Stimmt's?
beeindruckende Schweizer Bergpanorama anschaut. Dennoch: Die Vertikale wird arg überschätzt, sie macht nur etwa ein Prozent der horizontalen Ausdehnung der Schweiz aus. Auf Reliefkarten wird die dritte Dimension stets überhöht dargestellt. In Wirklichkeit vergrößern Berge die Fläche eines Landes kaum.
Zunächst eine mathematisch stark vereinfachte Beispielrechnung: Man nehme ein plattes quadratisches Land von 100 mal 100 Kilometern, also mit einer Fläche von 10 000 Quadratkilometern. Überdeckt man das mit 100 pyramidenförmigen «Bergen» von je 1000 Meter Höhe, so wächst die Oberfläche lediglich auf etwa 10 200 Quadratkilometer an, erhöht sich also nur um zwei Prozent.
Die Wirklichkeit ist komplizierter, weil Landschaften keine glatten geometrischen Flächen sind, sondern sogenannte Fraktale. Die haben die Eigenschaft, dass ihre Fläche immer größer wird, je feiner das Maschennetz ist, mit dem man sie überzieht – im Prinzip bis ins Unendliche. Das Bundesamt für Landestopographie der Schweiz (Swisstopo) hat eine derartige Berechnung anhand von Geländedaten tatsächlich angestellt: Demnach beträgt die Grundfläche, die von der Schweiz bedeckt wird, 41 284 Quadratkilometer. Überdeckt man das Relief des Landes mit Quadraten von 25 Metern Seitenlänge, so wächst die Fläche auf 46 710 Quadratkilometer, ist also 13 Prozent größer.Würde man die Fläche mit quadratmetergroßen Karos überdecken, so schätzt André Streilein von Swisstopo die Fläche auf 80 000 Quadratkilometer. Das ist zwar größer als die Grundfläche Bayerns – aber auch für das größte deutsche Bundesland käme ja bei einer solchen Vermessung ein größerer Wert heraus. Die Antwort ist also ein eindeutiges «Stimmt nicht». «Zudem», sagt Streilein, «würden wir nie erlauben, dass man uns ‹platt macht›.»
Manche Menschen wiegen mehr, weil sie «schwere Knochen» haben
Stimmt nicht. Es ist zwar eine schöne Entschuldigung fürs Übergewicht – klingt sie doch viel gesünder als die sonst gern zitierten «Hormonstörungen». Und da man sich die Knochen ja kaum weghungern kann, sind «schwere Knochen» ein perfekter Vorwand, um weiter den schmackhaften Dingen des Lebens zu frönen.
Nur: Es bleibt halt ein Vorwand. Zwar haben wirklich manche Menschen ein stabileres und damit auch ein schwereres Skelett als andere, aber damit kann man kein Übergewicht von zehn Kilo oder mehr erklären. Das Knochengerüst eines erwachsenen Menschen wiegt nämlich insgesamt nur um die zehn Kilogramm. Gestehen wir einem besonders Stämmigen einen 30 Prozent schwereren Knochenbau zu – dann sind das immer noch nur drei Kilo mehr. Die seien ihm gegönnt, alles darüber ist ein ganz gewöhnliches Übergewicht. Das Maß dafür ist der Body Mass Index: Gewicht geteilt durch das Quadrat der Körpergröße. Mit einem BMI ab 26 gilt man als zu dick. Und nur von ganz peniblen Rechnern muss dieser Index um einen Knochenbaufaktor bereinigt werden.
Segelboote können schneller sein als der Wind
Stimmt. Und wir reden hier nicht von Wildwasser, sondern von ganz normalen Seen und Meeren mit relativ geringer Strömung. Allerdings wird der auf Nord- und Ostsee anzutreffende gewöhnliche Hobbysegler mit seiner Jolle wohl kaum jemals in den Genuss dieses Effektes kommen. Er lässt sich nur mit speziellen Hochgeschwindigkeitsseglern erreichen, etwa Katamaranen oder Trimaranen, auf denen die Segelpartie eher unkomfortabel ist.
Ganz alltäglich ist das Phänomen dagegen bei Strand- und Eisseglern, die nicht gegen den bremsenden Widerstand des Wassers anzukämpfen haben. Auf dem Eis kann ein segelgetriebenes Fahrzeug eine Geschwindigkeit von 200 Kilometern pro Stunde erreichen, auch wenn der Wind nur mit Tempo 50 bläst.
Der gesunde Menschenverstand sagt uns, dass ein Segelschiff dann am meisten Vortrieb entwickelt, wenn der Wind von hinten kommt. In diesem Fall wird das Schiff vom Wind «geschoben» und kann tatsächlich nicht schneller fahren, als der Wind weht.
Eine ganz andere Sache ist es, wenn der Wind im rechten Winkel von der Seite kommt und auf das schrägstehende Segel trifft. Dann muss man schon die hohe Schule der Aerodynamik bemühen, um die Bewegung zu erklären, und kommt zu scheinbar paradoxen Resultaten.
Weil das Segel keine ebene Fläche bildet, sondern sich wölbt, wirkt es wie die Tragfläche eines Flugzeugs. Dort entsteht ja der Auftrieb, weil die Luft über dem Flügel eine höhere
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