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Stirb

Stirb

Titel: Stirb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanna Winter
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der Sprache, und erzähl mir nicht, du kreuzt hier nur so zum Spaß auf. Was willst du? Geld?« Frank war kein Typ, der lange um den heißen Brei herumredete.
    Sein Cousin sah ihn eine Sekunde lang sprachlos an, dann lachte er kopfschüttelnd.
    »Och, Frankyboy, immer noch der alte Spielverderber, was?« Neugierig spähte er über Franks Schulter ins Haus, schnupperte und rieb sich den Bauch. »Mmmh, hier riecht’s ja phantastisch! Ist das etwa Bratfisch? Mensch, hab ich einen Kohldampf! Willst du mich nicht endlich hereinbitten?«
    Widerwillig hielt Frank ihm die Tür auf.
    »Meine Lebensgefährtin Karoline und ihre Tochter Emma, der Frechdachs dahinten ist Hendrik, der Sohn unserer Nachbarn – das ist mein Cousin Arne«, stellte er sie zähneknirschend einander vor.
    »Freut mich«, lächelte Lara und stand auf, um ein weiteres Gedeck zu holen. Arne stellte sein Gepäck ab, ohne Lara auch nur einen Moment aus den Augen zu lassen. Er zog den Stuhl neben Emma zurück.
    »Ist hier noch frei, junge Dame?«
    Schüchtern nickte Emma und wandte ihren Blick ab.
    Arne warf seine ausgebeulte Lederjacke über die Lehne und nahm neben Emma Platz. »Lass mich raten, die hast du bei einem Schönheitswettbewerb gewonnen!«, schäkerte er mit einem Blick auf ihre Medaille.
    Verschämt schüttelte Emma den Kopf.
    »Die spricht nicht«, machte Hendrik sich lustig. »Die Emma ist stumm wie ’n Fisch!«
    »Hendrik!«, schritt Frank ein. »Wie oft haben wir dir schon gesagt, du sollst nicht so über Emma reden!«
    »Ja, okay, ’tschuldigung«, murrte Hendrik und wischte sich mit dem Handrücken den Mund ab.
    »Vielleicht kommuniziert sie ja bloß in einer Geheimsprache, die kleine Jungs nicht verstehen«, konterte Arne mit einem Augenzwinkern zu Emma, die sein verschwörerisches Lächeln erwiderte.
    Im nächsten Moment holte Arne einen Bleistift und einen Schmierzettel hervor und zeichnete mit wenigen schnellen Strichen eine Karikatur von Hendrik, die er Emma unter dem Tisch zuschob. Das Mädchen musste abermals schmunzeln, nahm die Zeichnung aber nicht an. Stattdessen sah Lara, wie Emma ein Stück von Arne wegrückte.
    »Und, lebst du noch in Berlin?«, fragte Frank und lehnte sich mit hinter dem Kopf verschränkten Armen in dem knarrenden Stuhl zurück.
    Alarmiert sah Lara auf. Der Teller, den sie aus dem obersten Fach des Geschirrschranks geholt hatte, rutschte ihr aus der Hand und zersprang auf den Fliesen.
    »Alles in Ordnung?«, erkundigte sich Frank.
    Mit halbgeöffnetemMund fuhr Lara herum.
    »Alles bestens.«
    Sie lächelte, ohne dass ihr danach zumute war. Ganz ruhig, bei dreieinhalb Millionen Einwohnern ist es schier unmöglich, dass er dich kennt!
    Emma sprang auf, um einen Handfeger zu holen.
    »Danke, Liebes, ich mach das schon«, meinte Lara. Sie nahm Emma den Handfeger ab und kehrte mit hochrotem Kopf rasch die Scherben auf. Die Küche kam ihr mit einem Mal ungeheuer stickig vor.
    »Klar, Frankyboy, kennst mich doch, einmal Berlin, immer Berlin«, fuhr Arne feixend fort, »außerdem wohnen da doch alle Irren.«
    Lara gab sich alle Mühe, gefasst zu bleiben, als sie ihm einen Teller Bratfisch mit Kartoffelpüree vorsetzte.
    »Und, was macht die Malerei?«, wechselte Frank das Thema. »Hast du nicht mal erzählt, du hättest ein eigenes Atelier?«
    Arne schlang den Bratfisch und das Püree hinunter, als hätte er länger nichts gegessen.
    »Ach so, das … Nein, nachdem die Mietpreise so explodiert sind, hat sich das alles nicht mehr rentiert und so«, entgegnete er und aß weiter.
    Frank verzog seine Lippen zu einem sarkastischen Lächeln. »Und was ist mit der Schauspielerei? Liegt Hollywood dir schon zu Füßen?«
    »Ach, weißt du …«, brummelte Arne und stocherte jetzt in seinem Fisch, als sei ihm der Appetit bei jener Frage abrupt vergangen.
    »Du bist Schauspieler?«, fragte Lara und nahm wieder Platz. »Meine Mutter war auch Schauspielerin«, kam es ihr unwillkürlich über die Lippen, wofür sie sich sogleich auf die Zunge biss.
    Frank sah von seinem Teller auf.
    »Deine Mutter? Ich dachte, sie war Diplomatin?«
    »Ja und?«, entgegnete sie scheinheilig. »Sie war … Wie soll ich sagen … Es war nur ein Hobby, sie hat bloß hin und wieder kleinere Rollen ergattert«, versuchte sie zu beschwichtigen und schenkte Frank ein verunglücktes Lächeln, das sich rasch wieder verflüchtigte. Sie fragte sich, wie Arne sie derart aus dem Konzept hatte bringen können.
    Glücklicherweise aßen Arne und Frank

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