Stolz und Verlangen
Schürhaken niederschlug. Sie schaffte es gerade noch nach draußen, bevor das Feuer um sich griff. Ich habe versucht, ihn herauszuholen – doch es war zu spät.«
»Mr. Reynolds?«, fragte Eliza fassungslos.
Ihr Verwalter war bei der Überprüfung potenzieller Mieter immer äußerst gründlich vorgegangen. Bei Gott, er hatte herausgefunden, dass Jasper das Grundstück zufallen würde, das Montague an Westfield verloren hatte, obwohl die Ermittlungen äußerst kompliziert waren und er unter enormem Zeitdruck gestanden hatte. Ihm konnte unmöglich entgangen sein, dass Mrs. Pennington in Wahrheit Vanessa Chilcott war. Warum hatte er diese Information zurückgehalten? Welchen Grund hätte er haben sollen, einer Chilcott zu erlauben, ein Haus von Eliza anzumieten?
»Sie waren seine Versicherung«, sagte sie zu Vanessa. »Er hat Ihre Identität vor mir verheimlicht, um daraus Nutzen zu ziehen. Welche Rolle spielen Sie in dieser Intrige?«
»Keine.« Vanessa hob ihr Kinn. »Ich weiß noch weniger über diese Sache als Sie.«
»In welcher Verwandtschaftsbeziehung stehen Sie zu meinem Stiefvater?«
»Ich bin Ihre Stiefschwester.«
Geschockt von diesen Enthüllungen und der Tatsache, dass ihr langjähriger getreuer Verwalter sie hintergangen hatte, knickten Elizas Knie ein. Jasper konnte sie gerade noch auffangen.
Sie klammerte sich an ihn. »Ich habe ihn erst vor wenigen Stunden gesehen. Er hatte Informationen über dich. Informationen, die dazu dienen sollten, meinen Entschluss, dich zu heiraten, ins Wanken zu bringen.«
Er erstarrte. »Welche Informationen?«
»Deine Rolle bei dem Schuldschein, den Westfield von Montague erhalten hat. Er deutete an, du wolltest mich nur heiraten, um Montague als Konkurrenten auszuschalten und ihm den Zugang zu meinem Vermögen zu versperren, mit dem er den Schuldschein zurückkaufen könnte.«
»Und du hast dich davon nicht beirren lassen?«
»Nein. Und das ließ ihm vermutlich keine andere Wahl, als die Trauung in letzter Minute zu verzögern.« Sie sah zu Jasper auf, der sie mit einem dunklen, wilden Blick anschaute. »Doch damit wäre das Unvermeidliche nur etwas aufgeschoben worden. Das war ihm sicher bewusst. Was also war sein Ziel? Ich hatte nicht die Absicht, ihn aus seiner Stellung zu entlassen. An seinem Leben hätte sich nichts geändert.«
»Wir werden seine Geheimnisse aufdecken, Liebste.« Er drückte sie an sich, gab ihr ein Gefühl von Geborgenheit, wie sie es noch niemals erlebt hatte. »Das verspreche ich dir.«
16. Kapitel
Mit Westfield an seiner Seite geleitete Jasper Eliza und Vanessa Chilcott ins Melville-Haus. Aufgelöst und nach Rauch riechend, wirkten die vier in dem für die Hochzeit festlich geschmückten Haus völlig fehl am Platz. Unschlüssig blieben sie in der Eingangshalle stehen.
Lady Collingsworth kam aus dem Ballsaal geeilt, wo die Trauung stattfinden sollte, und blieb beim Anblick der kleinen Gruppe abrupt stehen. »Großer Gott«, murmelte sie. »Der Pfarrer wartet bereits, aber der Termin muss unbedingt auf einen anderen Tag verschoben werden.«
»Nein«, erwiderte Eliza zu Jaspers Erstaunen. »Wenn er noch eine Stunde warten kann, bin ich bis dahin fertig.«
»Ich schaffe es ebenfalls in einer Stunde«, warf Jasper ein.
Stirnrunzelnd musterte Lady Collingsworth Vanessa von Kopf bis Fuß.
»Regina«, sagte Eliza knapp, »darf ich vorstellen: Vanessa Chilcott, meine Stiefschwester. Vanessa, das ist die verwitwete Countess of Collingsworth.«
»Mylady«, wisperte Vanessa knicksend.
Jasper empfand Bewunderung und Stolz. Keine andere Frau hätte den Sumpf der heutigen Ereignisse so souverän durchschritten. Eliza hätte Miss Chilcott sich selbst überlassen können, nachdem sie ihre wahre Identität entdeckt hatte. Stattdessen hatte sie ihr eine einzige Frage gestellt – »Warum?« –, worauf Miss Chilcott entgegnet hatte: »Ich wollte selbstständig und unabhängig sein. Von wem könnte ich das besser lernen als von Ihnen? Und wie hätte ich das bewerkstelligen können, ohne den Namen Chilcott abzustreifen, der mir bislang nur zum Nachteil gereicht hat?«
Eliza hatte ihr angeboten, sie vorerst bei sich aufzunehmen, da ihre Wohnung und ihr ganzer Besitz den Flammen zum Opfer gefallen waren. Jasper war das nur recht, da er auf diese Weise die Frau im Auge behalten könnte, während er ihre Vergangenheit überprüfte. Morgen könnten sie andere Vorkehrungen für sie treffen.
»Miss Chilcott benötigt ein Bad und ein Zimmer«, sagte
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