter von dem, was sie hatten erleben müssen. Sie würden auch diese Sache gemeinsam schaffen und damit Torres‘ letzten Wunsch respektieren. Zugegeben würde das nicht gerade das Highlight ihres Trips werden und es würde auch danach immer wieder Rückschläge geben, aber die letzten Wochen hatten die Zuversicht wachsen lassen, dass alles gut werden würde. Jakob machte sich keine Illusionen, dass sie nicht irgendwann das Heimweh einholen würde, und er war sich sicher, dass ihr gemeinsames Trauma noch für einiges an Problemen sorgen würde, aber sie waren zu zweit. Sie konnten sich gegenseitig stützen, und sobald sie in Kanada Fuß gefasst hätten, würde es einfacher werden. Über die Frage, wie dieses Fußfassen genau vonstatten gehen sollte, versuchte er zurzeit nicht nachzudenken. Sie würden sich immer auf der Flucht befinden. Sie hatten sich einvernehmlich dagegen entschieden, den offiziellen Weg zu gehen und politisches Asyl zu beantragen, das in letzter Zeit immer häufiger abgelehnt wurde. Es würde nicht einfach werden, ohne Papiere über die Runden zu kommen, aber sie würden das schaffen.
    „Alles zu seiner Zeit!“ Er hatte die Worte nur gemurmelt, und trotzdem sah ihn der Verkäufer befremdet an.
    „Wie bitte?“ Er schüttelte verständnislos den Kopf. „Hier Ihr Kaffee. Das macht dann zwei vierzig.“
    Jakob nickte, reichte das Geld über den Tresen und balancierte dann die zwei Kaffeebecher vor sich her.
    Wenig später schloss er das Zimmer des Motels auf und fluchte lauthals, als sich ein Teil des Kaffees dabei über seine Hand ergoss. Mit Schwung warf er die Brötchentüte auf den Tisch, den Schlüssel scheppernd hinterher, gab der Zimmertür einen achtlosen Fußtritt und setzte dann betont vorsichtig den Kaffee auf der Tischplatte ab.
    „Connor, bin wieder da!“ Ohne eine Antwort abzuwarten, öffnete er die Brötchentüte und biss herzhaft in eines der Brötchen. Kauend rief er ins Bad. „Was zum Teufel machst du da eigentlich die ganze Zeit? Bist ja schon ‘ne Ewigkeit da drin, und mich nennst du Prinzessin.“
    Wie immer ignorierte Connor Jakobs Vorwürfe wegen seines Spitznamens.
    Jakob seufzte lächelnd. „Ich habe uns Frühstück mitgebracht.“ Er biss ein weiteres Stück seines Brötchens ab, wischte sich die Krümel vom Kinn und ließ sich hinterüber auf das viel zu weiche Bett

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