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Stolz und Vorurteil - Vollständige Ausgabe (German Edition)

Stolz und Vorurteil - Vollständige Ausgabe (German Edition)

Titel: Stolz und Vorurteil - Vollständige Ausgabe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Austen
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erwiderte ihn so gelassen, daß sie beinahe angenommen hätte, er habe seinem Freund inzwischen die Erlaubnis zum Glücklichsein erteilt, wären nicht auch Bingleys Augen für eine Sekunde auf Darcy gerichtet gewesen, und zwar mit einem übermütigen Ausdruck gespielter Ratlosigkeit.
    Bingleys Verhalten ihrer Schwester gegenüber war dasselbe wie früher, wenn auch etwas zurückhaltender; eine aufrichtige und herzliche Verehrung sprach aus ihm. So hatte denn Elisabeth keinen Zweifel mehr daran, daß sowohl sein wie auch Janes Glück sich in nicht allzu ferner Zukunft erfüllen müsse, wenn niemand mehr sich dazwischen stellte. Sie wagte nicht, den Gedanken ganz zu Ende zu denken; doch bereitete es ihr nun große Freude, die beiden zu beobachten. Das war aber auch ihre einzige Freude, bisher, denn um ihr eigenes Glück war es heute durchaus nicht so gut bestellt: Darcy war so weit von ihr getrennt, wie es die Tischordnung nur zuließ, da er am anderen Ende der Tafel neben ihrer Mutter saß. Sie konnte daher ihre Unterhaltung nicht verstehen, aber sie bemerkte, wie selten sie miteinander sprachen und in welch höflich kühlem Ton es geschah, wenn sie es taten.
    Dennoch hoffte sie, daß der Abend noch irgendeine Gelegenheit geben werde, sie mit ihm zusammenzubringen; daß er nicht fortgehen möge, ohne mehr Worte zu ihr gesprochen zu haben als die üblichen Phrasen, die sie bei seinem Kommen gewechselt hatten. Unruhig und besorgt, wie sie war, schien sich ihr die Zeit bis zu dem zwanglosen Beisammensein nach Tisch langsamer und langweiliger dahinzuschleppen, als je zuvor; sie mußte sich zusammennehmen, um nicht unhöflich zu erscheinen.
    »Wenn er dann nicht zu mir kommt«, dachte sie, »werde ich ihn für ewig aufgeben!«
    Die Herren traten jetzt in den Salon. Zuerst sah es so aus, als sollten sich Elisabeths Hoffnungen erfüllen; aber während er noch in der Tür stand und zu ihr hinüberblickte, gerade da mußten sich alle Damen so dicht um den Tisch drängen, an dem Jane den Tee bereitete und sie selbst den Kaffee einschenkte, daß es ihm unmöglich gemacht wurde, in ihre Nähe zu gelangen. Und damit nicht genug, legte eine ihrer Freundinnen überdies noch die Hand auf ihren Arm und flüsterte ihr zu: »Die Herren dürfen sich hier nicht dazwischendrängeln und uns trennen; wir wollen sie hier doch gar nicht haben, nicht wahr?«
    Darcy war inzwischen auf die andere Seite des Zimmers gegangen; Elisabeth folgte ihm mit den Augen, war eifersüchtig auf alle, mit denen er sich unterhielt, ärgerte sich über jeden Menschen, dem sie Kaffee eingießen mußte, und war dann wieder wütend auf sich selbst, weil sie so töricht war.
    »Ein Mann, der einmal abgewiesen worden ist! Wie kann ich nur so kindisch sein und glauben, er liebte mich noch! Wahrscheinlich gibt es auf der ganzen Welt keinen Mann, der es nicht für charakterlos halten würde, ein und derselben Frau zum zweitenmal einen Antrag zu machen! Nichts kann die Eitelkeit der Männer so tief verletzen wie die Kränkung, nicht erhört zu werden!«
    Nichtsdestoweniger schöpfte sie wieder etwas Mut, als er selbst herüberkam, um seine Tasse abzusetzen; sie ergriff die Gelegenheit und fragte ihn:
    »Ist Ihre Schwester noch auf Pemberley, Mr. Darcy?«
    »Ja, sie will bis Weihnachten bleiben.«
    »So ganz allein? Ihre Freundinnen sind doch sicher schon lange fort.«
    »Mrs. Annesley ist ja bei ihr. Die anderen sind allerdings schon vor drei Wochen abgereist.«
    Jetzt fiel ihr nichts mehr ein, was sie ihm hätte sagen können; wenn er sich wirklich mit ihr zu unterhalten wünschte, dann konnte er sich ja jetzt ein wenig anstrengen. Aber er stand nur einige Minuten schweigend neben ihr; und als eine von ihren Freundinnen anfing, mit ihr zu flüstern, entfernte er sich wieder.
    Als das Tee- und das Kaffeegeschirr fortgeräumt war und die Kartentische aufgestellt wurden, hoffte Elisabeth noch einmal, daß er sich jetzt zu ihr setzen werde; aber auch diese letzte Hoffnung wurde zunichte, denn er fiel der Whistleidenschaft ihrer Mutter zum Opfer, die bald alle diejenigen von ihren Gästen, die das Spiel beherrschten, um sich versammelt hatte. Damit war das Urteil über diesen Abend endgültig gesprochen: nicht einmal Elisabeth konnte sich noch eine Möglichkeit denken, die zu einer Umbesetzung der Tische führen konnte; und daß er so oft zu ihr herübersah und deswegen vermutlich ebenso schlecht spielte wie sie selbst, konnte unter diesen betrüblichen Umständen nicht als

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