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Stirb leise, mein Engel

Stirb leise, mein Engel

Titel: Stirb leise, mein Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Götz
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erzählt?«
    »Es gibt für uns Polizisten so was wie eine …, na ja, Schweigepflicht …«
    »Die muss neu sein. Bisher hast du doch über jeden deiner Fälle mit mir gesprochen.«
    »Nicht über jeden.« Sie schlug die Augen nieder, betrachtete ihre Fingernägel. »Ich hab halt gesehen, wie sehr dir die Sache mit deiner Freundin zu schaffen gemacht hat, und …«
    »Ich komm schon klar, du musst mich nicht schonen. – Weißt du, was echt komisch ist? Natalie stirbt an Zyankali, davor Alina und davor schon diese Sarah … Und jetzt ist es wieder ein Mädchen, und sie stirbt wieder an Zyankali. Nur mit dem Unterschied, dass es kein Selbstmord war.«
    Seine Mutter legte ihre Hand an seine Schulter. »Zerbrich dir nicht den Kopf darüber, Sascha, das ist unser Job.«
    Mit einer leichten Wendung seines Oberkörpers ließ er ihre Hand von seiner Schulter rutschen.
    »Klar, aber … das ist doch irgendwie auffällig, oder? Und noch was. Wahrscheinlich hat es nichts zu bedeuten, aber es gab da diesen Jungen, Tristan, mit dem war Natalie zuletzt zusammen. Sie hat ein Riesengeheimnis aus ihm gemacht, und dann war sie plötzlich tot.«
    Sie seufzte wie über ein begriffsstutziges Kind. »Außer bei Laila haben wir in keinem der Todesfälle Anzeichen für Fremdeinwirken gefunden. Was Lailas Mörder angeht: Den finden wir ganz bestimmt in ihrem unmittelbaren Umfeld. Vertrau mir. Also: Ich mach meinen Job, und du kümmerst dich um deine Sachen. Schule und so.«
    »Wenn du meinst. Aber du brauchst mich trotzdem nicht zu behandeln wie einen Fünfjährigen.«
    »Mach ich nicht. Ich will dich nur beschützen. Das ist was ganz anderes.«
    Ist es nicht, dachte er und ging in sein Zimmer.
     
    ALS SASCHA AM nächsten Morgen sein Fahrrad auf den Bürgersteig schob, wartete Joy wie immer schon auf ihn. Obwohl er die halbe Nacht wach gelegen hatte, steckte er voller Energie. Joy sah ihm sofort an, dass etwas anders war.
    »Heute gefällst du mir viel besser. Ausnahmsweise siehst du mal nicht aus wie ein Zombie.«
    »Ich? Wie ein Zombie? Du spinnst.«
    »Doch, echt! So!« Sie senkte die Lider auf Halbmast und verdrehte gleichzeitig die Augen nach oben, sodass nur noch das Weiße zu sehen war.
    Sascha schüttelte sich. »Hör auf! Das sieht total abartig aus!«
    Sie mussten beide lachen. Dann stiegen sie auf ihre Fahrräder und radelten los. Der Himmel war auch an diesem Morgen grau und der Wind frisch, doch wenigstens drohte kein Regen. Nach einer Weile begann Sascha: »Sag mal, Joy, du bist doch ein aufgewecktes, cleveres, abenteuerlustiges Mädchen, oder?«
    »Schon möglich, obwohl das höchstens mein Opa so sagen würde. Was liegt denn an?«
    »Ich will Tristan finden. Und du sollst mir dabei helfen.«
    »Ach. Und warum?«
    »Na, zu zweit macht Detektivspielen viel mehr Spaß.«
    »Nein, ich meine: Warum willst du diesen Tristan finden?«
    »Ach so. Ich hab nachgedacht, und ich könnte mir vorstellen, dass der Mord und die Selbstmorde zusammenhängen. Vielleicht weiß Tristan ja was. Wenn er nicht sogar das Gift beschafft hat. Ist doch komisch, dass Natalie so ein Geheimnis aus ihm gemacht hat. Wenn man mit jemandem zusammen ist, darf das doch jeder wissen. Und letzte Nacht ist mir eingefallen, dass Alina vor ihrem Tod auch so einen Freund hatte, den niemand kannte. Natalie hat sich über ihre Geheimnistuerei total aufgeregt. Zweimal das gleiche Muster. Ist das nicht komisch?«
    »Hast du das deiner Mutter auch schon erzählt?«
    Sascha winkte ab. »Ach, die …«
    »Verstehe. – Du meinst also, Alinas Freund, das war auch dieser Tristan? Aber warum –?«
    »Keine Ahnung. Vielleicht ist alles auch nur Zufall. Aber ich will zumindest sichergehen. Das bin ich Natalie schuldig. Also, was ist? Bist du dabei?«
    »Blöde Frage. Natürlich bin ich dabei!«
    Blöd war die Frage zwar nicht gewesen, aber überflüssig, denn er hatte schon am Funkeln ihrer Augen erkannt, dass sie, wäre die dumme Schule nicht gewesen, am liebsten sofort mit den Nachforschungen losgelegt hätte.

14
    »DU KANNST NICHT einfach hier aufkreuzen, Mirko. Was denkst du dir! Ich hab gleich einen Klienten.«
    »Du und deine Scheißklienten! Muss ich erst zum Psycho werden, damit du mal Zeit für mich hast?«
    Sascha blieb abrupt stehen. Die eine Stimme war eindeutig die von Androsch. Anscheinend hatte er mit jemandem Zoff. Was komisch war, denn wenn einer wissen sollte, wie man Zoff verhinderte, dann doch wohl ein Therapeut.
    »Ich kann mir auch die Pulsadern

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