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Stiller Tod: Thriller (German Edition)

Stiller Tod: Thriller (German Edition)

Titel: Stiller Tod: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Smith
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zurückbleiben.
    Als er den Schlitten der Glock zurückzieht und wieder vorschnellen lässt – ein Geräusch, als würde jemand husten –, sieht Dawn sich nach einer Waffe um, und da ist nur die halb leere Flasche auf dem Tisch. Sie packt sie am Hals, reißt sie hoch, dass ihr Wein den Arm runterläuft, und schlägt sie mit voller Wucht auf Vernons Schädel.
    Die Flasche zerbirst, und sie hält nur noch den gezackten Hals in der Hand. Vernon hat Glassplitter in den Haaren, wie Strähnchen, Wein und ein Blutrinnsal mäandern sich von der Stirn runter auf die Wange, aber er würdigt sie kaum eines Blickes, hält Augen und Pistole weiter auf Nick gerichtet.
    Dawn sieht seinen fleischigen Hals aus der Schutzweste ragen, auf dem sich Schweiß und Wein und Blut in den Hautfalten sammeln. Weiß, dass sie nur eine einzige Chance hat. Sie springt auf ihn zu und zieht ihm den abgebrochenen Flaschenhals quer über den Adamsapfel, spürt das Glas tief hineinschneiden und weiß, dass sie es richtig gemacht hat, als das Blut wahrhaftig wie eine Fontäne aus ihm rausschießt, auf die weiße Wand über Nick spritzt, die Glock aus Vernons Hand fällt und auf die Fliesen schlägt.
    Nick ist erstarrt, die Augen noch immer geschlossen, also holt Dawn mit dem Fuß aus wie ein echter Kicker und tritt gegen die Pistole, die Richtung Küche schlittert, sodass Vernon, der auf die Knie sinkt, sie nicht erreichen kann.
    Vernon hört Tony Orlando »Tie a Yellow Ribbon« trällern und weiß, dass er am Arsch ist. Er ist auf den Knien, Blut pumpt ihm in dicken Strahlen aus der Kehle, und er tastet nach der Glock, die nicht mehrda ist. Vernons Gesichtsfeld wird weich und verschwommen, als wäre er besoffen, sein Mund füllt sich mit etwas Warmem und Salzigem.
    Als er sprechen will, schwimmt seine Zunge, und er kriegt kein Wort heraus. Aber was er Dawn zu sagen hat, ist wichtig. Er will, dass sie es erfährt.
    »Dawnie!«, brüllt er, hört aber bloß ein blubberiges Flüstern. »Dawnie, ich hab mir deine Kleine geschnappt.«
    Er lächelt Blut zu ihr hoch, und sie schüttelt ihn und schreit und drischt auf ihn ein, aber er hört das Lied und sieht sie gar nicht mehr. Er sieht seinen Vater mit seinen Tattoos und seiner Zunge und seinen Fäusten und seinen Fingern und seinem dicken Ding.
    Sein Vater winkt ihn näher, sagt: »Komm her. Komm her, du kleiner Rammler. Ich warte auf dich, verdammt. Ich waaaar -te!«
    Und Vernon riecht ihn und schmeckt ihn und spürt ihn, und dann ist er da.
    Gott, noch mehr Blut.
    Unmengen Blut. Vernon Saul geht seiner letzten Vergeltung in grellem, pulsierendem Technicolor entgegen. Exley, der jetzt erst begreift, dass er nicht tot ist, bringt seine Gliedmaßen dazu, sich zu bewegen, kommt auf die Beine und macht ein paar Schritte auf Dawn zu, einem blutbesudelten Dämon aus einem Slasherfilm, der rittlings auf dem toten Mann hockt, ihn schüttelt, ohrfeigt, schreit: »Wo ist sie? Wo ist mein Kind?«
    Exley umfasst sie von hinten, schlingt die Arme um ihre Brust und versucht, sie von Vernon herunterzuziehen, sagt: »Dawn, er ist tot. Dawn!«
    Sie wehrt sich, und die Fliesen sind glitschig von Blut, und Exley rutscht weg, und dann liegen sie beide quer über Vernons Leiche wie Schlammcatcher. Dawn windet sich aus Exleys Griff und stürzt sich wieder auf Vernon, schlägt seinen Kopf auf den Boden, und die Wunde in seiner Kehle ist wie ein zweiter Mund, klafft und grinst, während Dawn drauflosdrischt.
    »Wo ist sie, du verdammter Scheißkerl? Was hast du mit ihr gemacht?« Sie keucht, Speichel hängt ihr von den Lippen.
    Exley nimmt Dawns Handy vom Tisch und hält es ihr hin. »Dawn, ruf den Babysitter an. Vielleicht hat Vernon gelogen.«
    Dawn glotzt auf das Handy, als wäre es ein rätselhafter Gegenstand, dann wird ihre Atmung langsamer, und sie blinzelt und nickt und kehrt wieder in sich selbst zurück. Sie nimmt das Handy, steht auf und drückt mit zitternden, roten Fingern eine Kurzwahltaste.
    Dawn tigert auf den Fliesen hin und her, während sie darauf wartet, dass jemand abhebt, streicht sich mit blutiger Hand die Haare aus dem Gesicht. Exley hört die eine Seite des Gesprächs mit, Dawns Stimme, die schriller wird und schluchzt, und er geht zu ihr, als ihr das Telefon aus den Fingern gleitet und auf den Tisch knallt.
    »Wann?«, fragt er.
    »Vor ungefähr zwei Stunden. Er hat ihr Geld gegeben. Hat gesagt, ich hätte ihn geschickt. Gott, Nick, das ist meine Schuld.«
    »Dawn, jetzt hör mir zu. Wir finden sie,

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