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Stille Seele (German Edition)

Stille Seele (German Edition)

Titel: Stille Seele (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leonie Lastella
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„Wissen Sie noch, was genau passiert ist?“
    Jakob senkte den Blick. „Ich habe gearbeitet und die Gläser poliert. Wir hatten wenig zu tun heute.“
    „Und heute ist welcher Tag?“ Doktor Peters musterte ihn kritisch.
    „Der zwölfte Mai.“
    „Der dreizehnte, aber den Datumswechsel haben Sie verschlafen, das sehe ich mal nicht so eng. Was ist dann passiert?“
    Jakob zuckte mit den Schultern. „Ich weiß nicht. Ich bin irgendwie gestolpert und gefallen. Dabei muss mir das Glas in der Hand kaputt gegangen sein.“ Er machte eine entschuldigende Handbewegung in Williams Richtung. „Dass ich mir den Schädel angeschlagen habe, habe ich erst gemerkt, als Julie mir das Handtuch gegen die Wunde gepresst hat!“ Jakob biss sich auf die Unterlippe. „Wie geht’s ihr? Ich hab ihr wohl ‘nen ziemlichen Schrecken eingejagt!“
    „Nicht nur ihr!“ William brummte die Antwort zwar unwirsch heraus, aber einzig Sorge lag auf seinem Gesicht, kein Zorn, keine Wut und vor allem keine Ablehnung. „Sie wartet mit Stan auf dem Flur.“ Er kratzte sich am Kopf. „Hör mal, Jakob, wir sollten deine Eltern informieren. Sie sollten Bescheid wissen. Der Doc möchte, dass du noch einmal im Krankenhaus durchgecheckt wirst. Es wäre gut, wenn sie hier wären. Kannst du uns ihre Nummer geben, dann rufe ich sie gleich an!“
    Jakob setzte sich im Bett auf und runzelte die Stirn. „Ich will meine Eltern nicht anrufen. Herrgott, ich habe mir die Hand aufgeschnitten und den Kopf ein wenig angeschlagen. Das ist doch kein Grund, so einen Aufstand zu machen.“ Er spürte, wie seine Stimme härter wurde und seine Gesichtsmuskeln versteinerten. „Mir fehlt nichts.“
    Peters trat dicht an ihn heran und legte ihm die Hand auf die Schulter. „Du hast laut Julies Aussage bereits gekrampft, bevor du dir den Kopf angeschlagen hast. Du bist nicht gestolpert, sondern ohne ersichtlichen Grund zusammengebrochen. Das sollte man nicht auf die leichte Schulter nehmen.“
    „Das ist doch Quatsch.“ Sein Protest klang lahm und schwach. Er versuchte es erneut. „In ein paar Tagen bin ich wieder fit!“
    „Selbst wenn es so wäre, Jakob. Wir brauchen die Daten deiner Versicherung, damit der Doc mit ihnen abrechnen kann. Deine Eltern könnten sich um die Papiere kümmern und sie dir bringen. In Montana würde es bestimmt schneller gehen als dein Antrag hier in Winnipeg. Es wäre wirklich das Beste!“
    Jakob schnaubte wütend und starrte auf das Laken.
    „Morgan, magst du mich und Jakob einen Augenblick alleine lassen?“
    Doktor Peters nickte und verließ das Zimmer.
    William setzte sich auf die Bettkante und Jakob spürte seinen Blick auf sich ruhen, ohne dass er diesen erwiderte.
    „Hör zu, Jakob, ich weiß nicht, was vorgefallen ist, aber es gibt nichts, was es wert wäre, in so einer Situation auf die Unterstützung seiner Eltern zu verzichten.“ Er fuhr sich über die Bartstoppel an se inem Kinn. „Ich weiß, wovon ich spreche. Man vergibt seinen Kindern alles und glaube mir, sie werden dir helfen wollen. Also ruf sie an und lass sie das tun, was Eltern am besten können!“
    „Ich brauche ihre Hilfe nicht!“ Jakob war bewusst, dass er sich wie ein bockiges Kind anhörte. „Wie viel mag das Ganze hier kosten?“
    Etwas irritiert musterte William ihn. „Ich weiß es nicht genau. Vielleicht dreihundert Dollar oder etwas mehr, plus die Untersuchungen im Krankenhaus.“
    „Ich werde nicht ins Krankenhaus gehen und das Geld für Doc P eters habe ich!“ Er streckte kämpferisch den Unterkiefer vor.
    „Jakob!“
    „Ich habe mir alles gut überlegt.“
    „Und wann genau hast du das getan? Das mit dem IQ nehme ich zurück. Wenn du selbst mit ‘ner Kopfverletzung und unter Drogen noch so schnell überlegen kannst, scheint dein Hirn ganz gut zu fun ktionieren.“ William lächelte ihn sanft an. Dann wurde sein Gesichtsausdruck wieder ernst. „Du solltest die Untersuchungen machen lassen. Morgan meint, es könnte etwas Ernstes sein!“
    „Es ist nichts!“
    William seufzte ergeben, als er den entschlossenen Ausdruck auf Jakobs Gesicht sah. „Das kannst du nicht wissen!“
    Jakob verzog das Gesicht zu einer schiefen Grimasse. „Ich will meine Eltern nicht bitten zu kommen, und ich will auch in kein Kra nkenhaus. Ich habe nicht gekrampft. Mir ist natürlich klar, dass du mich unter den Umständen nicht weiter beschäftigen kannst.“ Sein Blick glitt über die dick verbundene Hand, die auf dem Laken neben seinem Körper lag und sich

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