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Stirb für mich: Thriller

Stirb für mich: Thriller

Titel: Stirb für mich: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Wilson
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der Sofakante, die Schultern steif vor Sorge, und starrte in ihren Schoß. Sie hatte von Boxer eine unmittelbare Einschätzung verlangt, doch er hatte sich aus professionellen Gründen geweigert. Es gab nichts Schlimmeres als einen Consultant, der zurückrudern musste, nachdem er unbedacht spontane Eindrücke zum Besten gegeben hatte. Das Vertrauen der Familie wäre im Handumdrehen dahin. Er hörte sich noch einmal die letzte Aufnahme von Jordan an, bevor er Isabel gegenüber Platz nahm.
    »Was?«, fragte sie, die Hände so fest gefaltet, dass ihre Finger bläulich weiß angelaufen waren.
    »Er sagt die Wahrheit«, bestätigte Boxer. »Das ist die Titelseite der Sun von heute. Er hat seine Stimme nicht künstlich verzerrt, und sein Sprachmuster ist ein komplett anderes als Jordans. Das ganze Set-up fühlt sich auch nicht mehr professionell an. Er hat keine Drohung ausgesprochen. Seiner Stimme nach zu urteilen, ist er auch nicht der Typ, der droht. Er klingt wie ein englischer Mittelschichtopportunist. Das glaube ich auch deshalb, weil er sofort eine Lösegeldforderung gestellt hat. Offenbar steht er unter Zeitdruck. ›Wir rufen in zwei Stunden wieder an‹, sagt jemand, der möglichst schnell zur Sache kommen will. Aber es klang nicht so, als hätte er alles gründlich durchdacht. Das Geld zum Beispiel. Ich schätze, er weiß weder, wie viel eine Million in Zwanzigern ist, noch, wie viel sie wiegen. Das sind alles gute Nachrichten für uns, Isabel. Deshalb will ich auch so dringend mit Frank und Martin Fox sprechen. Wir müssen wirklich schnell reagieren. Das sind die Leute, mit denen wir ins Geschäft kommen wollen.«
    »Wie meinst du das?«
    »Unter normalen Umständen würden wir jetzt anfangen, die Verhandlungen in die Länge zu ziehen, um die Entführer zu zermürben und das Lösegeld zu drücken. Mit der Zeit wächst ihre Bereitschaft, eine immer kleinere Summe zu akzeptieren.«
    »Und warum sollten wir das in diesem Fall nicht tun?«
    »Diese neue Truppe steht auch deshalb unter Zeitdruck, weil sie ›die Entführung übernommen‹ hat. Das bedeutet, sie haben die ursprünglichen Entführer ausgeschaltet und Alyshia ›gestohlen‹. Bei Jordan habe ich von Anfang an gespürt, dass er ein hochkonzentrierter Profi ist – der Psychoterror seiner Drohungen und sein Wissen, seine Aggressivität und Intelligenz, seine Geduld und die Recherche, all das kostet eine Menge Kraft. Irgendwie hat er sich übertölpeln lassen, von wem, wissen wir noch nicht, aber es muss jemand sein, der nahe genug an ihm dran war, um …«
    »Ihn umzubringen?«, fragte Isabel. »Warum klingt dann dieser neue Typ nicht mehr so professionell wie Jordan?«
    »Er könnte in anderer Hinsicht Profi sein, verantwortlich für Bewachung zum Beispiel. Das würde ihm die perfekte Gelegenheit geben. Aber Jordan war einer der Anführer und Planer. Dieser neue Typ tastet sich orientierungslos voran. Ich glaube, da hat jemand Schwein gehabt, und wir müssen schnell handeln, weil Jordan garantiert substanzielle Unterstützung im Hintergrund hatte. Diese Leute werden den neuen Entführern ebenfalls auf den Fersen sein, und sie haben den Vorteil, dass sie wissen, nach wem sie suchen. Glaub mir, wir wollen mit diesen neuen Typen möglichst schnell zu einem Abschluss kommen. Und wir wollen Alyshia nicht gefährden. Wenn zwei Banden anfangen, um eine Geisel zu kämpfen …«
    »Ich weiß nicht, wie schnell Frank fünf Millionen aufbringen kann.«
    »So viel Geld brauchen wir längst nicht«, sagte Boxer. »Nur genug, damit diese Amateure auf den Deal eingehen.«

EINUNDZWANZIG
    Dienstag, 13. März 2012, 5.45 Uhr (Londoner Zeit),
    9.45 Uhr (Ortszeit), Luftwaffenbasis Shahrah-e-Faisal, Karatschi, Pakistan
    S chon bei der Begrüßung erkannte Generalleutnant Abdel Iqbal, dass Amir Jat angespannt und nervös war. Er spürte es an dessen Händedruck und wusste, dass die Aufgabe, die Mahmood Aziz ihm aufgetragen hatte, leicht werden würde, nämlich nichts zu tun, um die Ängste dieses Mannes zu besänftigen.
    Die Militärmaschine hatte für den Flug von Lahore nach Karatschi zwei Stunden gebraucht, doch der Stützpunkt lag so nahe am Jinnah International Airport, dass Amir Jat noch Zeit hatte, Iqbal zu treffen, bevor er um 12.10 Uhr den Flug nach Dubai nehmen wollte.
    Sie trafen sich in einem Bürocontainer unweit der Rollbahn, neben der eine C-130 Hercules in Tarnfarben beladen wurde. Es gab einen Tisch und zwei Stühle. Der Deckenventilator funktionierte nicht.

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