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Stirb leise, mein Engel

Stirb leise, mein Engel

Titel: Stirb leise, mein Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Götz
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aufgelauert hat.«
    »Verstehe.« Frau Schmidt nahm ihr Telefon ab und drückte eine Taste. »Weißt du zufällig, wo wir ihn jetzt antreffen?«
    »Zu Hause. Also, nicht bei seinen Eltern, sondern in seiner WG . Schellingstraße 117 .«
    Frau Schmidt bat den Kollegen am Telefon, zu der Adresse zu fahren und Bruno zu befragen. Dann legte sie wieder auf.
    »Und sonst gibt es nichts, das ich wissen sollte?«
    Joy fühlte sich unter ihrem Polizistenblick plötzlich unbehaglich. »Keine Ahnung, was Sie meinen.«
    »Ich rede von dem Einbruch in Mirko Engelharts Wohnung. Sascha war dabei, das weiß ich, und zwar von ihm selbst. Aber er war nicht allein.«
    »Ich hab nichts damit zu tun.«
    »Er war also nicht mit dir dort? Und du weißt auch nichts?«
    »Wirklich nicht. Ich schwöre!«
    »Schwör lieber nicht.« Frau Schmidt neigte sich vor. »Du kannst ruhig sagen, was du weißt, es bleibt unter uns. Ich liefere doch nicht meinen eigenen Sohn ans Messer. Das regle ich schon selbst, intern sozusagen. Aber ich wüsste zu gerne, wer ihn zu so was anstiftet.«
    Joy überlegte. Offenbar wusste sie nichts von Mareike, sonst hätte sie bestimmt direkt nach ihr gefragt. Wenn Sascha sie ihr verschwiegen hatte, dann hatte er bestimmt seine Gründe. Und obwohl ihr diese merkwürdige Sache zwischen den beiden überhaupt nicht behagte, würde sie Sascha ganz bestimmt nicht verpetzen.
    Sie zuckte mit den Schultern und stand auf. »Ich muss los.« In der Tür drehte sie sich um. »Es wäre mir lieber, wenn Sie Sascha nicht erzählen, dass ich hier war. Ich will es ihm selbst sagen.«
     
    »PASSEN SIE DOCH auf, wo sie hinlaufen!«
    Joy schreckte auf. Sie war so tief in ihre Gedanken verstrickt gewesen, dass sie den Mann erst aus dem Haus kommen sah, als sie schon in ihn hineinlief. »Sorry«, sagte sie nur und ging weiter.
    »Diese Jugend«, nörgelte er hinter ihrem Rücken weiter, »dauernd mit dem Kopf woanders, und dann noch nicht mal richtig entschuldigen. Hallo, junge Dame, ich rede mit dir!«
    Aber ich nicht mit dir, dachte Joy.
    Kurz bevor sie den Hauseingang erreicht hatte, fuhr ein Taxi vor. Ein Mädchen stieg aus. Kurze, struppige Haare, markantes Gesicht. Sie ging zur Haustür und wollte schon klingeln.
    »Warte«, rief Joy und kam heran, »ich hab einen Schlüssel.«
    Als sie sich unmittelbar gegenüberstanden, ließ Joy einen kurzen Blick über das Mädchen schweifen. Sie war stark geschminkt, die Klamotten sahen teuer aus. Die Fremde sah sie ihrerseits an, abschätzig, wie sie fand, nickte dann kurz, sagte aber nichts. Erst als sie im Treppenhaus waren, fragte sie: »Weißt du zufällig, in welchem Stock Sascha Schmidt wohnt?«
    »Du willst zu Sascha?«
    »Äh … Ja. Was dagegen?«
    »Nein, gar nicht. Komm mit, ich wohne gleich nebenan.«
    Die Fremde zögerte einen Augenblick, sagte dann: »Ach, du bist das.«
    »Ich bin was?«
    »Nichts.«
    Okay, dachte Joy, keine Ahnung, wer du bist und was du hier willst, aber eins weiß ich: Ich mag dich nicht!
    Das stimmte natürlich nur halb. Sie hatte sehr wohl eine Ahnung, wer dieses seltsame Mädchen war: die berühmte Mareike.
    »Sascha schläft wahrscheinlich, er war ziemlich fertig und hat sich hingelegt.«
    »Was du alles weißt. Sascha wartet auf mich.«
    Die spielte sich aber gewaltig auf. Kaum zu glauben, dass Sascha auf so jemanden stand. Dabei sah sie nicht mal gut aus, all ihre Schminke konnte die Härte in ihrem Gesicht nicht verbergen, einem Gesicht, das rein gar nichts Mädchenhaftes hatte. Dafür stand auf ihrer Stirn groß und breit das Wort
Zicke
geschrieben. Allerdings nur für Leute, die es sehen wollten, und zu denen gehörte Sascha anscheinend nicht.
    Schweigend stiegen sie nebeneinander die Treppe hinauf. Im dritten Stock angekommen, sagte Joy: »Da wohnt Sascha, und ich wohne hier.« Sie ging auf ihre Tür zu und zog den Schlüssel aus der Hosentasche. Als sie schon halb in der Wohnung war, fragte sie, um auch den letzten Zweifel zu beseitigen: »Du bist Mareike, oder?«
    Das andere Mädchen drehte sich um, zog die Brauen über den farblosen Augen hoch und sagte: »Ja, Joy, ich bin Mareike.«
    Erst als sie die Tür geschlossen hatte, merkte Joy, wie sehr ihr Herz raste.
Ja, Joy, ich bin Mareike
, hallte es in ihrem Kopf nach.
    Es hatte sich angehört wie: Verpiss dich aus Saschas Leben!
    Verpiss
du
dich!, dachte sie.

32
    »UND? WIE FINDEST du’s?« Zufrieden grinsend, fuhr Mareike sich mit den Fingern durch die neue Frisur. »Mutig, oder?«
    »Das

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