Stolz und Verlangen
Eliza. »Wenn Sie das in die Wege leiten könnten, Regina, wäre ich Ihnen sehr dankbar.«
»Selbstverständlich.« Lady Collingsworth wandte sich Jasper zu. »Sie haben Gäste, Mr. Bond. Sie warten im Salon.«
Jasper antwortete auf Elizas fragenden Blick, indem er ihr den Arm reichte. Ich gehe, wohin du gehst , hatte sie gesagt, und trotz allem, was geschehen war, wollte sie ihn so schnell wie möglich heiraten. Dafür und für zahllose andere Dinge schätzte er sie ungemein.
Westfield gesellte sich der Handvoll anderer Gäste im Ballsaal zu, während Jasper und Eliza in den Salon gingen. In dem Raum befanden sich sechs Leute: die Crouch-Zwillinge, Lynd, Anthony Bell, Mrs. Francesca Maybourne und Mrs. Reynolds.
Mit hochgezogenen Brauen musterte Jasper die Gruppe und fragte sich, warum sie alle erschienen waren. Noch ehe er diese Frage stellen konnte, ergriff Eliza das Wort.
»Guten Tag, Mrs. Reynolds«, sagte sie leise. »Nach den heutigen Ereignissen habe ich nicht erwartet, Sie wiederzusehen.«
»Ich ging zu dem Juwelier«, berichtete Lynd, »doch Bell war nirgendwo zu sehen, was mir verdächtig vorkam.«
Bedrückt hörte Eliza zu, wie sich Reynolds’ tückischer Plan nach und nach entfaltete. Obwohl sie über das Scheitern dieses Plans zutiefst dankbar war, war ihr schmerzhaft bewusst, dass dies alles nicht geschehen wäre, hätte Jasper nicht beschlossen, Montague zu vernichten. Wie viel seiner Energie war diesem Unternehmen gewidmet? Würde sie jemals alles von ihm haben? Oder gehörte der größte Teil seines Herzens seiner Mutter, die von Montague zerstört worden war?
Und trotzdem gab es einen Lichtblick. Er war gekommen, um sie zu heiraten, und hatte Lynd an seiner statt auf Montague angesetzt.
»Manchmal«, sagte Jasper nachdenklich, »ist das, was zu gut ist, um wahr zu sein, genau das.«
Lynd nickte. »Es war klug von Ihnen, mir die Crouch-Brüder mitzugeben. Wir haben die Straße etwa eine Stunde lang beobachtet, und dabei fiel uns ein Landauer auf, der während der ganzen Zeit dort stand. Patrick ging daran vorbei und konnte dank seiner Größe erkennen, dass Mrs. Reynolds darin saß und eine Pistole auf dem Schoß liegen hatte. Ich schickte Peter los, um Bell zu holen, damit er die Geschichte, die sie uns erzählt hatte, bestätigte. Bell kannte die Frau überhaupt nicht, aber offenbar wusste sie genug über ihn, Sie und Montague, um den perfekten Köder auszulegen, der Sie zu dem Juwelier locken sollte. Wir brachten sie hierher, um zu sehen, was Sie von dem Ganzen halten, hatten jedoch keine Ahnung, dass Sie eine falsche Identität angegeben hatte oder dass Miss Martin sofort wissen würde, wer sie ist.«
Eliza betrachtete Anne Reynolds mit einem Gefühl, das nah an Hass grenzte, eine Emotion, die sie bisher noch nie wirklich empfunden hatte. »Wollten Sie Mr. Bond erschießen? Hatten Sie vor, ihn zu töten?«
Die brünette Frau senkte das durchweichte Taschentuch, in das sie hineinschluchzte, seit sie vom Tod ihres Gatten erfahren hatte, und bedachte Jasper mit einem vernichtenden Blick. »Das ist nicht sein Name. Seinen Vornamen kenne ich nicht, doch sein Nachname lautet Gresham. Er ist der Sohn von Diana Gresham, die die Hure des verstorbenen Lord Montague war, bis sie von einer verzehrenden Krankheit dahingerafft wurde.«
Jasper wurde beängstigend still. »Achten Sie auf Ihre Worte«, warnte er mit gefährlich sanfter Stimme.
»Ich weiß alles über Sie, Mr. Gresham«, stieß Anne hasserfüllt aus. »Ich habe Mr. Reynolds gesagt, er solle Miss Martin erzählen, was er weiß. Immerhin hat sie meinen Schwager damit beauftragt, Nachforschungen über Ihre Verbindung zu Lord Gresham im County Wexford anzustellen. ›Sag ihr, dass er nicht der ist, der er vorgibt zu sein‹, riet ich ihm, doch er meinte, er müsse Miss Martin nur davon überzeugen, dass Sie hinter ihrem Geld her sind, und dann würde Miss Martin Ihnen den Laufpass geben. Er fürchtete, Miss Martins Argwohn zu erregen, wenn sie erfahren würde, dass er Tobias nie aus Irland zurückbeordert hatte. ›Sie fragt sich sonst womöglich, welche anderen Befehle ich missachtet haben könnte‹, sagte er. Er hätte auf mich hören sollen.«
Die Anspannung im Raum war nahezu greifbar. Rasch ergriff Eliza das Wort, bevor Anne die Situation noch mehr aufheizen konnte. »Sie haben die Drohbriefe an Lord Melville geschrieben«, bemerkte sie sachlich. »Warum? Welchem Zweck sollte das dienen?«
Trotzig reckte Anne ihr Kinn in die
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