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Stiller Tod: Thriller (German Edition)

Stiller Tod: Thriller (German Edition)

Titel: Stiller Tod: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Smith
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DVD-Spieler ein und stellt das laute Zischen, das aus den Fernsehlautsprechern rauscht, auf stumm. Der Bildschirm bleibt ein paar Sekunden dunkel, ehe sich ein Timecode-Fenster öffnet und rasend schnell die Frames zählt. Dann sieht Vernon sich Splitscreen-Aufnahmen von den Kameras an, die auf der Veranda von Exleys Haus angebracht sind: das Grüppchen Weiße am Strand, die drei Männer, die Frau und das Kind.
    Die Kameras nehmen mit sechs Bildern pro Sekunde auf, daher sind die Bewegungen hektisch, wie ein Schnellschnitt-Musikvideo: Schwarze Schatten rasen über den Sand, die Kleidungsstücke der Leute flattern wie irre Vogelscheuchen im Wind.
    Vernons Kontaktmann Don, der Techniker bei Sniper (ein Tablettenjunkie, der das ertrinkende Kind unbedingt auf seinem Video mit den Highlights der von Sniper-Kameras aufgezeichneten Einbrüche und Carjackings haben will), hätte die Übertragung von der Festplatte auf Echtzeit verlangsamen können, aber das hätte zu lange gedauert.
    Dann kommt ein Sprungschnitt: Jetzt ist es dunkler, Exley und der Australier sind allein am Strand und rauchen Gras. Vernon beugt sich vor, als die Kleine von der Veranda gelaufen kommt, die Shorts ihres Vaters packt, er sie ignoriert, an seinem Joint nuckelt. Das Mädchen läuft aus dem Bild. Aber Vernon weiß wohin. Zum Ersaufen, dahin.
    Die Aufnahme stoppt. Geräuschblitze und Bildausfall. Sie setzt wieder ein, weil die Frau den Bewegungsmelder auslöst, als sie aus dem Haus stürzt, mit wedelnden Armen. Exley sprintet ins Wasser, seine Frau und der Doperaucher starren ihm hinterher, die Frau fällt zu Boden wie in einer altmodischen Komödie. Vernon genehmigt sich einen großen Schluck Cola, lacht leise.
    Der magere Trottel schleppt tropfnass das tote Kind aus dem Ozean. Die Kleine ist ihm fast zu schwer, so ein Schwächling. Er legt sie auf den Sand und beugt sich über sie, hat keine Ahnung, was er machen soll, und im Zeitraffer sieht seine Panik zum Schreien komisch aus.
    Dann kommt der Moment, auf den Vernon gewartet hat, als er im Bild erscheint, den Weißen wegstößt und anfängt, das tote Kind zu beatmen. Vernon drückt den Zeitlupeknopf auf der Fernbedienung, und die DVD ruckelt von Bild zu Bild, während er in das tote Kind atmet und atmet und die Weißen ihn umkreisen, als wär das Ganze ein seltsames religiöses Ritual wie aus einer Fernsehdokumentation. Plötzlich sind die Sanitäter und die Bullen da, es ist dunkel, und die Scheinwerfer leuchten, und es sieht aus, als würde ein Hollywood-Streifen gedreht, mit Vernon Saul in der Hauptrolle.
    Der Bildschirm zerfällt in statisches Flimmern. Vernon spult zurück und sieht sich alles noch einmal an. Und noch einmal. Und es wird einfach immer besser und besser.
    Er sucht den Moment, in dem die Kleine zu Nick Exley läuft und ihn bittet, ihr Boot aus dem Wasser zu holen, und der jämmerliche weiße Trottel bloß an seinem Joint zieht und sie ignoriert. Vernon drückt auf Pause, das Bild zittert auf dem Bildschirm, körnig und verschwommen, aber deutlich genug, um zu erkennen, dass das KindRichtung Wasser strebt, während eine weiße Rauchwolke aus Exleys Mund schwebt wie eine Sprechblase.
    Vernon greift nach dem Telefon, drückt die Kurzwahltaste. Nachdem es ein paarmal geklingelt hat, hört er Exleys Stimme.
    »Nick, Vernon hier.«
    »Ja, Vernon?« Ganz angespannt und atemlos.
    »Wollte Ihnen bloß sagen, dass für morgen alles klar ist. Ich hab einen Pastor besorgt.«
    »Menschenskind, Vernon, ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie dankbar ich bin.«
    »Gern geschehen, Nick. Gern geschehen.«
    »Werden Sie morgen kommen? Zur Trauerfeier?«
    »Wissen Sie, ich möchte mich nicht aufdrängen.«
    »Bitte, ich würde mich wirklich freuen, wenn Sie kämen.« Flehend. Jämmerlich.
    »Dann selbstverständlich, Nick. Selbstverständlich.«
    Vernon beendet den Anruf.
    Und ob ich kommen werde, du Trottel. Das lass ich mir auf keinen Fall entgehen.
    Vernon legt das Telefon weg, nimmt die Fernbedienung, sucht die Szene, als Exley aus dem Wasser taumelt, das tote Kind auf den Strand legt. Vernon drückt auf Rewind, und das Kind fliegt wieder hoch in Exleys Arme, und der Weiße marschiert rückwärts ins Wasser. Haut auf Play, und schon ist Exley wieder da, stolpert aus dem Meer, und das Kind landet nass und tot auf dem Sand.
    Während er dasitzt und sich diese irre Sequenz immer wieder ansieht, kichert Vernon wie früher als Kind, wenn er auf genau diesem Sofa saß und sich Zeichentrickfilme

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