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Stimmen der Angst

Stimmen der Angst

Titel: Stimmen der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Matratzenstapel landete und noch ein paar Mal nachfederte, dankte er Gott. Im nächsten Augenblick wurde ihm bewusst, dass er im freien Fall, als jeder Gedanke, der ihm durch den Kopf schoss, sein letzter hätte sein können, an Martie gedacht hatte und dass ihm der Gedanke an Gott erst im Nachhinein gekommen war.
    Die Sorensons hatten erstklassige Matratzen gekauft. Beim Aufprall blieb Dusty nicht einmal die Luft weg.
    Auch Skeet war auf dem weichen Untergrund gelandet. Jetzt lag er da, wie er aufgekommen war, das Gesicht im Matratzenbezug vergraben, die Arme über dem Kopf, reglos, als wäre er so zerbrechlich, dass ein Sturz auf weiche Baumwollpolster, Schaumstoff und luftige Daunenfüllung genügte, um ihm sämtliche eierschalendünnen Knochen im Leib zu zerschmettern.
    Dusty richtete sich auf dem Stapel von Matratzen, deren oberste vom Regenwasser durchweicht war, auf Hände und Knie auf und drehte den Jungen auf den Rücken.
    Skeet hatte sich die linke Wange aufgeschürft, und an seinem gekerbten Kinn prangte eine kleine Platzwunde. Beide Verletzungen hatte er sich vermutlich bei der Rutschpartie über das Ziegeldach zugezogen; keine von beiden blutete sonderlich stark.
    »Wo bin ich?«, fragte Skeet.
    »Nicht da, wo du sein wolltest.«
    Um die bronzefarbenen Augen des Jungen lagen dunkle Schatten der Verzweiflung, Schatten, die in den Minuten auf dem Dach nicht zu sehen gewesen waren. »Im Himmel?«
    »Ich werd dafür sorgen, dass es dir wie die Hölle vorkommt, du durchgeknallter Spinner!« Motherwell, der sich drohend vor Skeet aufgebaut hatte, packte ihn am Pullover und zerrte ihn auf die Füße. Wäre der Himmel in diesem Moment von einem Blitz zerrissen und von Donnerschlägen erschüttert worden, hätte man Motherwell ohne weiteres für den nordischen Gewittergott Thor halten können. »Du fliegst raus aus meiner Kolonne, du bist erledigt, du elender Versager!«
    Ohne Skeet abzusetzen, der an seinen ausgestreckten Armen dreißig Zentimeter über dem Boden zappelte, wandte sich Motherwell erbost an Dusty. »Ich meine es ernst, Chef. Entweder er verschwindet und lässt sich nicht mehr bei uns blicken, oder ich kann nicht mehr für dich arbeiten.«
    »Ist ja schon gut. Lass ihn einfach runter, Ned.«
    Anstatt Skeet loszulassen, schüttelte Motherwell ihn kräftig durch und schrie ihn so heftig an, dass kleine Speicheltröpfchen dessen Gesicht sprenkelten wie Kunstschnee einen Weihnachtsbaum. »Wenn wir erst mal neue Matratzen gekauft haben, drei teure Matratzen wohlgemerkt, ist unser Verdienst weitgehend zum Teufel. Ist dir das eigentlich klar, du Arschgesicht?«
    An Motherwells ausgestreckten Armen baumelnd, ohne die geringsten Anstalten, sich zu wehren, sagte Skeet: »Ich habe dich nicht gebeten, die Matratzen hinzulegen.«
    »Immer sachte«, sagte Dusty, rappelte sich hoch und kletterte von den Matratzen herunter.
    »Es ging mir nicht darum, dein Leben zu retten, du Arschloch.«
    »Ständig beschimpfst du mich«, beklagte sich Skeet. »Ich beschimpfe dich nie.«
    »Du bist eine wandelnde Pestbeule.« Straight Edger wie Motherwell versagten sich so manches, aber niemals ihre Wut. Dusty bewunderte sie für ihr Bemühen, in der schmutzigen Welt, in die sie hineingeboren wurden, ein sauberes Leben zu führen, und er verstand ihre Wut, auch wenn sie ihm manchmal gehörig auf die Nerven ging.
    »Mann, ich mag dich«, sagte Skeet zu Motherwell. »Ich wollte, du würdest mich auch mögen.«
    »Du bist ein Eiterpickel am Arsch der Menschheit«, schrie Motherwell aufgebracht und schleuderte Skeet wie einen Müllsack beiseite.
    Um ein Haar wäre Skeet gegen Foster Newton geprallt, der gerade vorbeiging. Fig blieb vor dem Jungen stehen, der wie ein Häufchen Elend in der Auffahrt zusammengesackt war, warf Dusty einen Blick zu, sagte: »Wir sehn uns morgen, sofern es nicht regnet«, stieg über Skeet hinweg und ging, immer noch über Kopfhörer einer Radiosendung lauschend, zu seinem am Straßenrand geparkten Wagen, als würde er jeden Tag miterleben, dass sich jemand vom Dach stürzte.
    »So eine Schweinerei«, sagte Motherwell und musterte kopfschüttelnd die Matratzen.
    »Ich muss ihn in die Rehaklinik bringen«, sagte Dusty zu Motherwell, während er Skeet auf die Füße half.
    »Ich kümmere mich um die Sauerei hier«, sagte Motherwell schicksalsergeben. »Schaff mir nur diese stinkende Kanalratte aus den Augen!«
    Auf dem Weg über die regennasse geschwungene Auffahrt zur Straße stützte sich Skeet schwer auf

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