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Stimmen der Angst

Stimmen der Angst

Titel: Stimmen der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Klinik möglicherweise in Luft aufgelöst.
    Das außergewöhnliche Maß an Kompetenz, Engagement und Freundlichkeit, dem man hier begegnete, hatte natürlich nichts anderes zu bedeuten, als dass die Klinik vorbildlich geleitet wurde. Offensichtlich hatte der Personalchef ein Händchen dafür, die richtigen Leute einzustellen und so zu motivieren, dass sie lange blieben. Der sichtbare Erfolg dieser Personalpolitik hätte Dusty mit Dankbarkeit erfüllen müssen, nicht mit diesen paranoiden Verschwörungsängsten.
    Aber irgendetwas schien falsch zu sein. Er hatte das beunruhigende Gefühl, dass Skeet an diesem Ort in Gefahr war. Und je länger er die Klinik betrachtete, umso stärker wurde das Gefühl. Frustrierend war nur, dass er nach wie vor keinen Grund dafür finden konnte.
    *
    Der Rasentrimmer mit Federmechanismus und die batteriebetriebene Heckenschere sahen so gefährlich aus, dass Martie sich nicht damit zufrieden gab, sie einfach nur wegzuwerfen. Sie würde sich erst richtig sicher fühlen, wenn die Geräte kurz und klein geschlagen waren.
    Die größeren Gartengeräte wurden in einem hohen Schrank aufbewahrt. Rechen, Laubharke, Schaufel, Spaten. Ein Vorschlaghammer.
    Sie legte die Heckenschere auf den Betonfußboden, dahin, wo Dusty beim Heimkommen seinen Lieferwagen abstellen würde. Dann holte sie mit dem Vorschlaghammer aus. Unter dem wuchtigen Schlag des schweren, stumpfen Hammerkopfs kreischte die Schere auf wie ein lebendiges Geschöpf, aber Martie ging die Zerstörung noch nicht weit genug. Sie packte den Hammer mit beiden Händen am Griff, ließ ihn noch einmal heruntersausen und dann ein drittes und ein viertes Mal.
    Plastiksplitter von den zertrümmerten Griffen, Schrauben und andere Teilchen prallten mit metallischem Getöse von den Schränken und von Marties Saturn ab. Unter den Schlägen vibrierten die Garagenfenster in ihren Rahmen. Zementstücke spritzten vom Boden auf.
    Wie Granatsplitter flogen die Teilchen Martie ins Gesicht. Obwohl sie sich der Gefahr für ihre Augen bewusst war, wagte sie es nicht, ihr Werk zu unterbrechen, um nach einer Schutzbrille zu suchen. Es war noch so viel zu tun. Jeden Augenblick konnte sich das große Garagentor rumpelnd öffnen, um Dustys Rückkehr anzukündigen.
    Hastig legte sie den Rasentrimmer auf den Boden und schlug wütend darauf ein, bis die Feder heraussprang und die Griffe nur noch Schrott waren.
    Dann eine Grabgabel. Immer wieder ließ sie den Hammer heruntersausen und hörte erst auf, als der Holzgriff völlig zersplittert war. Als die Zinken bis zur Unkenntlichkeit verbogen waren.
    Der Vorschlaghammer war kein Fünfpfünder, sondern ein leichterer Dreipfünder. Dennoch musste er mit Kraft und aus sicherem Stand gehandhabt werden, wenn die Schläge den gewünschten Zerstörungseffekt erzielen sollten. Schweißüberströmt und keuchend, mit trockenem Mund und rauer Kehle holte Martie ein ums andere Mal mit dem Hammer aus und schlug in gleichmäßigem Takt zu.
    Morgen würde sie es bestimmt bereuen; jeder einzelne Muskel in den Schultern und Armen würde wehtun. Aber in diesem Augenblick fühlte sich der Hammer in ihren Händen so herrlich an, dass sie sich keine Gedanken über die Schmerzen des nächsten Tages machte. Ein berauschendes Gefühl der Macht strömte durch ihre Adern, das wunderbare Gefühl, zum ersten Mal an diesem Tag die Dinge im Griff zu haben. Jeder dröhnende Schlag versetzte ihr einen Kick; das heftige Vibrieren des Aufschlags, das sich über den langen Griff, über die Hände, die Arme und die Schultern bis in den Nacken fortsetzte, war ein zutiefst befriedigendes, nahezu erotisches Erlebnis. Beim Ausholen sog sie jedesmal hörbar die Luft ein, stöhnte, wenn der Hammer heruntersauste, und stieß unzusammenhängende kleine Lustschreie aus, wenn sich unter dem plumpen Gewicht etwas verbog oder in Stücke brach …
    … bis sie sich plötzlich selbst hörte und merkte, dass sie wie ein Tier klang und nicht wie ein Mensch.
    Schwer atmend, den Hammergriff mit beiden Händen umklammernd, wandte Martie sich von den zertrümmerten Gartengeräten ab. Ihr Blick fiel auf ihr Bild im Seitenspiegel des Saturn. Die Schultern eingezogen, den Kopf nach vorn gereckt und in einem unnatürlichen Winkel seitlich verschoben, sah sie aus wie eine verurteilte Mörderin, die dem Tod zwar entgangen, von der Henkersschlinge aber für immer entstellt war. Das dunkle Haar stand wirr vom Kopf ab, als wäre sie von einem Stromschlag getroffen worden. Der

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