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Stille Seele (German Edition)

Stille Seele (German Edition)

Titel: Stille Seele (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leonie Lastella
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fangen an, Fragen zu stellen, wenn man keine Papiere hat, und dann muss ich wieder von hier fort.“
    „Und wenn du versuchst, politisches Asyl zu beantragen?“
    Jakob schüttelte leicht seinen Kopf und küsste Julie auf die Stirn. „Nein, Kanada hat während des Irakkriegs vielen Amerikanern politisches Asyl gewährt, aber in Afghanistan haben sie selbst Truppen. Die Wahrscheinlichkeit, dass sie einem politisches Asyl für etwas gewähren, das sie selbst unterstützen, ist extrem gering. Die Wahrscheinlichkeit, abgelehnt zu werden, ist einfach zu groß, und dann haben sie mich auf dem Radar!“ Jakob war aufgestanden und schlüpfte in seine Hose.
    „Du willst also einfach wieder gehen?“
    „Es ist nicht so, dass ich will! Aber wenn ich muss, ja! Dann werde ich gehen!“ Mit einem Ruck versenkte er den Kopf in der Halsöffnung seines T-Shirts. „Ich werde alles tun, um nicht zurück zu müssen!“
    „Dann war das hier gerade eine Einbildung? Eine Fatamorgana? Wolltest du mich nur ins Bett kriegen?“
    „Hat geklappt, oder?“ Er grinste sie schief an und wurde wieder ernst, als er sah, dass sie kurz davor war, ihm ins Gesicht zu springen. „War ein bescheuerter Scherz. Tut mir leid!“ Mit einer unbestimmten Handbewegung ordnete er seine Haare und erreichte das genaue Gegenteil. „Wir müssen einfach hoffen, dass wir viel Zeit haben, bevor ich wieder gehen muss!“
    Ungläubig stieß Julie die Luft aus. „Das kann nicht dein Ernst sein, Jay! Du kannst nicht von mir erwarten, dass ich mich auf so etwas einlasse. Ich meine, ich investiere Gefühle und dann verschwindest du wieder in einer Nacht-und-Nebel-Aktion und ich stehe allein da? Und Dad? Er geht daran kaputt!“
    „Es ist nicht gerade so, als hätte ich eine Wahl! Könnte ich wählen, würde ich bleiben. Bei dir, bei Stan und Will! Hier! Und wenn wir vorsichtig sind, uns zurückhalten, mit niemandem darüber sprechen, geht es ja vielleicht auch eine ganze Weile gut!“
    „Das ist kein Leben!“
    Jakob trat dicht an sie heran und strich eine ihrer Locken aus ihrem Gesicht. „Es ist mein Leben!“ Seine Stimme klang dunkel und rau und bevor sie seine Tränen sehen oder etwas erwidern konnte, verschloss er ihren Mund mit einem innigen Kuss. „Wir sagen es deinem Dad und Stan, niemandem sonst. Dann weiß Will, wieso ich gehe, wenn es dazu kommt. Es wird anders sein als bei Jamie. Ich werde versuchen, Kontakt zu halten und wiederkommen, wenn ich kann!“
    „So wie zu deiner Familie? Wann hast du sie das letzte Mal ges ehen oder gesprochen?“
    „Ich liebe dich!“
    Ein kurzes Lächeln huschte über Julies Gesicht. „Und sie nicht?“ Das folgende Schweigen hallte ohrenbetäubend zwischen ihnen nach. Er hätte so gerne etwas gesagt, was sie beruhigt hätte, aber ihm fiel nichts ein, was die Situation hätte retten können. Es gab nichts zu sagen, was es einfacher gemacht hätte, und erneut plagten ihn die Zweifel, ob es fair von ihm gewesen war, Julie diese Last aufzubürden. Es fühlte sich verboten egoistisch an, wiedergekommen zu sein.
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
    7. Januar 2007, Williams Bar und Restaurant
     
     
    „Du wolltest mich sprechen?“ William trat in den spärlich beleuc hteten Lagerraum und warf einen missmutigen Blick zur Deckenbeleuchtung. „Die zweite Birne ist auch durch. Wenn wir sie nicht bald austauschen, stehen wir ganz im Dunkeln.“ Er sah wieder zu Julie und blickte erstaunt auf, als Stan hinter ihm den Raum betrat. „Hi, Stan! Was tust du hier?“
    „Julie sagte, ich soll vorbeikommen. Sie hätten etwas Wichtiges mit uns zu besprechen!“
    „Sie? Wer sind sie?“ Williams Stirn legte sich in tiefe Falten, während er abwartend von Julie zu Stan sah.
    Julie senkte den Blick und trat unruhig von einem Fuß auf den a nderen. „Dad, ich möchte, dass du dich nicht aufregst!“
    „Aufregen? Worüber denn? Was ist denn hier los? Und warum sagst du so etwas nicht zu Stan, immerhin ist er derjenige mit dem Herzproblem!“ Er lachte unsicher auf.
    „Weil Stan schon weiß, worum es geht!“
    Williams Blick fiel auf Stan und dann auf Jakob, der aus dem Schatten eines Vorratsregals trat. Seine Augen weiteten sich und schimmerten feucht. „Jay?“
    „Ja, ich bin es!“ Er grinste schief und nickte entschuldigend.
    Bevor er auch nur eine der Fragen stellte, die ihm ganz offensich tlich auf der Zunge brannten, schloss William Jakob

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