Stimmen aus dem Nichts
steckten die buntesten Blumen, die die Natur in diesem Frühling hervorgebracht hatte.
Die drei Detektive waren am Morgen von Inspektor Cotta in sein Büro gebeten worden, um die letzten Fragen des Falles aufzuklären. Nun saßen sie bei Mrs Holligan am gedeckten Tisch, die die drei Jungs erwartungsvoll und neugierig anblickte. Justus übernahm die Leitung des Gesprächs. »Ich muss gestehen, dass ich den Verdacht gegen Dr. Franklin lange verworfen habe. Das ganze Ausmaß ihres heimtückischen und gewissenlosen Plans wurde mir offengestanden erst heute Morgen im Büro von Inspektor Cotta bewusst.«
Mrs Holligan lehnte sich entspannt in ihrem Ohrensessel zurück. »Mir wäre es sehr recht, wenn du die Geschichte von Anfang an erklären würdest. Mir scheint, dass ich heute auf meine alten Tage noch um einige Erfahrungen reicher werde.«
»Wir alle, Madam«, warf Peter ein und fühlte sich zum ersten Mal in diesem Haus wohl und behaglich.
»Ich unterstelle Dr. Franklin, dass sie, als sie sich vor Monaten um Ihre kranke Schwester Metzla gekümmert hat, wirklich sozial engagiert war. Als Psychotherapeutin hatte sie schon viele beachtliche Erfolge erzielt und sie hätte sicherlich auch mit den Gesprächsstunden am Krankenbett Ihrer Schwester weitere Lorbeeren verdient, wenn Metzlas Hass auf Sie sie nicht zu einer teuflischen Idee inspiriert hätte. Die Sache begann, als Metzla von ihrer unheilbaren Krankheit erfuhr und sie daraufhin Dr. Franklins Therapie in Anspruch nahm. Von Metzla und Ihnen, Mrs Holligan, erfuhr die Psychologin, welche Fehde zwischen Ihnen bestand und welches Vermögen Sie hinterlassen würden. Als Dr. Franklin hörte, dass Sie beide noch keine Erben eingesetzt hatten, witterte sie eine Chance an viel Geld zu kommen.«
»Das ist wahr«, bestätigte Mrs Holligan. »Ich muss sogar zugeben, dass ich schon zu diesem Zeitpunkt mit dem Gedanken spielte, mein gesamtes Vermögen an sie zu vermachen, da ich von ihrer aufopfernden Selbstlosigkeit wirklich überzeugt war.«
»Als Psychologin wird sie das wohl deutlich gespürt haben.« Bob sah sich in Gedanken wieder in ihrem Gesprächsraum sitzen.
»Allerdings!«, fuhr Justus fort. »Und so unterrichtete sie Sie von ihren Plänen, eine Tumorstiftung ins Leben zu rufen. Und vergaß nicht, ganz nebenbei darauf aufmerksam zu machen, dass ihr dazu das nötige Kleingeld fehlte. Daraufhin entschlossen Sie sich, Dr. Franklin das gesamte Erbe zu übertragen.«
Die alte Dame nickte.
»Die Psychologin erfuhr dann auch von Ihnen, dass Sie zu dem Fest Ihrer Textilfirma eingeladen wurden. Sie schickte also ihren Freund und Liebhaber, Jack Cliffwater, zu dieser Veranstaltung, mit dem Ziel, eine zufällige Bekanntschaft mit Ihnen zu inszenieren, um Sie dann dazu zu verleiten, das Testament aufzusetzen. Das gelang dem Notar auch spielend. Das Testament war so verfasst, dass Dr. Franklin das Gesamtvermögen von 20 Millionen Dollar in jedem Fall zufallen würde, auch wenn sie mit dem Geld keine Tumorstiftung gegründet hätte. Bis hierhin war dieses raffiniert formulierte Testament höchstens verwerflich, jedoch nicht strafbar.«
»Das war wohl ein Fehler«, sagte Mrs Holligan mit einem Unterton von Selbstvorwurf. »Aber ich hatte zu Dr. Franklin absolutes Vertrauen.«
»Allzu verständlich, Madam.« Justus warf der alten Dame einen aufmunternden Blick zu. »Je schwächer Metzla wurde, desto größer wurde ihr Hass gegen Sie. Der Gedanke, dass Sie, Mrs Holligan, nach ihrem Tod noch einige Jahre weiter das Leben genießen konnten, ließ ihren Hass ins Unermessliche steigen. Die Hasstiraden, die sie daraufhin auf Dr. Franklin niederprasseln ließ, brachte die Psychologin schließlich auf den Gedanken, die Flüche, die sie gegen Sie aussprach, heimlich auf Tonband mitzuschneiden.«
»Aber warum?« Fragend blickte Mrs Holligan in die Runde.
»Dr. Franklins Liebhaber war pleite, ganz einfach«, kam Peter Justus zuvor. »Das kommt in den renommiertesten Berufen vor. Und da die Psychologin hoffnungslos in den Notar vernarrt war, überlegte sie, wie sie möglichst schnell an die Erbschaft herankommen konnte, um Mr Cliffwater aus der Patsche zu helfen. Sie wusste, dass Sie ein schweres Herzleiden haben, Mrs Holligan, und da kam ihr die teuflische Idee, Metzla nach ihrem Tode mit deren Stimme wieder aufleben zu lassen, um bei Ihnen einen Schock auszulösen, der zum Herzstillstand führen sollte.«
»So furchtbare Absichten kann doch kein Mensch ernsthaft in Erwägung
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