Stimmen der Angst
Uhr. Er konnte die Uhr weder sehen noch hören, aber er spürte die Erschütterung ihres harten Tickens bis ins Mark. Die Zeit für ihn und Martie lief ab. So schwer, wie die Angst jetzt auf ihm lastete, musste er fast befürchten, dass die Polizisten seine Nervosität registrierten und misstrauisch wurden, weil sie das Falsche dahinter vermuteten.
Susans Mutter, die mit ihrem jetzigen Mann in Arizona lebte, war telefonisch benachrichtigt worden, ebenso wie ihr Vater, der sich in Santa Barbara wieder verheiratet hatte. Beide waren bereits unterwegs. Nachdem sich der Leiter der Ermittlungen, Lieutenant Bizmet, bei Martie erkundigt hatte, wie tief das Zerwürfnis zwischen Susan und ihrem Ehemann ging, rief er auch Eric an, erreichte aber nur dessen Anrufbeantworter, auf dem er seinen Namen, seinen Dienstrang und seine Telefonnummer, aber keine weiteren Erklärungen hinterließ.
Bizmet, ein Koloss von einem Mann mit kurz geschorenem Blondhaar und bohrendem Blick, erklärte Dusty gerade, dass sie nicht mehr gebraucht wurden, als Martie von einer Welle der Autophobie überrollt wurde.
Dusty erkannte die Symptome des Anfalls sofort. Die plötzliche Panik in ihren Augen. Ihre angespannten Züge. Der bleiche Schatten, der sich auf ihr Gesicht gelegt hatte.
Sie ließ sich auf das Sofa zurückfallen, von dem sie sich eben erhoben hatte, krümmte sich zusammen und wiegte sich, zitternd und nach Luft schnappend, vor und zurück, genau so, wie sie es im Auto getan hatte.
Diesmal, in Anwesenheit der Polizisten, konnte er sie nicht mit Erinnerungen an die Tage ihrer ersten Verliebtheit einlullen. Er konnte nur hilflos zusehen und beten, dass sich ihr Zustand nicht zu einer ausgeprägten Panikattacke steigerte.
Zu Dustys Überraschung hielt Bizmet Marties psychischen Zusammenbruch fälschlicherweise für die Folge ihres Schmerzes, der sie von neuem übermannte. Er sah mit offensichtlicher Bestürzung auf sie hinunter, brachte ein paar verlegene Worte des Trosts heraus und warf Dusty einen mitfühlenden Blick zu.
Die anderen Beamten blickten kurz zu Martie hinüber und wendeten sich dann wieder ihren Beschäftigungen und Unterhaltungen zu, ohne dass sie mit ihren scharfen Spürnasen die richtige Witterung aufgenommen hätten.
»Trinkt sie?«, erkundigte sich Bizmet bei Dusty.
»Tut sie was?«, fragte Dusty zurück, der innerlich so angespannt war, dass ihm im ersten Moment die Bedeutung des Wortes trinken nicht klarer war, als hätte Bizmet Kisuaheli gesprochen. »Ach so, ob sie trinkt, ja, gelegentlich ein Glas. Warum?«
»Gehen Sie mit ihr in ein nettes Lokal und flößen Sie ihr ein paar Gläser ein, das wird ihre Nerven ein bisschen beruhigen.«
»Guter Rat«, sagte Dusty.
»Sie aber nicht«, fügte Bizmet mit einem warnenden Blick hinzu.
»Wie bitte?«, sagte Dusty, dessen Herz einen Moment lang aussetzte.
»Ein paar Gläser für Ihre Frau, aber für Sie nur eins, wenn Sie noch Auto fahren wollen.«
»Oh, natürlich. Ich habe noch nie eine Verwarnung bekommen. Und das soll auch so bleiben.«
Martie wiegte sich, zitterte, schnappte nach Luft und hatte dabei noch die erstaunliche Geistesgegenwart, hin und wieder ein kummervolles ersticktes Schluchzen einzuflechten. Wie schon zuvor im Auto gelang es ihr, den Anfall innerhalb weniger Minuten zu überwinden.
Nach nur einer Stunde entließ Bizmet sie, nicht ohne ihnen seinen Dank und sein Beileid ausgedrückt zu haben, aus Susans Wohnung, und sie traten ins Freie hinaus, wo der Tag inzwischen dunkel geworden war.
Der stürmische Wind hatte sich mit der frühwinterlichen Dämmerung nicht gelegt. Sein kühler Atem wehte salzig vom Pazifik herüber und trug den Jodgeruch der Tangranken mit sich, die am nahe gelegenen Strand vor sich hin welkten, und er blies Dusty und Martie anklagend ins Gesicht, als wollte er ihnen keuchend und kreischend ihre Lügen und ihre Schuld entgegenschleudern.
Im Tumult der peitschenden und rauschenden Palmwedel hörte Dusty das kaum überdeckte rhythmische Ticken einer Uhr. Er hörte es auch in ihren Schritten auf dem Pflaster der Promenade, in den Flügeldrehungen einer kleinen Windmühle, die zur Zierde auf der Eingangsveranda eines der zum Meer blickenden Häuser stand, und zwischen den Doppelschlägen seines Herzens. Ihre Zeit lief ab.
55. Kapitel
Davy Crockett wurde diesmal in seinem tapferen Kampf um El Alamo nicht nur von den üblichen Weggefährten unterstützt, sondern auch von Eliot Ness und einer schlagkräftigen Truppe von
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