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Stille Seele (German Edition)

Stille Seele (German Edition)

Titel: Stille Seele (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leonie Lastella
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verdammt spät!“
    Die Tür öffnete sich einen Spalt breit und Stan blinzelte ihm verschlafen entgegen. Seine Augen weiteten sich.
    „Hi, Stan, ich weiß, du hast keinen Grund, mich hereinzulassen, nachdem ich einfach so abgehauen bin, aber es ist echt scheiße kalt hier draußen!“ Jakob zeigte halb bittend, halb fragend auf den Hau sflur.
    „Jakob, Mensch, siehst ja halb erfroren aus. Na ja, und der Rest scheint auch nicht besonders gut beieinander zu sein.“ Er schüttelte energisch den Kopf und machte Jakob Platz, wobei seine rechte Hand auffordernd auf den Wohnbereich zeigte.
     
    Mit einem angestrengten Ächzen schmiss Jakob den Matschsack in die Ecke neben dem Schuhregal und folgte Stan in die Küche.
    „Tee?“
    Jakob nickte, besann sich dann aber auf die letzten Fragmente se iner Erziehung und fügte eilig hinzu: „Ja, gerne. Vielen Dank!“
    Wenig später standen zwei dampfende Becher Tee vor ihnen auf dem Küchentisch und Stan kniff seine Augen zu schmalen Schlitzen zusammen, während er Jakob fixierte.
    „Du willst sicherlich eine Erklärung haben!“
    Stan zuckte mit den Achseln. „Wie wär’s mit einer Entschuld igung?“ Seine Stimme hatte einen schnippischen Unterton, der nicht zu seiner gutmütigen Art und seiner Körpersprache passte.
    „Es tut mir ehrlich leid!“ Jakob verzog zerknirscht das Gesicht.
    „Ich fühle mich nicht wesentlich besser!“ Stan richtete seinen Blick stur auf die Wand hinter Jakob.
    „Wirklich, Stan!“
    „Du hättest nicht gehen müssen!“ Ein wenig der vertrauten Wärme und Herzlichkeit kehrte in Stans Stimme zurück, obwohl er sich nach wie vor bemühte zu verbergen, dass er bereits dabei war, Jakob zu vergeben. „Keiner hier hat es verstanden. Julie und Will ging es echt dreckig. Julie sagte, du wusstest von der Sache mit Jamie. Schlimme Sache und noch schlimmer, dass du trotzdem einfach abgehauen bist!“ Er schaute grimmig zu Jakob hinüber. Dann gab er es auf und brummte, während sich seine Gesichtszüge entspannten. „Warum bist du zurückgekommen? Ich meine, wenn ich der Notnagel bin, weil dir das Geld ausgegangen ist, dann kannst du gleich wieder abzischen! Ich will nicht, dass William oder Julie dich hier sehen, wenn’s dir nicht ernst ist.“
    Jakob lächelte leicht. „Das Geld ist mir schon vor drei Monaten ausgegangen.“ Etwas leiser fügte er hinzu: „Ich wusste nicht, wo ich sonst hin sollte. Du bist der Einzige, bei dem ich mir vorstellen kon nte, dass er mich nicht gleich die Haustür vor der Nase zuwirft.“
    „Was ist mit deiner Familie? Ich dachte, du wolltest zurück?“
    Jakob zuckte kläglich mit den Schultern.
    „Siehst echt scheiße aus. Haste in den letzten Monaten auch i rgendwann was gegessen?“ Stan betrachtete ihn prüfend.
    „Ab und an.“
    „Wo ist deine andere Tasche?“
    „Weg!“
    „Weg?“
    Jakob nickte. „Ehrlich gesagt habe ich kaum noch etwas zum A nziehen, kein Geld und vor allem keine Kraft mehr.“ Seine Stimme klang kleinlaut. „Ich wäre nicht gekommen, wenn ich noch irgendeine Idee gehabt hätte, wie ich es alleine hätte schaffen können.“
    „Also doch ein Notnagel!“
    „Nein!“ Jakob fuhr sich verzweifelt durch die Haare. „So war das nicht gemeint, Stan. Ich wäre am liebsten gar nicht erst gegangen, aber ich dachte wirklich, es wäre das Beste für alle.“
    „Und jetzt denkst du das nicht mehr?“
    Jakob schüttelte leicht den Kopf. „Ich bin mir nicht mehr sicher, aber das könnte auch an meinem leeren Magen liegen. Du musst mir glauben, dass ich euch nicht verletzen wollte. Im Gegenteil!“
    Stan nickte, stand auf und schlurfte durch die Küche. Er begann, mit Tellern zu klappern und eine Dosensuppe zu öffnen. „Wo warst du die letzten Monate?“
    „Mal hier, mal dort!“
    „Auf der Straße? Bei den Temperaturen?“ Stan sah ehrlich entsetzt aus.
    „Die meiste Zeit!“ Jakob nickte und rieb sich die noch immer klammen Finger.
    „Du bist also echt nicht zu deinen Eltern zurück?“ Die Mikrowelle gab durch einen langanhaltenden Piepton zu erkennen, dass die Suppe fertig war. Stan legte ein Handtuch um den Rand des Tellers und b eförderte ihn vor Jakob auf den Tisch. Die letzten Zentimeter ließ er den Teller rutschen und schüttelte dann fluchend die Hand, die er sich an dem heißen Teller verbrannte, bevor er wieder Jakob gegenüber Platznahm.
    Langsam und genießerisch begann Jakob, die heiße Suppe zu lö ffeln, und eine Weile herrschte Schweigen am Tisch. Dann legte er den

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