Stimmen aus dem Nichts
Holligan abspeisen lassen. Deshalb trat er schnell einen Schritt vor und fiel ihr ins Wort. »Wir werden Sie nicht enttäuschen, Madam. Wenn Sie erlauben, ziehen wir uns jetzt zu einer Besprechung zurück. Aber Sie werden von uns hören. Auf Ehre und Gewissen.«
»Also gut.« Mrs Holligan ging zur Haustür und öffnete sie. »Dann geht jetzt und macht eure Hausaufgaben. Wenn ihr erfolgreich wart, dann meldet euch. Ich bin müde und muss mich jetzt hinlegen.«
Die drei ??? traten auf die Veranda hinaus und wollten sich gerade verabschieden, als Mrs Holligan sich auf die Zehenspitzen stellte und in den Schlitz ihres Briefkasten schielte. Mit spitzen Fingern zog sie einen Umschlag heraus und betrachtete ihn von beiden Seiten. Ihr Blick glitt über den Absender. Dann stutzte sie und riss den Brief im Handumdrehen auf. Beim Lesen der Nachricht stieß sie eigenartige Laute hervor und Justus begann trotz der sommerlichen Temperaturen zu frösteln. Mrs Holligan wurde von einer plötzlichen tiefen Traurigkeit befallen und im selben Augenblick wurden ihre Augen feucht.
»Keine gute Nachrichten?«, fragte er vorsichtig und streifte sanft ihren Arm.
Wortlos reichte sie ihm den Brief, trat an das Verandageländer und starrte mit verlorenem Blick in die untergehende Sonne. Peter und Bob sahen Justus über die Schulter, als er den Zettel langsam auseinander faltete und zu lesen begann.
Sehr geehrte Abigail Holligan,
schon viele Wochen, wenn nicht gar Monate, sitze ich an meinem Schreibtisch vor einem leeren Blatt Papier und versuche mit Worten auszudrücken, was in meinem Kopf kreist und mir keine Ruhe mehr lässt.
Mein Name wird Ihnen nichts sagen. Ebenso wenig täte es mein heutiges Aussehen. Und doch glaube ich mit einiger Sicherheit, dass Sie mich niemals vergessen haben. Eigentlich wollte ich mich bei Ihnen persönlich melden, doch ich weiß nicht, ob Sie mich überhaupt wieder sehen wollen. Diese Vorstellung erfüllt mich mit Angst, aber ich könnte sie akzeptieren.
Meine Eltern sind vor vier Jahren bei einem Autounfall tödlich verunglückt und sie haben mich mit einer großen Lüge hier zurückgelassen. In ihrem Nachlass bin ich auf Unterlagen gestoßen, mit denen ich mich bis heute Tag und Nacht beschäftigt habe. Ich bin den darin enthaltenen Hinweisen nachgegangen und habe nun endlich die Wahrheit herausgefunden. Ich bin 54 Jahre alt und weiß erst jetzt, dass ich damals von Pflegeeltern adoptiert wurde. Heute wünsche ich mir nichts mehr, als endlich meine leibliche Mutter sehen zu dürfen und sie in meine Arme zu schließen.
Dein Sohn Ron
PS. Ich werde mich wieder melden.
Justus faltete den handgeschriebenen Brief wieder zusammen und reichte ihn Mrs Holligan, die sich noch immer am Geländer festhielt, während ihr die Tränen über das Gesicht liefen.
»Entschuldigen Sie, Madam. . .«, begann er, doch die alte Dame wandte sich von ihm ab.
»Bitte geht jetzt«, schluchzte sie.
Als sich der Erste Detektiv auf der Einfahrt noch einmal nach ihr umblickte, stand sie noch immer auf der Veranda und starrte in die Ferne. . .
Ein Fall für die Couch
»Wir haben uns bis auf die Knochen blamiert!« Bob machte seinem Ärger Luft und schlug mit der Faust so heftig auf die Tischkante, dass der gesamte Campinganhänger vibrierte. »Das darf doch alles nicht wahr sein!«
Die drei ??? saßen in ihrer geheimen Zentrale und sahen einander ratlos an. Einen gewissen Teilerfolg hatten sie zwar verbuchen können, denn sie hatten es geschafft, Abigail Holligan als Auftraggeberin zu gewinnen. Doch zum eigentlichen Kernpunkt in dieser dunklen Angelegenheit waren sie noch immer nicht vorgedrungen.
»Nun komm mal wieder auf den Teppich«, versuchte Justus Bob zu beruhigen. »Ich gebe ja zu, dass wir uns etwas gründlicher um die Sache hätten kümmern müssen, doch aufgeschoben ist nicht aufgehoben.«
»Hätte-Hätte sitzt auf Klo und zieht die Kette!«, zog der Zweite Detektiv seinen Chef auf.
»Du hast es erfasst, Kollege«, erwiderte Justus. »Und genau dort hätte ich ansetzen müssen.«
»Was hättest du?«
»Ich hätte mir den Tatort umgehend ansehen sollen. Aber Dr. Miller hat mich in der Arztpraxis vor der Klotür am Pullover zurückgezogen und mir den Zutritt zur Damentoilette verwehrt.«
»Was ja auch kein Wunder ist.« Bob hatte sich inzwischen beruhigt und füllte den Wasserkessel, um Tee aufzusetzen.
»Ich hätte Lys informieren müssen. Wenn in dem Waschraum eine versteckte Apparatur gewesen wäre, mit der
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