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Stille Seele (German Edition)

Stille Seele (German Edition)

Titel: Stille Seele (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leonie Lastella
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Scherzes mit einem schiefen Grinsen, senkte aber den Blick, als er sah, wie Julie ihn zornig anfunkelte. Ruhig fügte er hinzu: „Woher weißt du, dass ich hier bin?“
    Ihre Antwort klang bissig und erinnerte Jakob an ihre Anfangszeit, als sie nicht in der Lage gewesen waren, auch nur ein vernünftiges Wort miteinander zu wechseln.
    „Stan ist ein lieber Kerl, aber nicht besonders gut darin, Geheimnisse für sich zu behalten.“ Sie sah ihn herausfordernd an.
    „Du hast ihn hoffentlich nicht gefoltert?“ Er grinste wieder und fül lte einen Becher mit dampfendem Kaffee. „Ich wäre so oder so heute zu euch gekommen.“
    „Ach ja?“
    „Ja!“ Jakob hatte erwartet, dass es nicht einfach werden würde, aber er hatte sich entschieden. Seit etwas mehr als sechs Monaten befand er sich jetzt auf der Flucht und er hatte nicht mehr die Kraft, das alleine durchzustehen. Er wollte wieder eine Familie und diese Menschen waren bereit gewesen, ihm genau das zu geben. Jakob musste einfach darauf vertrauen, dass sie ihm eine zweite Chance geben würden. Dass sie mit seiner Vergangenheit und seinen Entscheidungen umgehen würden können. Er seufzte, holte tief Luft und setzte sich dann auf die Lehne neben Julie. „Ich denke, ich schulde euch allen eine Erklärung. Was sagst du dazu, wenn wir deinen Vater besuchen?“
    „Er weiß nicht, dass du hier bist!“ Noch immer sah sie ihn unve rwandt an, wobei ihr Gesichtsausdruck unnahbar wirkte. „Es ging ihm schlecht, nachdem du weggegangen bist, und eigentlich hat er sich nicht wirklich davon erholt!“ Sie holte tief Luft und das erste Mal während ihres Gesprächs bröckelte ihre Fassade und gab den Blick auf ihre eigentlichen Gefühle frei. „Ich möchte, dass du gehst, bevor er mitbekommt, dass du wieder hier bist!“ Ihre schokoladenbraunen Augen wichen Jakobs Blick aus und fixierten ihre ineinander verschränkten Finger.
    „Ich möchte bleiben!“ Jakob stand auf, trat vor sie und blieb dann unsicher stehen. „Vielleicht könntest du es mich erklären lassen?“
    „Ich wollte, dass du es mir erklärst, aber du hast es vorgezogen zu gehen. Ich habe dir alles über mich und Dad und Jamie erzählt und das war nicht einfach für mich, aber du bist trotzdem abgehauen und hast dich einen Dreck darum gekümmert, was aus uns wird. Warum sollte ich dir überhaupt zuhören?“
    Langsam kniete Jakob sich vor Julie auf den Boden. Die Kälte der Holzdielen drang unangenehm durch den Stoff seiner Jeans. Jakob unterdrückte ein Frösteln, holte seufzend Luft und zögerte kurz, bevor er seine Hand vorsichtig auf ihre legte. Er war sich nicht sicher, ob es zu früh war, um sie zu berühren. Ob er das Recht darauf vielleicht längst verloren hatte. Dankbar schloss er die Augen, als sie ihre Hand nicht fortzog. „Du bist hier!“
    „Ich weiß nicht einmal, warum!“ Ihre Stimme klang kleinlaut.
    „Ich denke, wir wissen beide, warum!“ Jakob schluckte hart. „Ich weiß nicht, ob wir eine Chance haben oder ob du mich noch willst, wenn du meine Geschichte kennst, aber ich bin zurückgekommen und du bist hier. Das bedeutet etwas, oder nicht? Außerdem hast mich geküsst!“
    Sie lächelte gequält. „Vielleicht bedeutet es einfach, dass wir beide verrückt sind!“
    „Vielleicht!“ Jakob senkte seinen Blick.
    „Was ist passiert, Jay?“
    Er konnte ihr nicht in die Augen sehen, während er das aussprach, wofür ihn jedes Gericht der Welt verurteilen würde. „Ich bin ein D eserteur! Ich habe alles aufgegeben und verraten, was mir jemals etwas bedeutet hat, und deshalb kann ich es ohne euch nicht schaffen. Ich bin allein, ich habe Angst und ich kann nicht mehr zurück!“
    Julies Mund blieb sprachlos offen stehen und sie schüttelte immer wieder ungläubig den Kopf.
    Jakob sah sie an und knabberte unsicher an seiner Unterlippe herum. Er hatte erwartet, dass sie etwas sagen würde, aber ihre Sprachlosigkeit hielt an und das Gefühl, sich erklären zu müssen, ließ ihn schließlich fortfahren. „Ich bin illegal hier in Kanada und ich wollte euch da nicht mit reinziehen. Als ich Angst haben musste, dass dein Dad versucht, meine Eltern zu finden oder Papiere von mir zu bekommen, habe ich Panik gekriegt und bin abgehauen! Das war dumm, aber Menschen tun dumme Dinge, wenn sie in Panik sind.“
    „Du warst also nie in Winnipeg, um deine Papiere neu zu beantr agen?“
    Jakob schüttelte betreten den Kopf.
    „Du warst zwei Tage lang weg, was hast du in der Zeit gemacht?“
    „Ich war

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