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Stimmen in der Nacht - Brodie, L: Stimmen in der Nacht

Stimmen in der Nacht - Brodie, L: Stimmen in der Nacht

Titel: Stimmen in der Nacht - Brodie, L: Stimmen in der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Brodie
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es sein, dass Sandra McCluskey Mathelehrerin an der Jackson Highschool war?
    Sie griff nach dem Telefon und wählte Robs Büronummer.
    »Hallo, Computer-Service.«
    Emma konnte hören, dass ihr Exmann viel zu aggressiv auf die Tastatur eintippte. Das Anzeichen für einen schlechten Tag.
    »Ich bin’s, Emma«, sagte sie.
    »Hi, Emma. Was gibt’s?«
    »Ich habe gerade von der Sache mit Sandra McCluskey erfahren.«
    Das Getippe verstummte. »Wovon redest du?«
    »Ich rede von Maggies Mathelehrerin   – hat sie dir nichts erzählt?«
    »Maggie sagt, dass sie ihre Mathelehrerin nicht mag. Aber was hat das mit Sandra McCluskey zu tun?«
    Emma seufzte. »Moment   – ich leite dir mal die Mail weiter, die Maggie mir gerade geschickt hat.«
    »Okay   … habe sie bekommen.«
    Emma wartete schweigend ab, bis sie eine unerwartete Reaktion vernahm   – ein dunkles Stöhnen. »Hast du es nicht gewusst?«, fragte sie.
    »Natürlich habe ich es nicht gewusst. Wer hätte denn erwartet, dass Sandra McCluskey hier wieder auftaucht?«
    »Ich dachte, du warst auf dem Einführungsabend der Schule und hast Maggies Lehrer kennengelernt.«
    »War ich auch, aber   …« Rob zögerte. »Ich meine, Mrs Murdock sieht Sandra McCluskey überhaupt nicht ähnlich. Sie hat eine andere Frisur, ist anders gekleidet.«
    Emma verdrehte die Augen. »Wow, Rob, du bist wirklich auf Zack. Was ist in Maggies Leben denn sonst noch so los, von dem du keinen blassen Schimmer hast? Nimmt sie Drogen oder so was?«
    Gar nicht gut. Ihr Exmann war nicht in Stimmung für Sarkasmus.
    »Wie zum Teufel kommst du dazu, mich zu kritisieren?« Selbst zweihundert Meilen entfernt konnte sie spüren, wie er den Telefonhörer umklammerte und seine Ohren rot anliefenwie immer, wenn er wütend war. »Wenn du nicht drei Autostunden weit weggezogen wärst, wüsstest du vielleicht etwas mehr über das Leben deiner Tochter.«
    Er hatte recht. Sie war nicht gerade die Mutter des Jahres.
    »Kommst du also her?«, fragte Rob
    »Natürlich komme ich. Ich werde Sandra McCluskey sagen, dass sie verdammt noch mal unsere Tochter in Ruhe lassen soll.«
    »Mach keine Dummheiten«, warnte Rob sie.
    »Was soll das denn heißen?«
    »Komm nicht hierher, um einen Streit anzufangen.«
    »Du meinst, werde nicht wütend und töte jemanden?«
    »Das habe ich nicht gesagt.«
    »Ja, klar.«
    »Jetzt fängst du also Streit mit mir an?« Robs Stimme war messerscharf. »Es ist nicht so, dass jeder auf der Welt es auf dich abgesehen hat, Emma.«
    Warum passierte das jedes Mal, wenn sie mit Rob redete? Sie konnten kein einziges Gespräch mehr führen, ohne sich Beschimpfungen an den Kopf zu werfen. »Wir reden darüber, wenn ich in Jackson bin. Ich komme Freitag nach der Arbeit.«
    Nachdem sie aufgelegt hatte, holte Emma zwei Aspirintabletten aus ihrer Handtasche und schluckte sie mit den kalten Resten ihres Nachmittagskaffees. Dann schaltete sie das Licht aus, lehnte sich in ihren Drehstuhl zurück und schloss wieder die Augen. Sie konnte die ersten Anzeichen der Migräne schon spüren, und die einzigen Maßnahmen, ihr auszuweichen, waren Ruhe und Dunkelheit. Sie presste Daumen und Mittelfinger auf die Nasenwurzel und strich sich dann mit der Hand übers Gesicht, bis vor ihrem geistigen Auge langsam ein Bild von Sandra McCluskey erschien, so wie sie auf der Veranda des alten Hauses am Wade’s Creek gestanden hatte, zwei Schritte hinter Kyle Caldwell. Sandras Mund öffnete sich zu einem Schrei, der sich so tief in EmmasGedächtnis eingebrannt hatte, dass die Erinnerung daran auch Jahre später noch von jedem schrillen Ton ausgelöst werden konnte. Das Quietschen von Reifen, der Ruf eines Habichts, das plötzliche Kreischen eines Babys, all das ließ den Schrei in ihrem Kopf ertönen. Emma hatte gelernt, Horrorfilme und Fernsehshows zu meiden, in denen geschrien wurde, weil sie wusste, dass die Gesichter der Frauen zu Sandras wurden, wie sie ins Haus hereinstarrte, entsetzt über das Grauen zu Emmas Füßen.
    Jedes Mal, wenn Emma sich an diese Szene erinnerte, folgte ihr Blick dem des jungen Mädchens hinunter auf den Boden, wo Jacob Stewart lag, nun keine Bedrohung mehr, kein aalglatter Opportunist mehr, der seinem kriminellen Freund stets zu Hilfe kam, nur noch ein bewusstloser junger Mann. Emma öffnete die Augen und las noch einmal die seltsamsten Worte in Maggies E-Mail : »Jacob war anscheinend richtig gefährlich.« Es war schwer zu glauben, dass der zusammengesackte Körper zu ihren

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