Stimmen der Angst
Lederbänken nach drei Seiten hin vom übrigen Raum völlig abgeschirmt war.
Der Gedanke, an einem so öffentlichen Ort möglicherweise in die peinliche Situation einer unkontrollierbaren Panikattacke zu geraten, machte Martie nervös. Sie beruhigte sich mit dem Gedanken, dass die Anfälle, die sie seit ihrem Besuch bei Dr. Ahriman erlitten hatte, verhältnismäßig harmlos und nur von kurzer Dauer gewesen waren.
Obwohl sie Gefahr lief, sich öffentlich zu blamieren, war es ihr lieber, hier zu essen als in der Abgeschiedenheit ihrer Küche. Die Vorstellung, nach Hause zu kommen, wo das unbeseitigte Chaos in der Garage sie an die wahnwitzige, besinnungslose Wut erinnern würde, mit der sie das Haus von potenziellen Waffen hatte befreien wollen, erfüllte sie mit Unbehagen.
Noch entsetzlicher aber als das Chaos in der Garage und alle anderen Spuren ihrer Raserei war der Anrufbeantworter, der sie in ihrem Arbeitszimmer erwartete. Auf dem Band war, so sicher wie der Tod, eine Nachricht von Susan gespeichert, die diese am Abend zuvor aufgesprochen hatte.
Marties Pflichtbewusstsein und ihr Ehrgefühl verboten es ihr, die Nachricht zu löschen, ohne sie angehört zu haben, und sie würde es auch nicht über sich bringen, diese schwere Aufgabe an Dusty zu delegieren. Sie war es Susan schuldig, dass sie ihr persönlich diesen letzten Dienst erwies.
Bevor sie sich die geliebte Stimme anhörte und sich den Schuldgefühlen stellte, die unweigerlich darauf folgten, musste sie Kraft sammeln. Und sich ein bisschen Mut antrinken.
Als gesetzestreue Bürger hielten sie sich an Lieutenant Bizmets Rat: eine Flasche Heineken für Dusty, ein Corona für Martie.
Entgegen dem warnenden Hinweis in der Packungsbeilage, nicht gleichzeitig Benzodiazepin und Alkohol zu konsumieren, spülte Martie mit dem ersten Schluck Bier eine Valiumtablette hinunter.
Lebe intensiv, stirb jung. Oder stirb in jedem Fall jung. Das waren die Alternativen, die sich ihnen zu bieten schienen.
»Hätte ich sie doch nur gestern Abend zurückgerufen«, sagte Martie.
»Du warst nicht in der Lage, sie anzurufen. Und du hättest ihr ohnehin nicht helfen können.«
»Wenn ich es ihrer Stimme angehört hätte, hätte ich vielleicht dafür sorgen können, dass ihr jemand anders hilft.«
»Du hättest es ihrer Stimme nicht angehört. Jedenfalls nicht das, was du meinst, keine deutlicheren Anzeichen für eine Depression, keine selbstmörderische Verzweiflung.«
»Das werden wir nie wissen«, murmelte Martie mit düsterer Miene.
»Ich weiß es so sicher, wie ich hier sitze«, sagte Dusty bestimmt. »Du hättest keine selbstmörderische Verzweiflung in ihrer Stimme gehört, weil sie nicht Selbstmord begangen hat.«
*
Ness war bereits tot, ein früher Verlust, verheerend für die Verteidiger von Fort Alamo!
Der edle Gesetzeshüter war durch eine Büroklammer ums Leben gekommen.
Der Arzt entfernte die Plastikleiche vom Spielfeld.
Die Entscheidung darüber, welche Spielfigur aus welcher Truppe mit welcher Waffe als Nächstes das Feuer eröffnen würde, traf Ahriman anhand eines komplizierten Berechnungssystems, dessen Variablen er durch Würfeln und blindes Ziehen aus einem Kartenspiel ermittelte.
Sein Waffenarsenal bestand aus einer Büroklammer, die mit Hilfe eines Gummis abgeschossen wurde, und einer mit dem Daumen geschnippten Murmel. Natürlich standen diese beiden primitiven Geschosse stellvertretend für eine Vielzahl schrecklicher Todesarten: durch einen Pfeil, einen Gewehrschuss, schweres Geschütz, ein Bowiemesser, ein Kriegsbeil, das die Stirn spaltete …
Bedauerlicherweise lag es nicht im Wesen einer Plastikfigur, Selbstmord zu begehen, und der bloße Gedanke, dass Männer wie Davy Crockett und Eliot Ness in der Lage sein könnten, so etwas wie Selbstmord auch nur in Erwägung zu ziehen, wäre eine unsägliche Beleidigung für das Land und seine braven Bürger gewesen. Dieser faszinierende Zug blieb ihm bei seinen Brettspielen also verwehrt.
In seinem größeren Spiel jedoch, in dem das Plastik lebendiges Fleisch und das Blut echt war, würde in Kürze ein weiterer Selbstmord herbeigeführt werden müssen. Skeet war fällig.
Bei der ursprünglichen Planung dieses Spiels war der Arzt noch davon ausgegangen, dass Holden »Skeet« Caulfield die Hauptrolle darin übernehmen und beim abschließenden blutigen Gemetzel zu glorioser Hochform auflaufen würde. Sein Gesicht groß in allen Nachrichtensendungen. Sein kauziger Name verewigt in der
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