Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Stimmen der Angst

Stimmen der Angst

Titel: Stimmen der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
Vom Netzwerk:
Wahnsinn verzerrte ihr Gesicht zu einer hässlichen Grimasse, in den Augen blitzte ein animalischer Funke.
    Absurderweise fiel ihr in diesem Moment ein Bild aus einem Märchenbuch ein, ein Bild, das sie als Kind überaus geliebt hatte: ein böser Gnom, der unter einer alten Steinbrücke über die Glut eines lodernden Feuers gebeugt stand und mit Hammer und Zange Ketten und Ringe für seine Opfer schmiedete.
    Was hätte sie Dusty alles angetan, wäre er genau in dem Augenblick aufgetaucht, als ihre Raserei auf dem Höhepunkt angelangt war – und da sie schon beim Thema war –, was würde sie ihm antun, wenn er jetzt auftauchte?
    Schaudernd vor Entsetzen ließ sie den Hammer fallen.

25. Kapitel
    Weil er damit gerechnet hatte, dass sie über Valets Fütterungszeit hinaus unterwegs sein würden, hatte Dusty die Abendration des Hundes in einem Frischhaltebeutel mitgebracht: zwei Tassen Trockenfutter mit Lammfleisch und Reis. Er leerte den Beutelinhalt in eine blaue Plastikschale, die er neben dem Lieferwagen auf den gepflasterten Boden stellte.
    »Entschuldige bitte die ungemütliche Umgebung«, sagte er.
    Valet hätte sich nicht begeisterter über sein Essen hermachen können, wenn es ihm auf einer saftigen Wiese oder in einem eleganten Penthouse serviert worden wäre. Wie allen Vertretern seiner Gattung war ihm jede Verstellung fremd.
    Hunde besaßen in Dustys Augen so viele liebenswerte Eigenschaften, dass er sich manchmal fragte, ob Gott die Welt nicht eigens für sie geschaffen hatte. Und dann war ihm vielleicht noch die Idee gekommen, Menschen in die Welt zu setzen, damit die Hunde jemanden hatten, der ihnen Gesellschaft leistete, ihnen zu Essen gab, sie kämmte und bürstete, ihnen sagte, wie süß sie seien, und ihnen den Bauch kraulte.
    Während Valet mit seinem Trockenfutter kurzen Prozess machte, fischte Dusty unter dem Fahrersitz sein Handy hervor und rief zu Hause an. Beim dritten Klingelton schaltete sich der Anrufbeantworter ein.
    In der Annahme, dass Martie nur abwartete, wer dran war, sagte er: »Scarlet, ich bin’s, Rhett. Ich wollte dir nur sagen, dass du mir keineswegs gleichgültig bist.«
    Sie nahm den Hörer nicht ab.
    »Martie, bist du da?« Er wartete. Dann sprach er weiter, weil er ihr Zeit geben wollte, ins Arbeitszimmer und ans Telefon zu kommen, falls sie sich gerade am anderen Ende des Hauses aufhielt. »Tut mir Leid, dass ich so spät dran bin. War ein furchtbar stressiger Tag. Ich bin in einer halben Stunde da, dann gehen wir essen. In irgendein Restaurant, das wir uns nicht leisten können. Ich habe es satt, immer so verdammt vernünftig zu sein. Such dir schon mal etwas Schickes aus! Vielleicht sogar etwas, wo das Essen nicht in Styroporbehältern, sondern auf echten Tellern auf den Tisch kommt. Wenn es sein muss, nehmen wir einen Kredit auf.«
    Entweder hatte sie das Klingeln nicht gehört, oder sie war nicht zu Hause.
    Valet hatte seinen Napf inzwischen geleert. Jetzt kreiste seine Zunge wie ein Flugzeugpropeller um Lefzen und Nasenspitze und fegte die letzten Krümel zusammen.
    Wenn er mit dem Hund unterwegs war, hatte Dusty immer eine Flasche Wasser bei sich. Er goss etwas davon in den blauen Napf.
    Nachdem Valet getrunken hatte, liefen sie ein Stück über die ausgedehnte Rasenfläche, die das Klinikgebäude auf drei Seiten umgab. Der Spaziergang sollte Valet natürlich vor allem Gelegenheit geben, sein Verdauungsgeschäft zu erledigen, aber er hatte auch den Vorteil, dass Dusty auf diese Weise das weitläufige Gelände unauffällig näher unter die Lupe nehmen konnte.
    Selbst wenn es in der Klinik nicht ganz so rechtschaffen zuging, wie es nach außen hin aussah, hatte Dusty keine Ahnung, wo er nach Hinweisen auf irgendein düsteres Geheimnis suchen sollte. Es gab sicherlich keine Geheimtür zum unterirdischen Hauptquartier eines machtgierigen James-BondFinsterlings. Ebenso wenig stand zu erwarten, dass der seelenlose Diener des Grafen Dracula erscheinen und vor Dustys Augen den Sarg des gräflichen Untoten aus einer Pferdekutsche in den Keller des Hauses schleppen würde. Sie lebten hier in Kalifornien am Anfang des neuen, strahlenden Jahrtausends, und darum waren auch die Kreaturen, die dieses Haus bevölkerten, viel abstruser als Goldfinger und Blut saugende Ungeheuer – wenn sich auch gerade jetzt keines dieser Wesen hier herumzudrücken schien.
    Angesichts der augenfälligen Normalität, die auf dem Klinikgelände herrschte, schien Dustys Misstrauen geradezu abwegig. Die

Weitere Kostenlose Bücher