Stimmen aus dem Nichts
Schritt zurück und lehnte sich gegen den Schreibtisch. »Sie öffneten das Fenster, zerstörten die Scheibe, dass die Scherben nach innen flogen, schlossen das Fenster wieder und flüchteten durch den Speisenaufzug in die Küche, von der aus Sie ungesehen zur Haustür gelangen konnten.«
Mr Cliffwater rührte sich noch immer keinen Millimeter. »Du hast es erfasst.«
»Und wie haben Sie es angestellt, unbemerkt in Mrs Holligans Wohnung einzudringen?«, bohrte Justus unbeirrt weiter.
Doch Dr. Franklin ließ es zu keiner weiteren Diskussion kommen. Sie drückte die halb gerauchte Zigarette aus und schob ihre Hand wieder in die Rocktasche: »Jetzt ist Schluss mit der Talkshow. Ich zähle bis drei und wenn du dann nicht das Testament rausrückst, hole ich es mir selbst.«
Justus spürte ihre Anspannung. Er war nicht sicher, wie lange sich die Therapeutin noch beherrschen konnte, doch so schnell gab sich der Erste Detektiv nicht geschlagen. »Wir werden unsere Aussagen bei der Polizei machen und aus ist es mit der Erbschaft. Sie sind erledigt. Restlos. Ihren Beruf werden Sie beide nie mehr ausüben dürfen und eine saftige Gefängnisstrafe haben Sie auch zu erwarten. Außerdem wird die Presse Sie in der Luft zerreißen.«
»Und zwar zu Recht!« Peter gesellte sich nun zu Justus.
»So. Meint ihr?« Ein überlegenes Lächeln huschte über Dr. Franklins Gesicht. »Dann nehmt den Rat einer erfolgreichen Psychologin an.«
Justus sah die Therapeutin herausfordernd an. »Und der wäre?«
»Irren ist menschlich.«
»Wie meinen Sie das?«, fragte Peter unvermittelt.
»Jack, knall sie ab!«
Peter traute seinen Ohren nicht, doch als er zum Notar blickte, wurde ihm sehr schnell klar, dass er sich nicht verhört hatte. In aller Ruhe griff Mr Cliffwater in die Innentasche seines Jackets, zog einen Revolver hervor und schraubte diesem einen Schalldämpfer auf.
Peters Mund wurde trocken und er musste kräftig schlucken: »Sie. . . Sie sind wahnsinnig.«
»Das wären wir, wenn wir euch laufen ließen.« Dr. Franklin begab sich zum Fenster und zog die Gardinen zu. »Tut mir Leid. Aber eure Leben sind mir keine 20 Millionen Dollar wert!«
Noch nie hatte sich Justus so hilflos gefühlt. Die Situation schien ausweglos zu sein. Plötzlich schoss ihm ein Gedanke durch den Kopf. Was war mit Bob? War es ihm gelungen, sich auf die Spur der Therapeutin und des Notars zu setzen? Wild drehten sich Justus’ Gedanken durch den Kopf, während der Lauf des Revolvers direkt in seine Richtung zielte. Er musste Zeit gewinnen. Einen Weg finden, heil und lebend mit Peter aus dieser Höhle des Grauens herauszukommen. Doch ihm fiel nichts Kluges ein. In seiner Not rief er irrsinnigerweise, doch hoffnungsvoll, lauthals nach Bob. Aber Dr. Franklins Gesichtsausdruck konnte der Erste Detektiv unmissverständlich entnehmen, dass die zwei auf ihren Freund nicht zählen konnten.
»Was. . . was haben Sie mit Bob gemacht?«, stammelte er. »Sir, hören Sie. . . seien Sie doch vernünftig!« Justus flehte regelrecht.
Der Notar blieb unbeeindruckt. »Schnauze!«, sagte er nur, während er die Therapeutin ansah und von ihr weitere Befehle erwartete.
»Hör dir an, wie sie um Gnade winseln.« Dr. Franklin nickte ihrem Freund kurz zu. »Mach schon. Knall sie ab!«
Justus und Peter traten vor Angst die Tränen in die Augen, während sie am ganzen Körper unkontrolliert zitterten.
Dann krachte ein Schuss. Justus schrie auf und Peter sah, wie sein Freund zusammensackte und regungslos am Boden liegen blieb.
Das geschenkte Leben
»Nein!« Peter kniete sich neben Justus. An der Jacke sah er deutlich das Einschussloch, das die Kugel hinterlassen hatte. »Was haben Sie getan?«
John Cliffwater hatte seine Waffe gesenkt und blickte ausdruckslos ins Leere. Flehend sah Peter das Pärchen an. Dr. Franklin konnte seinem Blick nicht standhalten und schaute verstört zur Seite. Für lange Zeit herrschte in dem verdunkelten Büro tödliche Stille. Peter kam es wie eine Ewigkeit vor.
Ein berstendes Geräusch ließ die Anwesenden schlagartig zusammenfahren. Dr. Franklin fuhr blitzschnell herum, Cliffwater wurde von den anstürmenden Polizisten, die sich gegen die Tür geworfen hatten, zu Boden gestoßen. Mit der Pistole in der Hand stieg Inspektor Cotta über die Trümmer der Kanzleitür.
Peter reagierte als Erster: »Wir brauchen einen Krankenwagen! Er hat auf Justus geschossen!«
Ehe der Inspektor antworten konnte, schoben sich von hinten Mrs Holligan und Bob an
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