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Stolz und Verlangen

Stolz und Verlangen

Titel: Stolz und Verlangen
Autoren: Sylvia Day
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mit Mr. Bond … Jasper. Doch das hieß nicht, dass ihr dieses Wohlbehagen lieber war als die Aufregung, die sie im Zusammensein mit Jasper verspürte, was keinen Sinn ergab, da sie Aufregung eigentlich nicht mochte. Das Leben ihrer Mutter war von Krisen und euphorischen Schüben geprägt gewesen, durchsetzt von hitzigen Streits und tiefer Verzweiflung. Eliza war der ständigen Dramen von Georgina Tremaine Martin Chilcott so überdrüssig gewesen, dass sie sich nach Kräften bemühte, ein zurückgezogenes Leben zu führen, das seinen gewohnten Gang nahm. Ein privates Dinner lag ihr eher als ein verschwenderischer Ball, und sie verbrachte ihre Nachmittage lieber mit einem Buch auf ihrer Boudoir-Chaiselongue als in einem der elitären Literaturzirkel. Doch eines war in der Tat seltsam: Obwohl Jasper Bond viel Unruhe in ihr beschauliches Leben brachte, gefiel es ihr, dass seine Anwesenheit so aufregend war und er sich für sie zu interessieren schien.
    Eliza wandte ihre Aufmerksamkeit wieder Mr. Reynolds zu. »Vergangene Woche erwähnten Sie, dass der Arbeitgeber Ihres Bruders gestorben sei. Ist Ihr Bruder nach wie vor auf der Suche nach einer Anstellung?«
    Die männlichen Mitglieder von Reynolds’ Familie waren alle als Verwalter für geschäftliche Angelegenheiten oder als Buchhalter tätig. Mr. Reynolds hatte ihr einmal einen seiner Brüder vorgestellt, Tobias Reynolds, der dieselben goldenen Locken und klaren grünen Augen wie Terrance hatte. Seitdem erkundigte sie sich hin und wieder nach ihm – ein wohlgemeinter, aber anstrengender Versuch, eine etwas persönlichere Ebene herzustellen – und hatte deshalb von dessen Unglück erfahren.
    »Er hilft bei unserem Vater und einem anderen Bruder aus«, antwortete Reynolds. »Aber ja, es stimmt, Tobias hat im Moment keine feste Anstellung.«
    »Ich würde ihm gern einen Auftrag geben, falls er das möchte. Er müsste eine Reise unternehmen und darauf gefasst sein, schnell wieder zu verschwinden, aber der Lohn sollte ausreichen, um diese Unannehmlichkeiten erträglich zu machen.«
    Reynolds runzelte die Stirn. »Wohin soll er reisen?«
    »Ins County Wexford. Dort lebt eine Person, über die ich gern mehr erfahren würde. Familienverhältnisse, finanzielle Situation, Ansehen in der Gemeinde und so weiter.« Eliza unterdrückte den Anflug von Unbehagen, der sie kurzzeitig überfiel. Gut, Jasper hatte gesagt, seine Vergangenheit sei irrelevant, und er war kein Mann, mit dem man sich Ärger einhandeln sollte. Doch sie hatte das Recht zu wissen, ob sie, was seine Herkunft betraf, lügen würde oder ob dieser Privatdetektiv tatsächlich mehr darstellte, als man vermuten würde. »Wie immer ist Diskretion erforderlich, in diesem Fall allerdings ganz besonders. Lord Gresham darf von meinem Interesse an seiner Person nichts mitbekommen. Und eine rasche Erledigung wird mit einem Bonus belohnt werden.«
    »Wäre es Ihnen lieber, wenn ich diesen Auftrag übernehme?«, bot er an.
    »Nein. Sie werden hier gebraucht. Übermorgen steht die monatliche Besichtigung der Immobilien an.«
    »Wie Sie wünschen, Miss Martin. Ich werde unverzüglich mit meinem Bruder sprechen.«
    »Dann besprechen Sie mit ihm auch gleich die Höhe der Reisekosten. Ich werde dafür sorgen, dass der Betrag vor seiner Abreise bereitliegt.«
    »Natürlich.« Er fragte sie nicht nach dem Grund für ihr Interesse, weshalb sie auch so gut zusammenarbeiteten. Eliza war nicht gewillt, ihre Ausgaben in irgendeiner Weise zu rechtfertigen.
    »Danke.« Sie bemühte sich um ein Lächeln. »Das wäre vorerst alles, Mr. Reynolds. Ich weiß Ihre Hilfe sehr zu schätzen.«
    Nachdem er gegangen war, warf Eliza einen Blick auf ihre Schreibtischuhr. Unwillig rümpfte sie die Nase. Der Vormittag war vorbei, und der Nachmittag verflog genauso schnell. Bald würde sie in ihrem Salon Besucher empfangen und seichte Gespräche führen, an deren Inhalt sie sich hinterher nicht mehr erinnern könnte.
    Sie war enttäuscht, dass Jasper nicht kommen würde. Dann würde der Abend spannender verlaufen. Wenn sie an all die Zerstreuungen dachte, die monotone gesellschaftliche Veranstaltungen belebten – Klavierspielen, Singen, Kartenspielen, Schach –, war es in der Tat kurios, dass ein ungehobelter muskelbepackter Mann sie mehr als alles andere interessierte.
    An manchen Tagen fand Eliza eine Kutschfahrt durch den Hyde Park sehr vergnüglich, auch wenn man wegen der Menschenmassen quälend langsam vorankam und ständig nach allen Seiten hin
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