Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Stimmen der Angst

Stimmen der Angst

Titel: Stimmen der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
Vom Netzwerk:
besser gepasst: allen voran der schwarze Buick Riviera, Baujahr 63, der mit seinem verkürzten Verdeck, dem geteilten Kühlergrill, den elliptischen Ausbuchtungen an der Motorhaube, der gehörnten, zweiteiligen hinteren Stoßstange und allen anderen Extras aussah wie eines dieser dämonischen Autos, die in Filmen, von einem bösen Geist gelenkt und unzerstörbar, auf blutiger Amokfahrt durch die Gegend rasen.
    Er machte an einem kleinen Supermarkt Halt, um einen Anruf zu erledigen, weil er weder sein Mobiltelefon noch sein heimisches Telefon benutzen wollte.
    Die Welt des schönen neuen Millenniums war ein einziger riesiger Beichtstuhl, hinter dessen elektronischem Vorhang die Beichtväter der weltlichen Kirche jedes Gespräch belauschten. Der Arzt pflegte einmal im Monat sein Haus, seine Praxisräume und seine Fahrzeuge nach Abhörgeräten zu durchsuchen, eine Arbeit, die er selbst erledigte, weil er keiner der privaten Sicherheitsfirmen, die solche Dienste anboten, über den Weg traute. Eine Telefonleitung konnte jedoch auch aus der Entfernung angezapft werden, weshalb es wichtig war, verräterische Anrufe von einem Telefon aus zu tätigen, das nicht auf seinen Namen angemeldet war.
    Das Telefon vor dem Supermarkt war an der Außenwand des Gebäudes montiert. Der Wind würde das Belauschen mit einem Richtmikrofon unmöglich machen, sofern ihm ein Überwachungsteam auf den Fersen war, was Ahriman aber ohnehin für unwahrscheinlich hielt. Wenn dieses Telefon als Kontaktstelle für Drogendealer bekannt war, konnte zwar unter Umständen irgendwo ein Aufnahmegerät angeschlossen sein, das alle von hier geführten Gespräche aufzeichnete, sodass eine Stimmanalyse vor Gericht als Belastungsmaterial gegen Ahriman hätte herangezogen werden können; aber das war ein unbedeutendes und eben nicht zu vermeidendes Restrisiko.
    Obwohl sich der Arzt darauf verlassen konnte, dass ihn seine Freunde praktisch vor jeder Strafverfolgung schützen würden, war er auf der Hut. In Wirklichkeit war nämlich gerade die Möglichkeit, dass er von diesen Freunden überwacht wurde, der Hauptgrund für den monatlichen elektronischen Kehraus in seinem Haus, und wenn es darum ging, seine privaten Spielchen zu verheimlichen, galt seine Sorge eher jenen Freunden als der Polizei. Ahriman hätte ohne Zögern einen Freund ans Messer geliefert, wenn es zu seinem Vorteil war, und er ging davon aus, dass er von seinen Freunden auch nichts anderes erwarten konnte.
    Er tippte eine Nummer ein, warf Münzen in den Apparat, legte die Hand um die Sprechmuschel, um sie gegen das Heulen des Windes abzuschirmen. Nach dem dritten Klingelzeichen wurde am anderen Ende der Leitung abgehoben. »Ed Mavole«, sagte er, ebenfalls der Name einer Figur aus Botschafter der Angst .
    »Ich höre.«
    Es folgten die Initialfloskeln des persönlichen Haiku und gleich darauf Ahrimans Aufforderung: »Sag mir, ob du allein bist oder nicht.«
    »Ich bin allein.«
    »Ich möchte, dass du zum Haus von Dusty und Martie in Corona del Mar hinausfährst.« Er warf einen Blick auf die Armbanduhr. Fast Mitternacht. »Ich möchte, dass du um drei Uhr morgens dort hinfährst, das ist in etwas mehr als drei Stunden. Sag mir, ob du mich verstanden hast oder nicht.«
    »Ich habe verstanden.«
    »Du wirst einen Zwanzig-Liter-Kanister Benzin und ein Streichholzbriefchen mitnehmen.«
    »Ja.«
    »Sei bitte vorsichtig. Achte besonders sorgfältig darauf, dass dich niemand sieht.«
    »Ja.«
    »Du wirst das Haus durch die Hintertür betreten. Unter der Fußmatte liegt ein Schlüssel, den ich dort für dich deponiert habe.«
    »Vielen Dank.«
    »Gern geschehen.«
    Da er dieser Person die technischen Kenntnisse nicht zutraute, über die man verfügen musste, um eine wirklich wirkungsvolle Brandstiftung zu begehen, und weil er sichergehen wollte, dass das Haus bei dem Brand komplett zerstört wurde, drehte er sich mit dem Rücken gegen den Wind und erklärte volle fünf Minuten lang, wie man sich brennbare Flüssigkeiten und leicht entflammbare Materialien im Haus zunutze machen konnte, um die Wirkung des Benzins zu verstärken. Darüber hinaus klärte er seinen aufmerksamen Zuhörer über die vier entscheidenden architektonischen Merkmale auf, die den Zielen eines Brandstifters zugute kamen.
    *
    Trotz der Gefahr, in der sie schwebten, oder vielleicht gerade ihretwegen, trotz ihrer Trauer oder vielleicht auch wegen ihr schliefen Dusty und Martie in dieser Nacht miteinander. Ihr ruhiges, harmonisches

Weitere Kostenlose Bücher