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Stimmen der Angst

Stimmen der Angst

Titel: Stimmen der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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eine Schraubzwinge. Nachdem sie das Beil mit einem Holzblock auf der Arbeitsplatte fixiert hatte, drehte sie die Schraubzwinge zu, bis der Griff darin festgeklemmt war.
    Sie konnte sich – wenn auch nur widerwillig – überwinden, die Bügelsäge mit Pistolengriff zur Hand zu nehmen. Es war ein gefährliches Werkzeug, aber immerhin nicht so gefährlich wie das Beil, das unbedingt zerstört werden musste. Später würde sie auch mit der Säge kurzen Prozess machen. Mit der Säge bearbeitete sie also den Holzstiel des Beils.
    Wenn der Stahlkeil erst einmal abgetrennt war, würde jedes der beiden Teile für sich zwar immer noch eine bedrohliche Waffe darstellen, aber bei weitem nicht mehr so tödlich sein wie das ganze, unversehrte Beil.
    Lizzie Borden mit dem Beile hackt ihren Mann in vierzig  Teile.
    Das Sägeblatt verkantete sich, fraß sich im Stiel fest, löste sich vibrierend wieder, verkantete sich erneut und schlug eine ausgefranste Kerbe in das harte Holz. Martie warf die Säge auf den Boden.
    Die Werkzeugsammlung enthielt auch zwei Zimmermannssägen, eine davon eine Längsschnitt-, die andere eine Zugsäge. Bei der einen verlief der Schnitt mit der Holzmaserung, bei der anderen gegen dieselbe. Da Martie nicht wusste, welche der Sägen welchem Zweck diente, probierte sie beide aus, aber keine zeigte die gewünschte Wirkung.
    Das Ergebnis freut sie sehr, demnächst wird’s ein Teil mehr. Unter den Elektrowerkzeugen befand sich eine Gattersäge, deren Blatt so gefährlich aussah, dass Martie allen Mut zusammennehmen musste, um sie an der Steckdose anzuschließen, sie anzufassen und einzuschalten. Zuerst kratzten die Stahlzähne nur oberflächlich am Eichenstiel, wobei die Säge heftig in Marties Hand vibrierte, als sie dann aber stärkeren Druck ausübte, fraß sich das Blatt glatt durchs Holz, und der abgetrennte Beilkopf mit dem kurzen Holzstumpf fiel auf die Werkbank.
    Sie schaltete die Säge aus und legte sie beiseite. Schraubte die Backen der Schraubzwinge auf. Riss den Stiel heraus. Warf ihn auf den Boden.
    Als Nächstes köpfte sie den Vorschlaghammer.
    Dann die Schaufel. Sehr unhandlich. Mit ihrem langen Stiel war sie nicht so einfach in die Schraubzwinge einzuspannen wie Beil und Vorschlaghammer. Die Gattersäge ratschte durch das Holz, und das Schaufelblatt fiel scheppernd zu Boden.
    Sie sägte die Hacke entzwei.
    Den Rechen.
    Was noch?
    Eine Brechstange. Ein keilförmiges Stemmeisen am einen, eine gekrümmte Hebelspitze am anderen Ende. Ganz aus Eisen. Keine Chance mit der Säge.
    Mit der Brechstange zertrümmerte sie die Gattersäge. Stahl hämmerte gegen Stahl und Beton, und in der Garage hallte es von den Schlägen wieder wie im Innern eines Glockenturms.
    Nachdem die Säge in ihre Einzelteile zerlegt war, blieb immer noch die Brechstange. Sie war nicht weniger gefährlich als der Vorschlaghammer, der sie überhaupt erst auf die Idee gebracht hatte, die Sägen zum Einsatz zu bringen.
    Sie drehte sich im Kreis. Das Problem war nicht gelöst. Die Brechstange war im Gegenteil eine noch wirksamere Waffe als der Vorschlaghammer, weil sie leichter zu handhaben war.
    Die Sache war aussichtslos. Es war nicht möglich, das Haus sicher zu machen, nicht einmal einen Raum, nicht einmal eine einzige Zimmerecke. Das Haus konnte nicht sicher sein, solange sie sich darin befand. Sie allein, nicht irgendein unbelebtes Objekt, war die Quelle dieser gewalttätigen Fantasien, von ihr allein ging die Gefahr aus.
    Sie hätte die Gattersäge in die Schraubzwinge einspannen, sie einschalten und sich die Hände absägen sollen.
    Jetzt hielten dieselben Hände, die den Hammer geschwungen hatten, die Brechstange. In Marties Kopf überschlugen sich blutrünstige Gedanken, die sie zu Tode erschreckten.
    Der Motor des automatischen Torhebers sprang an. Sie fuhr herum und sah, wie sich das Tor knirschend nach oben bewegte.
    Reifen, Scheinwerfer, die Windschutzscheibe, Dusty auf dem Fahrersitz, Valet neben ihm. Die Normalität auf Rädern, bereit, in Marties persönliche Schattenwelt einzudringen. Das war der Zusammenprall der Welten, vor dem sie sich seit dem Moment fürchtete, in dem sie im Geist das entsetzliche Bild eines schlüsseldurchbohrten Auges – Dustys Auge – vor sich gesehen hatte, jenem Moment, da ihr das Herz wie ein Expresslift in den Magen gerutscht und das Mittagessen als Gegengewicht nach oben geschossen war.
    »Bleib weg von mir!«, schrie sie. »Komm um Gottes willen nicht in meine Nähe! Mit mir stimmt

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