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Stimmen der Angst

Stimmen der Angst

Titel: Stimmen der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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interpretiert werden können.
    »Dr. Closterman …« Dusty zögerte kurz, dann wagte er den Sprung ins kalte Wasser. »Was soll’s, es hat keinen Sinn, um den heißen Brei herumzureden. Ich glaube, wir haben ein Problem mit Dr. Ahriman. Ein gewaltiges Problem.«
    Im selben Augenblick, als er zu seinen Anschuldigungen ansetzte, begehrte eine Stimme in ihm auf. Der Psychiater, hervorragend und um das Wohl seiner Patienten besorgt, hatte nichts getan, das eine solche Verleumdung und Respektlosigkeit rechtfertigte. Dusty kam sich mit seinen Verdächtigungen plötzlich schäbig, undankbar, hinterhältig, bar jeder Vernunft vor. Und diese Gefühle erschreckten ihn, denn unter den gegebenen Umständen hatte er allen Grund, misstrauisch gegen den Psychiater zu sein.
    Diese innere Stimme, die so ungeheuer überzeugend zu ihm sprach, war nicht seine eigene, es war die Stimme eines unsichtbaren Geists, desselben Geists, der in seinem Traum die Manschette des Blutdruckmessers aufgepumpt hatte, dem die wirbelnden Blätter in Marties Traum Gestalt gegeben hatten, und der nun in den Hallen seines Bewusstsein wandelte und ihn, unsichtbar, aber nicht schweigend, drängte, Dr. Ahriman zu vertrauen, seinen absurden Verdacht fallen zu lassen und an ihn zu glauben .
    Closterman unterbrach Dustys Schweigen. »Martie war schon bei ihm, habe ich Recht?«
    »Heute Nachmittag. Aber wir glauben jetzt … es hat schon viel früher angefangen. Vor Monaten, seit sie ihre Freundin zur Therapie in seine Praxis begleitet. Dr. Closterman, Sie werden mich wahrscheinlich für verrückt halten …«
    »Nicht unbedingt. Aber wir sollten uns nicht länger am Telefon darüber unterhalten. Können Sie hierher kommen?«
    »Wenn Sie mir sagen, wo das ist?«
    »Ich wohne auf Balboa Island.« Closterman nannte die Adresse und beschrieb ihm den Weg.
    »Wir sind gleich da. Können wir einen Hund mitbringen?«
    »Er kann mit meinem spielen.«
    Als Dusty den Hörer einhängte und sich zu ihr umwandte, sagte Martie: »Ich weiß nicht, ob das eine so gute Idee ist.«
    Sie hatte ihre eigene innere Stimme, auf die sie hörte.
    »Wenn wir«, sagte sie, »Dr. Ahriman das alles genau so auseinander setzen … vielleicht kann er alles erklären.«
    Der Unsichtbare, der in den Hallen von Dustys Bewusstsein wandelte, plädierte, fast mit denselben Worten wie Martie, für eben dieses Vorgehen.
    Abrupt sprang Martie auf. »O Gott, was rede ich da bloß?«
    Dusty spürte die Hitze, die ihm in die Wangen schoss, und er wusste, wenn er jetzt in den Spiegel blickte, würde ihm aus seinen Augen Scham entgegenblicken. Die Scham, die in ihm brannte, weil er so misstrauisch war, weil er Dr. Ahriman das wohlverdiente Vertrauen und die Achtung versagte, die er ihm schuldete.
    »Was wir hier erleben«, sagte Dusty erschüttert, »ist eine Szenerie wie aus dem Film Die Körperfresser kommen .«
    Valet kam unter dem Tisch hervorgekrochen. Mit seinem eingezogenen Schwanz, seinen hängenden Schultern und dem halb gesenkten Kopf war er ein Spiegelbild ihrer bedrückten Stimmung.
    »Warum nehmen wir den Hund mit?«, sagte Martie.
    »Weil ich glaube, dass wir in nächster Zeit nicht hierher zurückkommen. Ich halte es für zu riskant. Komm, beeil dich«, sagte er, schon auf dem Weg zum Flur, »wir packen ein paar Sachen zusammen, Kleider für ein paar Tage. Und zwar schnell .«
    Minuten später nahm er, bevor er den Deckel seines Koffers zuklappte, den kleinen kompakten .45er Colt, eine Spezialanfertigung, aus der Nachttischschublade. Nach kurzem Zögern entschloss er sich, die Waffe so zu verwahren, dass er sie jederzeit zur Hand hatte, und machte dann den Koffer zu, ohne dessen Inhalt noch etwas hinzuzufügen. Danach holte er eine Lederjacke mit tiefen Taschen aus dem Schrank.
    Er fragte sich, ob die Pistole wirklich ein Schutz war.
    Wenn Mark Ahriman in dieser Minute in ihr Schlafzimmer spazieren würde, würde ihn die trügerische Stimme in seinem Innern vielleicht so lange zögern lassen, dass der Psychiater kalt lächelnd Viola Narvilly sagen konnte, bevor Dusty Zeit hatte, auf den Abzug zu drücken.
    Würde ich dann den Lauf der Pistole in den Mund schieben wie einen Lolli und mir das Hirn genauso bereitwillig wegblasen, wie Susan sich die Pulsadern aufgeschlitzt hat?
    Den Hund an der Leine, Martie einen Koffer hinter sich her ziehend, Dusty einen zweiten in der Hand, verließen sie das Schlafzimmer, liefen die schmale Treppe hinunter, hielten in der Küche kurz inne, um die Bücher

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