Stimmen aus dem Nichts
ziehen!« Mrs Holligan richtete sich entsetzt auf und blinzelte Peter durch ihre dicken Brillengläser entgeistert an.
»Leider doch«, entgegnete Justus. »Und die Tatsache, dass Sie sich mit dem Messer aus Versehen in den Finger geschnitten haben und Dr. Franklin genau zu diesem Zeitpunkt den passenden Satz von Metzla auf der Kassette parat hatte, ist so unglaublich und unwahrscheinlich gewesen, wie ein Volltreffer im Lotto. Deshalb kam es uns auch überhaupt nicht in den Sinn, diese Lösung in Betracht zu ziehen. Dr. Franklin jedoch lief nun zu Hochform auf: Während der Hypnose stahl sie Ihnen den Schlüssel aus Ihrer Tasche, Mrs Holligan, und ließ mit Hilfe eines Wachsabdruckes einen Zweitschlüssel davon anfertigen.«
Die alte Dame bekam vor Erstaunen ihren Mund nicht wieder zu.
»Und fortan hatten die beiden ungehinderten Zutritt in Ihr Haus. Hier inszenierten sie weitere Vorgänge, die den Eindruck entstehen lassen sollten, dass Metzla noch immer als rachsüchtiger Geist herumspukte. Mr Cliffwater brachte die Fensterscheibe zum Klirren und installierte unter ihrem Telefontisch einen Lautsprecher, der die Illusion erzeugte, dass die Stimme Ihrer Schwester schon aus dem Telefon drang, ehe Sie überhaupt den Hörer abgenommen hatten.«
»Aber ihr habt den Telefontisch doch gründlich untersucht!« Mrs Holligan warf Justus einen fragenden Blick über den Tisch.
»Allerdings. Zuvor hatte Mr Cliffwater den Lautsprecher jedoch wieder entfernt. Zum Zeitpunkt ihres Anrufes war er in Ihrem Haus. Und als er hörte, wie Sie uns um Hilfe riefen, entfernte er schnell den Lautsprecher und nahm das Testament an sich. Er wusste schließlich genau, in welche Schublade Sie es damals geschoben hatten.«
»Wozu nahm er das Testament denn überhaupt an sich?«
»Mr Cliffwaters Engagement konnte Inspektor Cotta anfangs auch nicht so recht nachvollziehen.« Justus machte ein wichtiges Gesicht. »Doch schließlich konnte er ihn zu einem umfassenden Geständnis bewegen. Der Notar hatte die Idee, dem Testament eine weitere Klausel hinzuzufügen. Und die sollte besagen, dass im Falle eines Todes von Dr. Franklin das gesamte Vermögen an ihn selbst übertragen würde.«
Mrs Holligan wurde bleich. »Soll das etwa heißen, dass Mr Cliffwater vorhatte nach meinem Tod auch Dr. Franklin aus dem Weg zu schaffen?«
Justus nickte. »Geld verdirbt den Charakter. Und die zwanzig Millionen Dollar wollte der Notar für sich allein besitzen, obwohl sich seine Schulden nur auf einige hunderttausend beliefen.«
»Demnach hat er Dr. Franklins Liebe nicht erwidert.« Bob schluckte. »Wenn Sie gestern nicht in die Praxis gekommen wären, Mrs Holligan, und Dr. Miller nicht dazu hätten bewegen können, den Therapieraum aufzuschließen, und wenn ich aus der Betäubung nicht rechtzeitig erwacht wäre, hätte der ganze Fall ein böses Ende nehmen können.«
»Hat er aber nicht!« Die alte Dame lächelte verschmitzt. »Als Justus mir gegenüber am Telefon den Verdacht äußerte, dass Bob in Gefahr sein könnte, habe ich mir sofort den Mantel übergeworfen und bin in die Praxis gefahren. Ich war keine Minute zu spät.«
Die drei Detektive lächelten.
»Damit wäre eigentlich alles geklärt«, bemerkte Justus und schielte mit Heißhunger auf die leckeren Speisen, die die alte Dame zur Feier des Tages aufgedeckt hatte.
»Allerdings«, erwiderte Mrs Holligan. »Und jetzt möchte ich endlich die Gelegenheit nutzen, euch allen von ganzem Herzen für eure Hilfe zu danken. Im Nachhinein bin ich wirklich froh darüber, dass ihr euch nicht von mir habt abwimmeln lassen. Die Sache mit der Salamitaktik war wirklich dumm von mir. Zumindest hätte ich sie nicht mit euch in Verbindung bringen sollen. Ihr seid Spitze, Jungs! Und davon sollte sich jeder eine Scheibe abschneiden! Verlasst euch auch in Zukunft nur auf euer Gefühl, und ihr werdet sehen, dass ihr damit meist richtig liegt!« Bei diesem letzten Satz sah die alte Dame zu Bob hinüber. Und so, als hätte sie seine Gefühle erraten, zwinkerte sie ihm optimistisch zu.
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