Stimmen aus dem Nichts
Franklin. Und zwar genau an dem Tag, als Mrs Clarissa Holligan die Tonbandaufzeichnungen ihrer Schwester Metzla im Waschraum der Praxis vorgespielt wurden. Und zwar von Ihnen!«
Noch immer zeigte der Notar keine Regung.
»Ich bin zwar noch nicht sicher, wie Sie es anstellen konnten, unerkannt im Waschraum einen Lautsprecher zu installieren«, fuhr Justus unbeirrt fort, »doch stützt sich mein Verdacht auf die Theorie, dass Sie Ihre Apparatur im Lüftungsschacht installierten und somit Metzlas Hasstiraden von den Wänden der Damtentoilette widerhallten.«
Nun kam auch Peter unter dem Schreibtisch hervor, blieb jedoch vorsichtig hinter dem Ersten Detektiv stehen. Argwöhnisch behielt ihn die Therapeutin im Auge, während sie Justus scharf anfuhr: »Rückt das Testament raus. Und zwar schnell!«
Justus wendete sich der Ärztin zu. »Ich denke nicht daran.« Er grinste provozierend.
Dr. Franklin holte unerwartet aus und verpasste dem Chef der drei ??? eine solch heftige Ohrfeige, dass Justus für einen kurzen Moment taumelte und Mühe hatte seine Fassung zu bewahren. Selbst John Cliffwater schien die Eigeninitiative seiner Freundin zu überraschen. Er trat einen Schritt vor und strich mit der Hand sanft über ihr erregtes Gesicht. »Aber, aber. . . beruhige dich, Häschen. Es geht doch sicher auch anders.« Er wandte sich an Justus. »Gib mir das Testament!«
»Ich konnte und wollte es nicht glauben.« Justus rieb seine schmerzende Wange und sah zu Dr. Franklin. »Bis zum Schluss wollte ich es nicht wahrhaben. Als Psychotherapeutin waren Sie Mrs Holligans einzige Vertrauensperson. Warum mussten Sie ihr diesen Terror antun? Sie hätten doch ohnehin alles geerbt.«
»In zehn Jahren?« Dr. Franklin zeigte keine Gefühlsregung. »Oder gar in zwanzig Jahren?«
Nun platzte Peter der Kragen. »Das war es also. Pure Gier.«
Entschlossen trat er an die Therapeutin heran. »Wie tief muss man eigentlich sinken, um eine alte Frau, die im Sterben liegt, für solch ein abscheuliches Verbrechen zu missbrauchen. Ihre angebliche Fürsorge Metzla Holligan gegenüber, Ihr persönlicher Einsatz und Ihre Sterbehilfe. Das alles geschah nur aus purer Berechnung. Sie sind wirklich das mieseste Stück, das uns je begegnet ist.«
Hasserfüllt blickte die Therapeutin Peter an. »Reiß dein Maul nicht so weit auf, sonst schiebe ich dir eine Faust rein, an der du erstickst. Und jetzt her mit dem Testament!«
Mit Entsetzen registrierte Justus, wie Dr. Franklin in ihre Rocktasche griff und sich unter dem dünnen Seidenstoff deutlich der Abdruck eines Schlagringes abzeichnete, in dessen Löcher ihre Finger routiniert glitten. Nur mit Mühe gelang es ihm, ruhig und gelassen zu bleiben. »Zuerst möchte ich von Ihnen wissen, wie Sie es angestellt haben, Metzlas Stimme reagieren zu lassen, nachdem sich Mrs Holligan mit dem Kartoffelmesser in den Finger geschnitten hat? Ich meine, das konnten Sie doch unmöglich vorhersehen.«
Justus hatte genau den richtigen Tonfall getroffen. Die innere Spannung der Therapeutin wich und mit einer beinahe übertriebenen Ruhe ließ sie sich auf ihren Schreibtischsessel nieder, während Mr Cliffwater weiterhin den Fluchtweg blockierte.
»Den kleinen Unfall mit dem Kartoffelmesser konnten wir natürlich nicht vorausplanen. Ich hatte Metzlas Äußerungen im Fieberwahn schon vor Wochen auf Tonband festgehalten. Die Sprachaufnahme stand fest und die Alte hatte das Kartoffelmesser nun mal in der Hand.«
»Jetzt begreife ich!« Justus ließ seine Hand gegen die Stirn klatschen. »Es war purer Zufall, dass sich Mrs Holligan im rechten Moment in den Finger geschnitten hat. Sie konnten nicht ahnen, dass Metzlas Text vom Tonband so ideal passte.«
Justus hatte die Hand mit dem Schlagring keine Sekunde aus den Augen gelassen. Nun glitten die Finger der Therapeutin aus dem Schlagring und sie zog stattdessen eine Zigarette aus der Schachtel vor ihr auf dem Schreibtisch. Seelenruhig griff sie nach dem Feuerzeug, steckte sich den Glimmstängel an und blies den blauen Dunst in die Luft. »Das war ein Zeichen. Woher es auch immer kam. Es war ein Zeichen, das Spielchen voranzutreiben. Und ich muss zugeben, die Wirkung war verblüffend. Gezittert hat sie, als sie am nächsten Tag in meine Praxis kam. Sie konnte sich dieses Phänomen nicht erklären.« Dr. Franklin lachte schadenfroh beim Gedanken daran.
»Und der geheimnisvolle Eindringling in Mrs Holligans Haus waren Sie, Mr Cliffwater, richtig?« Vorsichtig ging Peter einen
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