Stimmen aus dem Nichts
verlassen, hätten wir ihn von oben sehen müssen. Die Tür war aber geschlossen und das Fenster ist verriegelt.«
Nun trat auch Mrs Holligan heran. Sie japste nach Luft und wischte sich die Schweißperlen von der Stirn. »Aber. . . aber wieso ist der Speisenaufzug denn offen? Die Klappen waren doch zugenagelt. Die Türen ließen sich überhaupt nicht öffnen! Das weiß ich genau!« Zögernd kam sie näher und nahm das Innere der altertümlichen Apparatur in Augenschein. »Wenn ihr mir wirklich helfen wollt, dann wisst ihr jetzt, worauf ihr euch einlasst. Metzla irrt als Racheengel in diesem Haus herum und wird nicht eher Ruhe geben, bis ich unter der Erde liege.«
»Wer besitzt einen Schlüssel zu diesem Haus?«, fragte Peter unvermittelt und sah Mrs Holligan eindringlich an.
»Niemand! Außer mir natürlich.«
»Könnte sich denn jemand einen Nachschlüssel besorgt haben?«, hakte Justus nach.
»Ausgeschlossen. Ich verfüge über einen Sicherheitsschlüssel. Die Nummer ist registriert. Ohne meine Einwilligung darf kein Schlosser der Welt ein Duplikat davon anfertigen. Er würde sich strafbar machen.«
»Aber Speisenaufzüge setzen sich doch nicht von alleine in Bewegung«, bemerkte Bob.
»Dann bleibt nur noch die Theorie, dass sich der Unbekannte auf eine andere Weise Zutritt zu diesem Haus verschafft hat und sich möglicherweise. . . noch immer hier versteckt.«
»O Gott!« Mrs Holligans Augen weiteten sich. »Sag doch so was nicht. Wo sollte er sich denn verkriechen, ohne von mir entdeckt zu werden?«
»Eine gute Frage. Das Haus ist ja recht groß. Vielleicht steckt er aber auch in dem Schacht des Speisenaufzuges. Fährt dieses Ding bis hinunter in den Keller, oder ist die Küche die Endstation?« Justus ging in die Knie und suchte nach eventuellen Spuren, die der Eindringling hinterlassen haben konnte.
»Dieses Haus hat keinen Keller. Es besteht lediglich aus zwei Geschossen und einem kleinen Dachboden.«
»Wissen Sie denn, wie dieser Aufzug früher in Bewegung gesetzt wurde?«, fragte Justus. »Ich kann hier keinen Schalter entdecken.«
Die alte Dame schlurfte zur Anrichte, über der eine lange abgegriffene Kordel hing. »Wenn man hier zog, fuhr der Fahrstuhl in den ersten Stock und umgekehrt. Doch wie gesagt, das alte Ding ist nicht mehr in Betrieb.«
»Entschuldigen Sie, Madam.« Bob trat näher und zog mit einem kräftigen Ruck an dem Tau. Sofort quietschte und rumorte es. Dann glitt der Speisenaufzug ins obere Geschoss hinauf.
»Das wäre also geklärt«, stellte Justus fest. Er steckte seinen Kopf zwischen die Aufzugklappen und blickte den leeren Schacht hinauf. »Hier ist niemand. Und doch muss jemand in der Küche an der Kordel gezogen haben.«
»Aber ich schwöre euch«, Mrs Holligan hob die Hand, »der Mechanismus des Aufzugs war außer Betrieb.«
»Dann muss ihn jemand wieder in Gang gebracht haben, ohne Sie davon in Kenntnis zu setzen«, vermutete Peter. »Stellt sich nur die Frage: wer und wozu?«
Bob zog erneut am Tau. »Es bliebe aber auch noch die Möglichkeit, dass Sie bisher nicht kräftig genug daran gezogen haben. Vielleicht hatte sich auch nur irgendetwas verhakt.«
Die Kabine des Speisenaufzuges kam den Schacht wieder herab und hielt.
»Kollegen, wir verteilen uns.« Justus gab klare Anweisungen. »Peter, du siehst dich draußen im Garten um. Mach die Stelle ausfindig, von wo der Unbekannte den Stein in Mrs Holligans Bibliothek geworfen haben könnte und halte nach Fußabdrücken und ähnlichen Spuren Ausschau. Mrs Holligan, Bob und ich, schauen uns inzwischen hier im Haus um. Natürlich nur, wenn es Ihnen Recht ist, Madam.«
»Aber natürlich! Lasst uns sofort damit beginnen.« Die alte Dame ging voran und trat in den Flur hinaus. »Ich habe keine Geheimnisse vor euch. Seht hinter jeder Tür nach und rollt jeden Teppich zur Seite. Sollte sich ein Unbefugter hier verstecken, dann müssen wir ihn aufspüren!«
Während Justus, Bob und Mrs Holligan damit begannen, das Haus zu durchsuchen, ging Peter in den Garten und inspizierte das Gelände. Doch nirgends fand sich eine Spur. Der Eindringling schien sorgfältig vorgegangen zu sein.
Entsprechend niedergeschlagen saßen die drei Detektive und Mrs Holligan einige Zeit später im Wohnzimmer der alten Dame und debattierten darüber, wie der Unbekannte es fertig gebracht haben könnte, bisher im Verborgenen zu agieren, ohne entdeckt zu werden. Sie kamen jedoch zu keinem Ergebnis.
»Ich muss gestehen, Madam, dass sich unsere
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