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Stoner: Roman (German Edition)

Stoner: Roman (German Edition)

Titel: Stoner: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Williams
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aber viel. Wenn sie allerdings lächelte, dann war es, als huschte ein Geist über ihr Gesicht. Einmal war Edith oben, als William seiner Tochter im Wohnzimmer begegnete. Schüchtern lächelte Grace ihm zu, woraufhin er sich unwillkürlich auf den Boden kniete und sie umarmte. Er spürte, wie sich seine Tochter versteifte, und merkte ihrem bestürzten Gesicht an, dass sie Angst hatte, also stand er auf,wich behutsam von ihr zurück, sagte irgendetwas Belangloses und zog sich in sein Arbeitszimmer zurück.
    Am Morgen nach diesem Vorfall blieb er am Frühstückstisch sitzen, bis Grace zur Schule gegangen war, obwohl er wusste, dass er sich zu seinem Seminar um neun Uhr verspäten würde. Nachdem Edith ihre Tochter zur Tür gebracht hatte, kam sie nicht ins Esszimmer zurück; sie ging ihm aus dem Weg. Also betrat er das Wohnzimmer, in dem seine Frau mit einer Tasse Kaffee und einer Zigarette auf dem Sofa saß, und sagte ohne jede Einleitung: »Edith, mir gefällt nicht, was mit Grace passiert.«
    Wie auf ihr Stichwort hin sagte sie: »Was meinst du?«
    Er setzte sich ans andere Ende des Sofas, weit fort von ihr. Ein Gefühl der Hilflosigkeit überkam ihn. »Du weißt, was ich meine«, sagte er müde. »Lass ihr ein wenig Luft. Nimm sie nicht so hart ran.«
    Edith drückte ihre Zigarette auf dem Unterteller aus. »Grace ist es noch nie besser gegangen. Sie hat jetzt Freundinnen und Sachen, mit denen sie sich beschäftigen kann. Ich weiß, du bist viel zu beschäftigt, um so etwas wahrzunehmen, aber … dir muss doch auch aufgefallen sein, dass sie in letzter Zeit viel mehr aus sich herausgeht. Und sie lacht. Früher hat sie nie gelacht. Fast nie.«
    William betrachtete sie in stillem Erstaunen. »Glaubst du das wirklich?«
    »Natürlich glaube ich das«, sagte Edith. »Ich bin ihre Mutter.«
    Und sie glaubte es tatsächlich, begriff Stoner. Er schüttelte den Kopf.
    »Ich habe es mir nie eingestehen wollen«, sagte er, innerlich fast ruhig, »aber du hasst mich, nicht wahr, Edith?«
    »Was?« Das Erstaunen in ihrer Stimme war echt. »Ach, Willy!« Sie lachte laut und hemmungslos. »Sei doch kein Narr. Natürlich nicht. Du bist mein Mann.«
    »Lass es nicht an dem Kind aus.« Er konnte das Zittern in seiner Stimme nicht länger verhindern. »Das brauchst du nicht mehr, das weißt du. Nimm alles, nur nicht das Kind. Wenn du Grace weiter so missbrauchst, dann werde ich …« Er sprach nicht zu Ende.
    Nach einem Moment fragte Edith: »Was wirst du dann?« Sie sprach leise und ohne ihn provozieren zu wollen. »Alles, was du tun kannst, ist, mich zu verlassen, und das würdest du nie tun. Das wissen wir beide.«
    Er nickte. »Wahrscheinlich hast du recht.« Blindlings stand er auf, ging in sein Arbeitszimmer, holte den Mantel aus dem Schrank und griff nach der Mappe, die auf ihrem Platz neben dem Schreibtisch lag. Als er durchs Wohnzimmer kam, wandte sich Edith noch einmal an ihn.
    »Ich würde Grace nie wehtun, Willy. Das solltest du wissen. Ich liebe sie. Schließlich ist sie meine Tochter.«
    Er wusste, dass das stimmte; sie liebte Grace, und diese Einsicht trieb ihm fast die Tränen in die Augen. Er schüttelte den Kopf und ging nach draußen.
    Als er an diesem Abend nach Hause kam, musste er feststellen, dass Edith tagsüber mithilfe eines Arbeiters aus der Nachbarschaft all seine Habe aus dem Arbeitszimmer geräumt hatte. In einer Ecke des Wohnzimmers zusammengedrängt standen Schreibtisch und Sofa, drum herum lagen in achtlosem Durcheinander Kleider, Papiere und all seine Bücher.
    *
    Da sie jetzt mehr Zeit zu Hause verbringe, habe sie (erzählte sie ihm) sich entschlossen, wieder mit dem Malen und der Bildhauerei zu beginnen; und sein Arbeitszimmer mit dem Fenster nach Norden sei nun mal das einzige Zimmer im Haus mit anständigem Licht. Sie wusste, umzuziehen mache ihm nichts aus; er könne ja den Wintergarten hinten im Haus nutzen, der sei weiter vom Wohnzimmer entfernt, also hätte er da auch mehr Ruhe für seine Arbeit.
    Doch der Wintergarten war so klein, dass er seine Bücher nicht ordentlich darin unterbringen konnte; außerdem gab es dort weder Platz für seinen Schreibtisch noch für das Sofa, weshalb er beides im Keller lagern musste. Im Winter war der Raum schwierig zu heizen, und im Sommer, das wusste er, fiel das pralle Sonnenlicht so auf die Glasscheiben, dass der Raum nahezu unbewohnbar sein würde. Trotzdem arbeitete er dort mehrere Monate. Er besorgte sich einen kleinen Tisch, den er als Schreibtisch

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