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Stimmen der Angst

Stimmen der Angst

Titel: Stimmen der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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FBI-Männern.
    Man hätte meinen sollen, dass es den Ausgang dieser historischen Schlacht von 1836 entscheidend hätte verändern müssen, wären die zu allem entschlossenen Männer in El Alamo mit Maschinengewehren ausgerüstet gewesen. Schließlich sollte es noch sechsundzwanzig Jahre dauern, bis Gatling den ersten funktionstüchtigen Vorläufer dieser Waffe erfand. Eigentlich waren zur damaligen Zeit noch überhaupt keine automatischen Schusswaffen in Gebrauch; die modernsten Waffen, die den Truppen zur Verfügung standen, waren schwerfällige Vorderlader.
    Die Verteidiger von El Alamo hatten jedoch das Pech, dass sie diesmal von mexikanischen Soldaten und einer Bande skrupelloser Gangster aus der Prohibitionszeit belagert wurden, die ihrerseits mit Maschinengewehren bewaffnet waren. Ob Crockett und Ness in der Lage sein würden, der geballten Macht von Al Capone, dem skrupellosen und gerissenen Gangster, und General Santa Anna, dem begnadeten Strategen, standzuhalten, war äußerst fraglich.
    Der Arzt zog kurz in Erwägung, diese epische Schlacht durch eine Raumpatrouille und das futuristische Waffenarsenal aus seiner Kampfstern-Galactica-Sammlung zu bereichern, widerstand der kindischen Versuchung aber, weil ihn die Erfahrung gelehrt hatte, dass das Spiel umso weniger befriedigend war, je mehr Figuren und Accessoires er kombinierte, die historisch nicht zusammenpassten. Damit er die Szenen seines Spiels richtig miterleben konnte, musste er seine blühende Fantasie zügeln und sich strikt an ein glaubhaftes, wenn auch kompliziertes Konzept halten. Texanische Freiheitskämpfer, mexikanische Soldaten, FBI-Männer, Mafiosi und galaktische Helden, das war einfach zuviel des Guten.
    Barfuß, in einem bequemen schwarzen, mit rotem Seidengürtel gebundenen Pyjama à la Ninja, umrundete der Psychiater bedächtig das Spielbrett und analysierte im Geist haarscharf die Stellungen der gegnerischen Truppen. Ganz mit seinen Gedanken beschäftigt, schüttelte er einen Würfelbecher, in dem zwei Würfel klapperten.
    Das riesige Spielbrett war in Wirklichkeit ein quadratischer Tisch von zweieinhalb Metern Seitenlänge, der in der Mitte des Raums stand. Dieses mehr als sechs Quadratmeter große Feld konnte er mit Hilfe seiner umfangreichen Sammlung speziell angefertigter Landschaftselemente für jedes Spiel neu gestalten.
    Außer dem Spieltisch gab es in dem hundert Quadratmeter großen Raum lediglich einen Sessel und einen kleinen Tisch, auf dem ein Telefon und ein paar Naschereien Platz hatten.
    Im Augenblick war die einzige Lichtquelle im Raum die Gruppe von Halogenstrahlern, die senkrecht über dem Spielfeld in die Decke eingelassen waren. Alles andere war in Schatten getaucht.
    Auf deckenhohen Regalen, die sich um alle vier Wände zogen, lagerten Hunderte von Plastikfigurensets in ihren Originalverpackungen. Die meisten dieser Schachteln waren wie neu oder doch zumindest fast wie neu, und es gab keine, deren Zustand man nicht wenigstens als hervorragend hätte bezeichnen müssen. Alle Sets bestanden aus dem kompletten Zubehörsatz von Figuren, Gebäuden und Accessoires.
    Ahriman kaufte ausschließlich Figurensets der Firma Marx, von Louis Marx in den fünfziger, sechziger und siebziger Jahren produziert. Die Figuren in diesen Sets waren in liebevollen Details ausgearbeitet und von hoher Qualität, und sie wurden mittlerweile als Raritäten für Hunderte – manchmal Tausende – von Dollars auf dem Sammlermarkt angeboten. Außer dem Alamo- und dem Al-Capone-Set umfasste seine Sammlung Robin Hoods Abenteuer, Prinz Eisenherz, Zweiter Weltkrieg, Wyatt Earp, Wells Fargo, Zorro, Fort Apache, Ben Hur, Roy Rogers Rodeo-Ranch, Tom Corbetts Space Academy und Unmengen anderer Sets, die zum Teil doppelt oder dreifach vertreten waren, sodass er das Spielfeld mit einem gewaltigen Figurenaufgebot bevölkern konnte.
    An diesem Abend war der Arzt ausnehmend gut gelaunt. Die Szenerie, die sich vor ihm auf dem Spielfeld entfaltete, versprach hoch amüsant zu werden. Und was noch besser war: Das andere, viel wichtigere Spiel, das in der Welt jenseits dieser Mauern gespielt wurde, entwickelte von Stunde zu Stunde spannendere Züge.
    Mr. Rhodes las in Botschafter der Angst . Höchstwahrscheinlich war Dustin weder fantasievoll noch klug genug, um alle Hinweise, die sich in dem Roman verbargen, zu verstehen und sich ein Bild von dem Netz zu machen, in dem er gefangen war. Die Chancen, dass er sich selbst und seine Frau aus der Schlinge befreien

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