Stimmen aus dem Nichts
»Jetzt stehst du vor den Scherben. . .«
Es knackte. Die Verbindung war unterbrochen.
Fassungslos hielt Mrs Holligan den Telefonhörer in ihrer zitternden Hand. Sie schaute abwesend in die Gesichter der drei Detektive.
Justus nahm ihr den Hörer ab und legte ihn zurück auf die Gabel. »Äußerst charmant, Ihre Schwester«, bemerkte er trocken. »War das hundertprozentig Ihre Stimme?«
»Da. . . da gibt es keinen Zweifel«, stammelte sie noch immer mitgenommen und starrte gebannt auf das Telefon, als vermutete sie, dass es gleich erneut klingeln würde. Doch der Apparat blieb stumm. Der Erste Detektiv stand vom Sofa auf und ging im Wohnzimmer unruhig auf und ab, während er unentwegt und nervös an seiner Unterlippe zupfte. »Da treibt jemand ein sadistisches Spiel mit Ihnen. Und wir müssen wohl auch davon ausgehen, dass Ihre Schwester daran beteiligt ist.«
»Just, du meinst doch nicht etwa. . . Metzla ist vielleicht noch gar nicht. . .?« Peter wagte nicht auszusprechen, was er dachte.
»Doch. Dass Metzla nicht mehr unter uns Lebenden weilt, steht fest. Aber es könnte doch sein, dass sie die Sache vor ihrem Tod mit eingefädelt und inszeniert hat.«
»Und wie soll das bitte funktionieren, Chef?« Bob blickte Justus herausfordernd an.
»Da lässt einfach jemand eine Kassette mit ihrer Stimme abspielen und die Illusion ist perfekt. Die einfachsten Methoden sind meist die wirkungsvollsten.«
»Ihr meint also, dass es so gemacht wurde?« Mrs Holligan erhob sich mit einem Knacken in ihren Kniegelenken vom Sessel und baute sich vor Justus auf. »Ganz einfach, ja? Dann hätte ich aber eine Menge Fragen an dich und deine zwei Kollegen hier.«
»Schießen Sie los!« Justus ließ sich nicht aus der Ruhe bringen.
»Ihr geht also noch immer davon aus, dass es sich um Tonbandaufnahmen handelt, richtig?«
»Wenn Sie bestätigen, dass die Stimme am Telefon ohne Zweifel die Ihrer Schwester war, Sie ihr aber außerdem auf dem Totenbett, wie Sie sagten, selbst die Augen geschlossen haben, ja. Dann gibt es keine andere Möglichkeit.« Ein Funken Überlegenheit sprang aus Justus’ Augen. Mrs Holligan sah ihn einige Sekunden stumm an, dann wurde ihr Gesicht unbewegt und ihr Finger deutete der Reihe nach auf Justus, Peter und Bob. »Drei Fragezeichen. Die Fragen dazu kann ich euch stellen. Ich schneide mir in den Finger und meine Schwester gibt am Telefon ihren Kommentar dazu ab. Ich bin in Sachen Technik zwar nicht sehr bewandert, doch wie soll das mit einem Tonband logisch funktionieren?«
Justus sah die alte Dame sprachlos an.
Diese fuhr unbeirrt fort. »Meine Fensterscheibe wird zerschlagen, und nicht einer von euch kann mir sagen, womit. Dann setzt sich der Speisenaufzug wie von Geisterhand in Bewegung, obwohl niemand außer uns im Haus war. Wie ist das logisch erklärbar?«
Nun sah Mrs Holligan unmissverständlich zu Peter, dem der Mund noch immer offen stand. Bob ahnte, dass die nächste Frage an ihn gerichtet sein würde. Mit dieser Vermutung lag er richtig.
»Du hast doch eben auch Metzlas Stimme gehört. Ich sage dir: So, wie sie vorhin am Telefon geklungen hat, hustend und krächzend, das habe ich nur einmal erlebt. Kurz vor ihrem Ende. Und selbst Wochen davor wäre Metzla schon gar nicht mehr in der Lage gewesen, sich an einer Verschwörung gegen mich zu beteiligen. Ihr könnt es nicht wissen, aber glaubt mir, der Tumor war schon viel zu weit fortgeschritten. Metzla konnte gar keinen klaren Gedanken mehr fassen. Deshalb beantworte mir bitte eine letzte Frage: Ist ein todkranker Mensch im Fieberwahn noch in der Lage, Tonbänder mit bestimmtem Inhalt zu besprechen und diese dann auch noch vor mir zu verstecken? Metzla ist in ihrem eigenen Bett entschlafen. Ich war dabei und habe anschließend auch das Zimmer aufgeräumt. Da war nichts!«
Ein Schweigen machte sich breit. Den drei ??? war peinlich zumute. Sie waren Detektive und konnten doch der alten Dame keine ihrer Fragen beantworten. Sie sahen einander betroffen an und jeder hoffte insgeheim, einer von ihnen könnte Mrs Holligan zumindest eines der mysteriösen Ereignisse erklären. Sie mussten jedoch passen.
Die alte Dame begann die leeren Teetassen vom Tisch zu räumen. Diese Geste war deutlich.
»Wenn ihr mir auch nur eine, der von mir gestellten Fragen plausibel und nachvollziehbar erklären könnt, überlasse ich euch den Fall. Ich denke aber, dass. . .«
Justus ging es um die Ehre der drei ??? und er wollte sich nicht noch einmal von Mrs
Weitere Kostenlose Bücher