Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Stille Seele (German Edition)

Stille Seele (German Edition)

Titel: Stille Seele (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leonie Lastella
Vom Netzwerk:
ein weiteres Mal abschüttelte und er ihn sofort zurücklegte. Er merkte, wie er begann, die Stärken und Schwächen seines Gegners zu analysieren, sein Gewicht und den Alkoholisierungsgrad zu schätzen und all das zu einem großen Ganzen zusammenzufügen.
    Nein, das ist weder der richtige Ort noch der richtige Zeitpunkt, um den Helden zu spielen, du Idiot.
    Jakob senkte den Kopf etwas zwischen die Arme und versuchte, regelmäßig und tief durchzuatmen, aber in seinem Kopf formten sich bereits die Bilder, die seinen Gegner innerhalb weniger Sekunden kampfunfähig machen würden.
    Verdammte Scheiße, du bist hier nicht im Krieg. Der Typ ist es nicht wert, alles zu gefährden.
    Jakob hätte am liebsten weggehört, wäre gegangen, aber er blieb regungslos am Tresen stehen und hörte, wie Julie verzweifelt versuchte, Casper abzuschütteln. Mit einem Knall stellte Jakob sein Glas auf den Tresen.
    „Hast du nicht gehört, was sie gesagt hat?“
    „Was soll das denn jetzt werden?“ Casper blinzelte ihn aus müden Augen an und taumelte leicht rückwärts. Dabei streifte sein Körper Julies und sein Arm legte sich fester um ihre Schultern.
    „Sie hat dich gebeten zu gehen!“ Jakobs Stimme zitterte vor Wut und er musste sich anstrengen, um nicht loszubrüllen. Jeder Muskel in seinem Körper war bis zum Zerreißen gespannt.
    „Jay!“ Julie guckte ihn entgeistert an.
    „Ich habe gesagt, du sollst sie loslassen!“
    „Sonst was?“ Casper trat einen Schritt vor und gab Jakob einen sanften Stoß.
    In einer fließenden Bewegung packte er Caspers Hand, drehte sie ruckartig nach hinten und streckte ihn mit einem gezielten Schlag in den Nacken und einer weiteren Drehung des gesamten Arms nieder. Heftig atmend hielt er ihn einen Augenblick am Boden, bevor er au fstand, die entsetzten Gesichter von Julie und ihren Freunden ignorierte und an ihnen vorbei nach draußen stolperte.
    Hinter sich hört er, wie Julie besorgt auf Casper einredete, der sich stöhnend am Boden wälzte. Dann schlug die Tür hinter sich zu und nächtliche Stille umfing ihn. Tief sog Jakob die kühle Nachtluft ein.
    „Jakob, jetzt warte doch mal.“ Julie musste ihm nach draußen gefolgt sein, lief ihm hinterher und erreichte ihn, als er gerade in die nächste Seitenstraße einbog.
    „Kannst du mal stehenbleiben?“
    „Warum?“
    „Warum?“ Sie schüttelte verständnislos den Kopf. „Was ist denn los, Herrgott nochmal? Erklär mir bitte, was das da drinnen gerade war.“
    Verbissen lief Jakob weiter. „Ich hätte das nicht tun dürfen!“
    „Du hast ihm fast den Arm gebrochen! Es hat keine zehn Sekunden gedauert und du hattest ihn am Boden! Was zum Teufel war das, bi tte?“
    Jakob zog entschuldigend die Augenbrauen nach oben, bevor er verbissen weiterlief. Genau genommen waren es fünf Sekunden, ganz nach Regel.
    „Das ist alles? Ein Schulterzucken? Kannst du mir vielleicht mal erklären, woher du so etwas kannst? Wieso du das getan hast?“
    „Er hat dich nicht losgelassen!“
    „Ich kann auf mich selbst aufpassen! Danke!“ Ihr Dank klang sarkastisch und war ganz offensichtlich nicht ehrlich gemeint.
    Jakob biss die Zähne aufeinander und grunzte anstatt einer Antwort.
    „Könntest du mit mir reden?“ Sie hielt ihn am Pullover zurück und Jakob bremste widerwillig ab.
    Genervt verdrehte er die Augen. „Was soll ich denn sagen? Was willst du von mir hören?“
    „Wie wäre es mit der Wahrheit?“
    Jakob schüttelte missmutig den Kopf. „Wenn du die Wahrheit h ören wolltest, würdest du mich nicht so ansehen!“
    „Wie genau sehe ich dich denn an?“
    „Anders! Als wäre plötzlich alles anders!“ Jakobs Stimme klang aufgebracht.
    „Wie soll ich dich denn angucken? Du bist anders. Das da warst nicht du. Ich habe dich in den letzten Monaten kennengelernt und so bist du nicht. Du hast Cas wehgetan. Du hast völlig neben dir gestanden.“
    „Du kennst mich nicht, Julie!“
    Sie rümpfte die Nase. „Vielleicht kenne ich dich besser, als du denkst, Jakob Atkins.“
    Jakob lachte bitter auf, als er seinen falschen Namen hörte. „Du weißt praktisch nichts von mir.“
    „Dann erzähl mir etwas. Irgendetwas, was mir hilft, das alles hier zu verstehen!“ Sie griff nach seiner Hand, aber Jakob machte sich ungeduldig von ihr los.
    „Ich kann nicht und es würde auch nichts ändern.“ Mit hochgez ogenen Schultern ging er über die regennasse Straße davon.
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
    12.

Weitere Kostenlose Bücher