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Stimmen der Angst

Stimmen der Angst

Titel: Stimmen der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Steak und überlegte.
    Dann sagte er: »Tja, wenn ich das wüsste. Wir haben keinerlei Beweise … noch nicht jedenfalls.«
    »Wenn sie Susan einfach anrufen und ihr befehlen konnten, sich hinter ihren verschlossenen Türen umzubringen … was sollen wir da tun, wenn unser Telefon das nächste Mal klingelt?«, fragte Martie.
    Diese Frage ließ sie beide ihr Essen vergessen. Sie sahen sich ratlos an. Schließlich sagte Dusty: »Wir gehen nicht dran.«
    »Das ist auf Dauer auch keine Lösung.«
    »Ehrlich gesagt, Martie, wenn wir nicht sehr bald dahinter kommen, was das alles zu bedeuten hat, werden wir nicht auch mehr von langer Dauer sein.«
    Sie sah Susan in der Badewanne vor sich, obwohl sie die Leiche nie gesehen hatte, und zwei Hände schlugen die Saiten ihres Herzens an – die heiße Hand der Trauer und die kalten Finger der Angst. »Nein«, pflichtete sie ihm bei, »nicht mehr von langer. Aber wie sollen wir das anstellen? Wo fangen wir an?«
    »Mir fällt dazu nur eines ein. Haiku.«
    »Haiku?«
    »Gesundheit«, sagte er, dieser Scherzbold von einem Mann, und stellte die Tüte aus dem Buchladen, die er in das Lokal mitgenommen hatte, vor sich hin. Er sondierte die sieben Bücher, die Ned besorgt hatte, dann reichte er Martie eines über den Tisch und wählte für sich selbst ein anderes aus. »Den Umschlagtexten zufolge sind das die Klassiker dieses Genres. Wir versuchen es zuerst damit … und hoffen das Beste. Wahrscheinlich gibt es dermaßen viele zeitgenössische Dichter, dass wir wochenlang damit beschäftigt sein werden, wenn wir sie nicht hier drin finden.«
    »Wonach suchen wir denn genau?«
    »Nach einem Gedicht, bei dem du das Kribbeln kriegst.«
    »So wie damals, als ich mit dreizehn die Liedtexte von Rod Stewart gelesen habe?«
    »Ach was, nein. Du willst mich wohl auf den Arm nehmen. Ich denke da mehr an die Gänsehaut, die du bekommen hast, als du diesen Namen in Botschafter der Angst gelesen hast.«
    Wenn sie selbst den Namen aussprach, hatte das zwar einen weniger starken Effekt, als wenn sie ihn aus dem Mund eines anderen hörte, aber trotzdem war es eindeutig » Raymond Shaw. Da, ich bekomme tatsächlich eine Gänsehaut, wenn ich das sage.«
    »Also such nach einem Haiku, das dieselbe Wirkung auf dich hat.«
    »Und was dann?«
    Anstatt ihre Frage zu beantworten, vertiefte er sich in das Buch, das er sich ausgewählt hatte, und aß dabei mit gutem Appetit weiter. Nach einer Weile hob er den Kopf und sagte: »Hier! Ich kriege zwar keine richtige Gänsehaut, aber ich kenne es nur zu gut: ›Klare Kaskaden … zersprühen in den Wellen … Kiefernnadeln blau.‹«
    »Skeets Haiku!«
    Sie entnahmen dem Buch, dass dieses Gedicht von einem gewissen Matsuo Bashō stammte, der von 1644 bis 1694 gelebt hatte.
    Weil die Haikus naturgemäß kurz waren, kamen sie schnell voran, und Martie machte die nächste große Entdeckung, bevor sie noch die Hälfte ihrer Garnelen gegessen hatte. »Ich hab’s! Von einem Dichter namens Yosa Buson, hundert Jahre später als dein Bashō. ›Vom Westen wehen … die Blätter durch die Lüfte … im Osten strandend.‹«
    »Das ist deins?«
    »Ja.«
    »Bestimmt?«
    »Ich habe immer noch eine Gänsehaut.«
    Dusty nahm ihr das Buch aus der Hand und las das Gedicht noch einmal leise für sich. Die Parallele fiel ihm sofort auf. »Die Blätter.«
    »Mein wiederkehrender Albtraum«, sagte sie sofort. Die Kopfhaut prickelte ihr, als könnte sie selbst jetzt hören, wie der Blättermann durch den tropischen Urwald auf sie zugeschlurft kam.
    * 
    So viele Tote: Tausendsechshundert Mann hatten 1836 ihr Leben gelassen, und mehrere Hundert hatte es, der Laune der Würfel und der Spielkarten gehorchend, an diesem Januarabend schon erwischt. Und die Schlacht tobte immer noch mit unverminderter Härte.
    Während er die Truppe der aufrechten FBI-Männer im Fort Alamo herumdirigierte, plante der Arzt in allen Einzelheiten die Beseitigung von Holden »Skeet« Caulfield. Skeet musste noch vor dem Morgengrauen erledigt werden, aber was spielte ein einzelnes Menschenleben angesichts dieses Gemetzels schon für eine Rolle?
    Die Würfel zeigten einen Einserpasch, und aus dem Kartenspiel zog er das Pik-Ass, was nach seinen komplizierten Regeln bedeutete, dass die Oberkommandierenden beider Truppen ihre Männer verraten und zur anderen Seite überlaufen mussten. Jetzt führte Colonel James Bowie, der schwer an Typhus und Lungenentzündung erkrankt war, die mexikanische Armee an, während Al

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