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Stiller Tod: Thriller (German Edition)

Stiller Tod: Thriller (German Edition)

Titel: Stiller Tod: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Smith
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Gittern vor den Fenstern, klebt direkt an einer niedrigen, pinkfarbenen Gutelaunekirche, die sich Tabernacle of Christ Our Lord nennt und eine Straßenecke im Mittelschichtsteil von Paradise Park einnimmt, zwei Karrees mit hübschen Häusern, in deren Einfahrten schicke Autos parken, versteckt hinter hohen Mauern und Zäunen. Die Häuser von Schuldirektoren und Buchhaltern und Drogendealern starren hoffnungsvoll zum fernen Tafelberg hinüber, sind aber nicht weit genug entfernt von der Mülldeponie, um den Gestank nicht abzubekommen und vor dem Anblick der nichtsnutzigen Leute von Tin Town verschont zu bleiben, dem Irrgarten aus Wellblechhütten, der an einer Seite aus Paradise Park herauswuchert wie eine Krankheit. Diese Leute suchen die Müllhalde nach allem ab, was noch irgendwie verwertbar ist. Deshalb heißt sie bei den Einheimischen Tin Town Mall.
    Als er sich zu dem Civic kämpft, sieht Vernon seine Mutter gegen den Wind gebückt zur Kirche gehen. Sie quatscht einem alten Trottel die Ohren voll, dem die Krawatte hochfliegt und ins Gesicht klatscht. Das Schlampenhaar seiner Mutter – eine Masse von Naturlocken, die sie geglättet und mit Gel zu einem beinharten Helm zusammengekleistert hat – rührt sich selbst bei diesem Sturm kein bisschen.
    Vernon lässt den Honda an und braust davon, klebt Minibus-Taxis fast hinten an der Stoßstange, scheucht mit seiner Hupe Fußgänger aus dem Weg, von denen viele an diesem Sonntagabend besoffen sind.Der Gestank seiner Mutter hängt noch immer im Wagen, und er haut auf den Knopf für die Klimaanlage. Die Luft strömt so kalt aus den Schlitzen, dass sie ein paar Sekunden sichtbar ist wie in einem Kühlraum im Schlachthof und ihm die Nebenhöhlen schmerzen. Er fragt sich, wer der alte Mann ist. Fragt sich, ob er die Situation im Auge behalten muss.
    Dann atmet er tief ein, lässt sich von der kalten Luft beruhigen, während er alle Anspannung in seinem Körper lockert. Er ist jetzt voll da. Total unbesiegbar. Docs Spritze hat ihm fast acht Stunden traumlosen Schlaf beschert, und als er wach wurde, spürte er frische Antriebskraft und zögerte keine Sekunde, seinem Impuls zu folgen und raus nach Llandudno zu fahren, wieder dieses Gefühl von Macht zu erleben, das er am Abend zuvor auf dem kleinen Privatstrand gehabt hatte.
    Die Dinge werden wieder klarer, ergeben Sinn, und deshalb war er auch nicht überrascht, als Nick Exley auftauchte und ihn um diesen Gefallen bat, weshalb er jetzt noch tiefer in Vernons Schuld steht.
    Den Prediger für die Bestattung aufzutreiben war ein Kinderspiel gewesen. Vor einem Jahr erwischte Vernon einen Gelegenheitsdieb, einen Wiederholungstäter, dem eine lange Haftstrafe blühte. Er bot ihm unter vier Augen an, ihn für entsprechende Gegenleistungen laufen zu lassen, und der Säufer erzählte ihm, er hätte aus dem Auto des Pastors einen Laptop geklaut und darauf jede Menge Schweinkram gefunden.
    Natürlich wollte Vernon Beweise sehen, und tatsächlich, als der Dieb den Laptop hochfuhr, war die Festplatte gerammelt voll mit runtergeladenen Kinderpornos. Vernon, dem die eigenen Erinnerungen hochkamen, juckte es in den Fingern, den Pastor seiner Mutter hopszunehmen, ihn nach Pollsmoor zu verfrachten, wo die Gefängnisgangs ihm den fetten Arsch aufreißen und ihm eine Kostprobe davon verpassen würden, was diesen Kindern angetan wurde. Aber sein gesunder Menschenverstand setzte sich durch. Dieser dreckige Perversling könnte ihm draußen mehr nützen.
    Vernon ging zu dem Pastor und zeigte ihm den Computer. Dem Mann brach der Schweiß aus vor Panik, denn er konnte förmlich sehen, wie sich sein Leben in den Pfützen auflösen würde, die ihm in den Achselhöhlen standen. Vernon sagte ihm, er sollte ruhig bleiben. Er würde die Sache für sich behalten. Aber falls er mal irgendwas brauchte …
    »Alles«, sagte das perverse Schwein. »Für Sie alles, Bruder Vernon.«
    Und deshalb versuchte der verlogene Mann Gottes nicht mal Einwände zu erheben, als Vernon in sein Haus gestürmt kam und ihm sagte, er sollte morgen früh mit der Bibel in seinen stinkigen Flossen auf ihn warten.
    Nick Exleys Tochter würde ihre kleine Abschiedsparty bekommen.
    Vernon kommt zu Hause an, holt sich eine Cola aus dem Kühlschrank und pflanzt seinen Arsch vor den Fernseher, steckt sich eine Lucky an. Ihm bleibt eine Stunde, bis er seine Mutter abholen muss. Auszeit. Zeit, sich zu erholen.
    Er fischt eine silbrig glänzende Disc aus der Hemdtasche, legt sie in den

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