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Stimmen der Angst

Stimmen der Angst

Titel: Stimmen der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Verzeichnis, und ich habe keinen Zugriff mehr darauf, aber auf der Festplatte ist sie so gut wie verewigt.«
    Dusty erzählte ihr seinen Traum von dem Reiher und dem Blitz.
    Als er damit fertig war, spürte Martie plötzlich, wie diese wahnsinnige, kribbelnde Angst wieder mit drängender Macht in ihr aufstieg, wie Tausende winziger Spinnen, die entlang ihres Rückgrats aus ihren Eiern quollen.
    Sie senkte den Kopf und starrte in den Bierkrug vor ihr, den sie mit beiden Händen umklammert hielt. Als Wurfgeschoss benutzt, konnte er Dusty bewusstlos schlagen. Auf der Tischplatte zerschmettert, konnte sie ihm damit das Gesicht zerfetzen.
    Von Angst geschüttelt, betete sie insgeheim, dass der Kellner nicht ausgerechnet in diesem Augenblick kommen und ihre Teller abräumen würde.
    Der Anfall dauerte keine zwei Minuten.
    Martie hob den Kopf und ließ den Blick über den Abschnitt des Lokals schweifen, der von ihrer abgeschirmten Nische aus einsehbar war. Es waren jetzt mehr Tische besetzt als bei ihrer Ankunft, und auch die Zahl der Kellner, die geschäftig hin und her liefen, hatte zugenommen, aber niemand sah in ihre Richtung, weder neugierig noch verwundert, noch überhaupt irgendwie.
    »Alles in Ordnung?«, erkundigte sich Dusty.
    »Diesmal war es nicht so schlimm.«
    »Das Valium, das Bier.«
    »Kann sein«, sagte sie.
    Dusty tippte auf seine Armbanduhr. »Die Anfälle kommen in Abständen von fast genau einer Stunde, aber solange sie so harmlos bleiben …«
    Plötzlich überfiel Martie das ungute Gefühl, dass die leichten Anfälle der vergangenen Stunden nur die Vorschau auf die wirklichen Attraktionen waren, kurze Ausschnitte aus der großen Galavorstellung.
    Während sie darauf warteten, dass der Kellner erst die Rechnung und dann das Wechselgeld brachte, blätterten sie noch einmal in den Haiku-Bänden.
    Es war wieder Martie, die das nächste entdeckte, und auch dieses stammte von Matsuo Bashō, demselben Dichter, der Skeets Haiku mit den blauen Kiefernnadeln geschrieben hatte.
    Ein Blitz leuchtet auf, des Nachtreihers schriller Schrei fliegt in das Dunkel.
    Anstatt es vorzulesen, schob sie das aufgeschlagene Buch zu Dusty hinüber. »Das muss es sein. Alle drei klassische Dichtkunst.«
    Sie bemerkte, wie ihn ein Schaudern durchlief, während er das Gedicht las.
    Der Kellner brachte das Wechselgeld und verabschiedete sie mit einem Dank und einer Verbeugung und mit der obligatorischen Einen-schönen-Tag-noch-Floskel, obwohl der Anbrach der Dunkelheit schon zwei Stunden hinter ihnen lag.
    Während Dusty das Trinkgeld abzählte und auf den Tisch legte, sagte er: »Da wir wissen, dass das Schlüsselwort der Name einer Figur aus Condons Roman ist, dürfte es nicht schwer sein, meines zu finden. Und unsere Haikus kennen wir jetzt auch. Ich möchte wissen, was passiert, wenn … wir sie uns gegenseitig vorsagen. Aber hier ist bestimmt nicht der richtige Ort dafür.«
    »Wo dann?«
    »Gehen wir nach Hause.«
    »Ist es zu Hause sicher?«
    »Wo ist es schon sicher?«, fragte er zurück.

56. Kapitel
    Den lieben langen Tag sich selbst überlassen, mit einem kurzen Auslauf im Garten abgespeist anstelle des ausgedehnten Spaziergangs, den jeder brave Hund verdiente, schließlich gefüttert von einem furchterregenden Riesen, dem er bislang erst zweimal begegnet war, hätte Valet allen Grund gehabt, beleidigt zu sein, ihnen die kalte Schulter zu zeigen oder sie gar mit einem gereizten Knurren zu empfangen. Stattdessen sprang er ihnen entgegen – der Inbegriff der goldenen, hechelnden, schwanzwedelnden Vergebung –, ließ sich begeistert zur Begrüßung hätscheln und tätscheln, jagte dann in seiner überschwänglichen Freude über die Heimkehr von Frauchen und Herrchen mit langen Sätzen davon und schnappte sich eine gelbe Plüschente, die eine Kakophonie von quietschenden und quakenden Lauten von sich gab, während er spielerisch darauf herumkaute.
    Sie hatten vergessen, Ned Motherwell zu bitten, für Valet die Lichter im Haus anzumachen, aber es stellte sich heraus, dass auf Ned wirklich Verlass war, denn die Küche war bei ihrer Heimkehr hell erleuchtet.
    Auf dem Tisch hatte Ned eine Nachricht hinterlassen, die mit Klebeband an einem gepolsterten Umschlag befestigt war: Dusty, das hier habe ich vor eurer Haustür gefunden.
    Als Martie den Umschlag aufriss, kam Valet aufgeregt näher, wahrscheinlich weil ihn das Geräusch an das Öffnen einer Futtertüte erinnerte. Sie förderte ein Buch mit Hochglanzumschlag zutage. »Es

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