Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Stimmen aus dem Nichts

Stimmen aus dem Nichts

Titel: Stimmen aus dem Nichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andre Minninger
Vom Netzwerk:
mir etwas antun kann?«
    »Den Erfolg können wir nicht garantieren, Madam. Aber wir versprechen, uns Mühe zu geben«, sagte er. »Außerdem bin ich der Meinung, dass nicht Sie, sondern Ihre Schwester dringend psychiatrische Hilfe benötigt.«
    »Da stimme ich voll und ganz mit dir überein. Die Sache hat nur einen kleinen Haken.«
    Justus blickte überrascht auf, doch Mrs Holligans Augen schienen plötzlich ausdruckslos durch ihn hindurchzustarren. »Und der wäre?«, fragte er.
    »Meine Schwester ist schon seit drei Monaten tot!«

Blinder Hass
    »Du hältst mich für verrückt, nicht wahr?« Doch Mrs Holligan wartete eine Antwort nicht ab: »Ich weiß sehr wohl, dass Tote nicht in der Lage sind zu telefonieren und sich hinters Lenkrad zu setzen, um Lebende zu überfahren. Und noch besser weiß ich, dass man mit niemandem darüber sprechen sollte, wenn man solch einem unheimlichen Phänomen ausgeliefert ist. Aber könntest du mir vielleicht einmal erklären, was du in so einer Situation tun würdest?«
    Justus war hin- und hergerissen. Vor zwei Minuten war er noch Feuer und Flamme gewesen, den Fall von Mrs Holligan zu übernehmen. Nun war er überzeugt, dass die Dame wohl doch   eher ärztliche Hilfe benötigte, als die der drei Detektive. Aber er war neugierig und wollte mehr über Mrs Holligans Schwester erfahren. »Mrs Holligan«, begann er. »Ich und meine zwei Detektivkollegen Peter und Bob haben schon Dutzenden von scheinbar übersinnlichen Phänomenen gegenüber gestanden.«
    »Ach ja?« Mrs Holligan schien ihre Fassung wieder gefunden zu haben. »Dann solltest du dir wohl auch einen Termin bei Dr. Franklin holen, Junge. Denn hätte ich das, was ich zur Zeit durchstehen muss, schon dutzende Male durchleben müssen, wäre ich vermutlich gar nicht mehr hier auf der Erde. Ich bin schwer herzkrank, die Ärzte haben mir starke Medikamente verordnet. Und der Psychoterror meiner Schwester ist eine zusätzliche Belastung. Wenn du und deine beiden, wie sagtest du eben noch so nett, ach ja – Detektivkollegen, schon Dutzenden von scheinbar übersinnlichen Phänomenen begegnet seid, dann wäre ich doch sehr neugierig zu erfahren, mit wem oder was ihr es denn da zu tun hattet?«
    »Mrs Holligan«, antwortete Justus, »gleich werden Sie in die Rolle derjenigen schlüpfen, die dem, na ja, sagen wir, etwas übergewichtigen Jungen, mit dem Sie es gerade zu tun haben, nur schwer die Wahrheit abnehmen wird.«
    »Wie meinst du das?«
    Justus hatte nun Mrs Holligans volle Aufmerksamkeit. »Wir sind Detektive. Und viele unserer Klienten bitten uns um Hilfe, da sie angeblich von Spukerscheinungen belästigt und zum Teil auch bedroht werden. Grüne Geister, Teufel, Gnome und Phantome, Drachen, Ufos und so weiter und so weiter. Diese Begegnungen waren stets unheimlich, mysteriös und oft gefährlich. Doch alle diese Erscheinungen hatten eins gemeinsam: Sie waren natürlichen Ursprungs, oder –«, jetzt machte er eine theatralische Pause und sah Mrs Holligan eindringlich an, »– von Menschenhand inszeniert, um eine kriminelle Absicht dahinter zu verbergen. Und in neunundneunzig Fällen von hundert war dies der Fall. Ich muss zugeben, dass es mich reizen würde, zu erfahren, ob es sich bei den ›Jenseitsattacken‹ Ihrer verstorbenen Schwester tatsächlich um ein übersinnliches Phänomen handelt. Doch ich bin überzeugt davon, dass wir Sie enttäuschen würden.«
    »Diese Enttäuschung würde ich nur zu gern erleben.« Mrs Holligan rutschte nervös auf ihrem Stuhl herum, bis sie eine bequemere Sitzposition gefunden hatte. »Aber die ganze Sache hat, wie ich am Anfang schon erwähnt habe, einen kleinen Haken.«
    »Und der wäre?« Justus wurde langsam unruhig.
    »Meine Schwester ist tot! Das ist der Haken.«
    »Das sagten Sie bereits.« Der Tonfall des Ersten Detektivs blieb weiterhin höflich, obwohl er langsam, aber sicher den Impuls verspürte, Mrs Holligan darauf hinzuweisen, dass ihm diese Art von Konversation nicht besonders lag. Er selbst hatte es sich zwar zur Eigenart gemacht, Dinge kompliziert auszudrücken, wenn sie sich auch genauso gut mit einfachen Worten sagen ließen, aber mit dieser alten Dame, die es anscheinend auch genoss, in Rätseln zu sprechen, hatte er eine harte Nuss zu knacken. Oberflächlich betrachtet hatte er den Eindruck, dass sie beide aneinander vorbeiredeten, doch instinktiv wusste er, er hatte noch nicht den richtigen Zugang gefunden, auf ihre Denk- und Sprechweise einzugehen.
    »Ich kann es

Weitere Kostenlose Bücher