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Stimmen der Angst

Stimmen der Angst

Titel: Stimmen der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Dusty. Die unnatürliche Energie, ob durch Drogen oder die Aussicht auf die bevorstehende Selbstzerstörung beflügelt, war von ihm abgefallen; er war jetzt vor Erschöpfung völlig schlaff und schlief fast im Stehen ein.
    Als sie sich Dustys weißem Ford-Lieferwagen näherten, gesellte sich der Wachmann zu ihnen. »Ich muss einen Bericht über den Vorfall abliefern.«
    »Ach ja? Wem denn?«
    »Dem Büro der Hausbesitzervereinigung. Mit einer Kopie für die Grundstücksverwaltung.«
    »Die werden mir wohl nicht gleich einen Knieschuss verpassen, oder?«, fragte Dusty, während er Skeet mit dem Rücken gegen den Wagen lehnte.
    »Nein, sie halten sich leider nie an meine Ratschläge«, sagte der Wachmann, und Dusty sah sich genötigt, seine Meinung über ihn zu revidieren.
    Skeet, der aus seiner Betäubung erwacht war, mischte sich ein: »Die kehren dein Innerstes nach außen, Dusty. Ich kenne diese Schweine.«
    Hinter dem Regenschleier hervor, der vom Schirm seiner Uniformmütze heruntertriefte, sagte der Wachmann: »Man wird Sie vielleicht auf eine Liste unerwünschter Handwerker setzen, die hier im Viertel nicht gern gesehen werden. Aber vermutlich wird Ihnen nicht mehr passieren, als dass man Sie auffordert, diesen Kerl nie wieder mit hierher zu bringen. Wie heißt er überhaupt mit vollem Namen?«
    »Bruce Wayne«, sagte Dusty, während er die Beifahrertür öffnete.
    »Skeet soundso, dachte ich.«
    Dusty half Skeet in den Wagen und sagte: »Das ist nur sein Spitzname.« Was einerseits die Wahrheit war, andererseits aber auch wieder nicht.
    »Ich will seinen Personalausweis sehen.«
    »Den bringe ich später vorbei«, erklärte Dusty und knallte dabei die Tür zu. »Jetzt muss ich ihn erst mal zum Arzt bringen.«
    »Hat er sich verletzt?« Der Wachmann folgte Dusty zur Fahrerseite des Wagens.
    »Er ist fix und fertig.« Dusty schob sich hinter das Steuer und zog die Fahrertür hinter sich zu.
    Der Wachmann klopfte ans Fenster.
    Dusty betätigte mit einer Hand den Anlasser, mit der anderen kurbelte er das Fenster herunter. »Ja?«
    »Sie sollten sich nicht wieder Einsatzkommando nennen, klar, aber Kolonne ist irgendwie auch nicht das richtige Wort. Wie wär’s mit Wanderzirkus oder Theatertruppe ?«
    »Sie sind in Ordnung«, sagte Dusty. »Sie gefallen mir.«
    Grinsend tippte sich der Wachmann mit dem Zeigefinger an die triefende Mütze.
    Dusty kurbelte das Fenster hoch, schaltete die Scheibenwischer ein und fuhr, das Haus der Sorensons hinter sich lassend, davon.

7. Kapitel
    Als Susan Jagger die Außentreppe hinunterstieg, die von ihrer im zweiten Stock gelegenen Wohnung zur Straße führte, hielt sie sich dicht an der Hauswand. Mit der Rechten tastete sie sich an der schindelverkleideten Wand entlang, als müsste sie sich ständig deren Schutz vergewissern, mit der Linken hielt sie Marties Arm umklammert. Mit gesenktem Kopf, die Augen starr auf ihre Fußspitzen gerichtet, nahm sie die zehn Zentimeter hohen Stufen so vorsichtig wie ein Bergsteiger, der eine Steilwand aus nacktem Granit zu bewältigen hat.
    Da Susan die Kapuze ihres Regenmantels über den Kopf gezogen hatte und sie außerdem kleiner war als Martie, konnte Martie ihr Gesicht nicht erkennen, aber aus regenlosen Tagen wusste sie genau, wie sie es sich vorzustellen hatte. Kreidebleich vor Angst. Zähne zusammengebissen, der Mund ein schmaler Strich. Die grünen Augen schreckgeweitet, als wäre ihr ein Geist erschienen; aber es gab hier nur einen einzigen Geist: ihr einstmals waches Bewusstsein, das jetzt gelähmt war durch ihre Agoraphobie.
    »Was ist mit der Luft los?«, fragte Susan mit zittriger Stimme.
    »Nichts.«
    »Man kann kaum atmen«, jammerte Susan. »Es ist stickig. Komischer Geruch.«
    »Liegt an der Luftfeuchtigkeit. Der Geruch, das bin ich. Neues Parfüm.«
    »Du? Parfüm?«
    »Ich habe auch meine eitlen Momente.«
    »Wir sind so ungeschützt«, sagte Susan ängstlich.
    »Es ist nicht weit bis zum Auto.«
    »Hier draußen kann alles passieren.«
    »Es wird nichts passieren.«
    »Man kann sich nirgendwo verstecken.«
    »Es gibt nichts, wovor man sich verstecken müsste.« Eine tausendfünfhundertjährige Litanei konnte nicht formelhafter sein als dieser sich zweimal wöchentlich wiederholende Dialog auf dem Weg zur Therapiesitzung und zurück.
    Als sie am unteren Ende der Treppe ankamen, hatte der Regen an Stärke zugenommen. Dicke Tropfen prasselten durch die Blätter der Kübelpflanzen auf dem kleinen Vorplatz und spritzten von den

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