Stimmen der Angst
des Therapeuten zu keinem Zeitpunkt einen verunsicherten Eindruck gemacht hatte.
»Den Auslöser der Phobie zu finden, die verborgene Ursache, ist oft der schwierigste Schritt in der Therapie. Sofern Ihre Schuldgefühle wegen Susan der Grund Ihrer Autophobie sind, haben wir uns ein Jahr Arbeit erspart. In diesem Fall handelt es sich bei Ihnen nämlich nicht um eine echte Angststörung, sondern um … nun ja, nennen wir es eine Solidaritätsphobie.«
»So, wie manche Männer aus Solidarität Bauchkrämpfe kriegen und sich morgens übergeben müssen, wenn ihre Frau schwanger ist?«, sagte Martie.
»Genau«, bestätigte Ahriman. »Aber eine Solidaritätsphobie ist unendlich viel leichter zu heilen als eine tiefer verwurzelte Störung wie die von Susan. Ich kann fast mit Sicherheit sagen, dass Sie nicht lange zu mir kommen müssen, bis ich mit Ihnen fertig bin.«
»Wie lange etwa?«
»Einen Monat. Vielleicht aber auch drei. Sie müssen verstehen, dass man das nicht so genau sagen kann. Es hängt so vieles von … Ihnen und mir ab.«
Erleichtert ließ Dusty sich im Sessel zurücksinken. Ein Monat, selbst drei Monate – das war nicht allzu lange. Zumal dann, wenn sich ihr Zustand in dieser Zeit ständig besserte. Das war auszuhalten.
Dr. Ahriman war ein hervorragender Psychiater. Dr. Ahriman würde das Problem aus der Welt schaffen.
»Ich bin zu allem bereit«, verkündete Martie frohgemut. »Heute Vormittag war ich bereits bei unserem Internisten …«
»Und? Was ist seine Meinung?«, fragte Ahriman.
»Er meint, wir sollten alles Notwendige tun, um einen Gehirntumor oder Ähnliches auszuschließen, aber auch seiner Ansicht nach scheint es eher ein Fall für die Psychotherapie als für die Medizin zu sein.«
»Klingt, als wäre er ein guter und gewissenhafter Arzt.«
»Ich habe ein paar Untersuchungen im Krankenhaus machen lassen, alles, wozu er mir geraten hat. Aber jetzt … na ja, so genau kann man das natürlich nicht sagen, aber ich glaube, dass ich bei Ihnen richtig aufgehoben bin.«
»Dann wollen wir uns mal frisch ans Werk machen«, sagte Ahriman mit einer fast kindlichen Begeisterung, die Dusty irgendwie ermutigend fand, weil sich darin in seinen Augen die Hingabe des Psychiaters für dessen Arbeit und das Vertrauen in das eigene Können ausdrückte.
Dr. Ahriman würde das Problem aus der Welt schaffen.
»Mr. Rhodes«, sagte Ahriman zu Dusty, »die konventionelle Therapie ist ein Prozess, in dem der Patient natürlich auf Vertraulichkeit angewiesen ist, wenn er – oder sie, wie in unserem Fall – Fortschritte erzielen soll. Ich muss Sie also bitten, sich bis zum Ende unserer Sitzung in das Wartezimmer am Ausgang zu begeben.«
Dusty warf Martie einen fragenden Blick zu.
Sie nickte mit einem Lächeln.
Hier konnte ihr nichts passieren. Sie war hier gut aufgehoben.
»Selbstverständlich, klar.« Dusty erhob sich.
Martie reichte ihm ihre Lederjacke, die er zu seiner eigenen Jacke über den Arm legte.
»Hier entlang, wenn ich bitten darf, Mr. Rhodes«, sagte Dr. Ahriman und ging zu der Tür, die zum zweiten Wartezimmer führte.
Schuppige Wolken, schlierig, trüb und grau wie fauliger Fisch, hingen schwer am Himmel, als hätte der aufgewühlte Pazifik seinen stinkenden Auswurf dorthin gespuckt. Die dunklen Adern im Wasser waren jetzt angeschwollen und auch zahlreicher geworden als zuvor, und weite Flächen des Meers waren von einem bedrohlichen Schwarz. Zumindest empfand Dusty es so.
Die kurz aufwallende Nervosität legte sich augenblicklich wieder, als er dem Fenster den Rücken kehrte und Dr. Ahriman zur Tür folgte.
Die Tür zwischen dem Sprechzimmer und dem Wartezimmer war überraschend dick. Sie schloss so dicht wie der Deckel auf einem vakuumverschlossenen Konservenglas und öffnete sich wie dieser mit einem »Plopp« und einem leisen Fauchen.
Dusty nahm an, dass eine derart massive Tür notwendig war, um die Patienten des Therapeuten vor heimlichen Lauschern zu schützen. Er zweifelte nicht daran, dass der Kern zwischen den zwei Türblättern aus mehreren Schichten eines schalldämmenden Materials bestand.
Die bernsteinfarbenen Wände, der schwarze Granitfußboden und die Möblierung waren identisch mit der Ausstattung des größeren Wartezimmers, das für die eintreffenden Patienten bestimmt war.
»Soll ich Jennifer bitten, Ihnen Kaffee, Cola oder Eiswasser zu bringen?«, fragte Ahriman.
»Nein, danke. Ich brauche nichts«, sagte Dusty.
»Das«, sagte Ahriman, indem er auf die
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