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Stirb mit mir: Roman (German Edition)

Stirb mit mir: Roman (German Edition)

Titel: Stirb mit mir: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Dugdall
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Hunde konnte man sich verlassen. Krishna schniefte, putzte sich die Nase, zog Daves Laptop näher heran und wartete auf Mark aus der IT -Abteilung.
    Mark war Mitte zwanzig, ein blonder Draufgänger mit einer Haartolle, die ihm in die Stirn fiel. Er schien sämtliche Frauen in der Abteilung zu kennen. Krishna beobachtete, wie er mit jeder ein paar Worte wechselte, die Hände in die Taschen seiner schwarzen Jeans geschoben. Noch immer lächelnd trat er auf Krishna zu. »Alles klar, Kumpel? Das mit Dave hat mir leid getan, muss ein Schock gewesen sein. Für den Computer brauche ich nicht lange, bin gleich wieder weg.«
    Er loggte sich als Systemadministrator in Daves Computer ein. Auf dem Bildschirmschoner erschien das Logo des Unternehmens, genau wie bei den anderen auch. Es zeigte zwei Männer von der Seite, die einander die Hand gaben. Einer stand auf einem Boot, der andere an der Anlegestelle. Darunter sah man den Firmenslogan: »Safe Harbour – eine Versicherung, bei der Sie in guten Händen sind.«
    Krishna sah zu, wie Mark die Ordner zügig auf einen USB -Stick speicherte. Er erkannte Ordnernamen, Kundennamen, den Ordner des Angestelltenhandbuchs mit Informationen über Spesenabrechnungen, Elternzeiten und die Unternehmenspolitik. Zu Letzterer gehörte auch der Punkt ›Gleichberechtigung‹. An dem hatte Krishna so seine Zweifel, denn er hatte sich nie gleichberechtigt gefühlt. Wenn er einen Fehler machte, fiel der grundsätzlich schwerer ins Gewicht als bei seinen weißen Kollegen.
    Als einer der wenigen dunkelhäutigen Angestellten bei Safe Harbour kannte er das Maß an Misstrauen, das ihm entgegengebracht wurde. Das war schon vor dem neunten September so gewesen. Danach hatte man ihn mehrfach für einen Muslim gehalten. Auch an der Uni war er stets eine Randfigur gewesen. Damals hatte er angefangen, Haschisch zu rauchen, teils zur Entspannung, teils um es wie die anderen zu machen. Er wollte dazugehören. Das war sein Problem, wie seine Eltern glaubten. Deshalb fand er angeblich auch keine nette Hindufrau, mit der er einen Haushalt gründen konnte. Jedes Telefonat beendeten die beiden mit dem Hinweis, er sei zu britisch geworden. Anscheinend konnte er es keiner Seite recht machen.
    »Bin gleich so weit«, sagte Mark, ohne aufzuschauen. Dann wirkte er verblüfft. »Hallo? Was ist das denn?«
    Krishna sah ihm über die Schulter. Der Cursor blinkte über einem Ordner mit dem Namen »Robin & Smith«.
    »Sagt dir der Name was?«, fragte Mark. »Ist das ein Kunde?« Krishna schwieg und dachte an den Briefumschlag in dem Karton. »Ich mache ihn mal auf«, fuhr Mark fort. »Dann wird er entweder gelöscht oder gespeichert.« Mit einem Doppelklick öffnete er den Ordner, wandte sich ab und trug etwas in seine Unterlagen ein.
    Krishna beugte sich vor. Der Inhalt des Ordners bestand aus nur wenigen Zeilen.
    »Ich habe noch nie Tagebuch geschrieben, deshalb bitte ich um Nachsicht. Schreiben ist nicht gerade meine Stärke, aber ich möchte, dass Sie es verstehen.«
    Krishna stieß einen Laut aus.
    Mark schaute auf. »Ist was?«
    »Nein. Das ist nur der Anfang eines Berichts. Nichts Wichtiges. Kannst du löschen.«
    Mark drückte eine Taste. Die Zeilen waren gelöscht.
    Krishna setzte sich wieder an seinen Schreibtisch und versuchte, das Ganze zu vergessen. Er blendete Mark aus, nahm seinen Stift und widmete sich seinen Zahlen.
    Eine weibliche Stimme rüttelte ihn auf. »Möchtest du einen Kaffee?« Caroline aus der Buchhaltung stand neben Mark und klimperte mit den Wimpern.
    »Klar, Süße. Mit Milch und zwei Stück Zucker.«
    Caroline warf einen Blick zu Krishna hinüber. Für einen Moment dachte er, sie würde ihm ebenfalls einen Kaffee anbieten. Vor einigen Wochen hatte er ihre Einladung, mit ihr ins Kino zu gehen, abgelehnt. Seitdem behandelte sie ihn wie Luft.
    Nun hielt sie ihm einen kleinen braunen Briefumschlag hin. »Das war für dich in der Post. War nicht frankiert, deshalb hat es eine Weile in der Poststelle rumgelegen. Ich hoffe, es ist nichts Dringendes.« Sie warf den Umschlag auf seinen Schreibtisch.
    Über seinem Namen stand »Privat und vertraulich«. Die Lasche sah aus, als sei sie geöffnet und wieder zugeklebt worden, hatte sich gewellt und an den Ecken gelöst. Krishna machte den Umschlag auf, griff hinein und ertastete etwas, das sich wie ein Päckchen Kaugummi anfühlte. Er zog es heraus. Es war ein USB -Stick in einem gefalteten Brief. Krishna klappte den Brief auf und erkannte die vertraute

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