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Stimmen der Angst

Stimmen der Angst

Titel: Stimmen der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Backsteinen hoch.
    Susan hielt sich ängstlich an der Hausecke fest.
    Martie legte den Arm um sie. »Stütz dich auf mich, wenn du magst.«
    Susan nahm das Angebot dankbar an. »Es ist alles so merkwürdig hier draußen, anders als sonst.«
    »Nichts hat sich verändert. Es ist bloß der Sturm.«
    »Es ist eine neue Welt«, sagte Susan starrsinnig. »Und sie ist nicht gut.«
    Aneinandergeschmiegt bewegten sie sich, beide mit eingezogenen Schultern, in dieser neuen Welt voran, erst eilig, da der Gedanke an den relativ geschützten Innenraum des Wagens Susan vorwärts trieb, dann wieder zögernd, weil die unendliche Leere über ihnen Susan wie eine schwere Last niederdrückte und fast zu zermalmen drohte. Vom Wind gepeitscht und vom Regen gegeißelt, sahen sie mit ihren Kapuzen und wehenden, aufgebauschten Regenmänteln aus wie zwei Betschwestern in voller Nonnentracht, die angesichts der ersten Vorzeichen des drohenden Weltuntergangs verzweifelt eine Zuflucht suchen.
    Entweder zeigte der aufziehende Sturm seine Wirkung, oder die Gemütsverfassung der Freundin färbte auf sie ab, denn als sie sich über die Promenade zu dem Seitensträßchen vorkämpften, in dem sie ihren Wagen abgestellt hatte, wurde sich Martie zunehmend einer merkwürdigen Stimmung bewusst, die, deutlich wahrnehmbar, aber schwer zu fassen, in der Luft zu liegen schien. Auf dem Asphaltbelag der Promenade hatten sich Pfützen gebildet, in denen Bilder wie in schwarzen Spiegeln tanzten, die, obwohl vom herunterprasselnden Regen so verzerrt, dass nichts Gegenständliches darin zu erkennen war, Martie doch nervös machten. Palmen, an denen der Sturm zerrte, peitschten mit ihren scharfen Wedeln durch die Luft, mit Wedeln, die sich grünlich-schwarz verfärbt hatten und deren lärmender, pfeifender, rasselnder Aufruhr tief in Marties Innerem einen Widerhall animalischer, unbändiger Leidenschaft fand. Zu ihrer Rechten war der Sand glatt und hell wie die Haut eines gewaltigen schlafenden Tiers, zu ihrer Linken erhob sich die Häuserzeile, und in jedem der Häuser, in deren großen, dem Meer zugewandten Panoramafenstern schwarze Wolken dahinjagten und windzerzauste Bäume schwankten, schien ein eigener Sturm zu toben.
    All diese merkwürdigen Anzeichen einer unheimlichen Bedrohung, die um sie herum in der Luft lagen, irritierten Martie, aber viel bedrohlicher noch fand sie das ihr unbekannte und offensichtlich vom Sturm heraufbeschworene Gefühl, sich selbst fremd zu sein. Eine irrationale Sehnsucht danach, sich der magischen Kraft der ungestümen Elemente zu überlassen, beschleunigte ihren Puls. Die Angst vor einer dunklen Macht, die sie nicht beschreiben konnte, ergriff plötzlich Besitz von ihr: Sie fürchtete sich davor, sich nicht mehr unter Kontrolle zu haben, das Bewusstsein zu verlieren und irgendwann wieder aufzuwachen, um feststellen zu müssen, dass sie etwas Furchtbares getan hatte … etwas Unaussprechliches.
    Bis zum heutigen Tag waren ihr nie solche Gedanken gekommen. Jetzt stürmten sie mit Macht auf sie ein.
    Ihr fiel der ungewohnt saure Beigeschmack des Grapefruitsafts ein, den sie zum Frühstück getrunken hatte, und sie fragte sich, ob er vielleicht verdorben gewesen war. Ihr war nicht schlecht geworden, aber vielleicht hatte sie sich eine Variante einer Lebensmittelvergiftung zugezogen, die nicht von körperlichen, sondern eher von psychischen Krankheitssymptomen begleitet wurde.
    Schon wieder so ein absurder Gedanke. Verdorbener Fruchtsaft war als Erklärung ungefähr so nahe liegend wie die Behauptung, die CIA habe versucht, ihr Gehirn via Mikrowellensender mit Botschaften zu infiltrieren. Wenn sie sich noch lange auf diesen krummen Gleisen der Ungereimtheiten bewegte, würde sie bald raffinierte Kopfbedeckungen aus Alufolie zum Schutz gegen ferngesteuerte Gehirnwäsche erfinden.
    Als sie die wenigen Zementstufen von der Strandpromenade zu dem schmalen Gässchen hinunterstiegen, in dem das Auto stand, bekam Martie bereits ebenso viel inneren Halt von Susan, wie sie ihr gab, hoffte allerdings, dass die Freundin dies nicht spürte.
    Sie öffnete die Beifahrertür und half Susan in den roten Saturn, dann ging sie um das Auto herum und schob sich hinter das Steuer.
    Regen trommelte auf das Dach und verursachte ein kaltes, hallendes Geräusch, das an Hufgeklapper erinnerte – als kämen die vier apokalyptischen Reiter, Pest, Krieg, Hungersnot und Tod, in gestrecktem Galopp über den nahe gelegenen Strand auf sie zu.
    Martie streifte die

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